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Predigt:

1. Fastensonntag C (04.03.2001)

L1: Dtn 26,4-10; L2: Röm 10,8-13; Ev: Lk 4,1-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was ist eine Versuchung? Dieses Wort bezeichnet eine ganz eigene Art von Verlockung für den Menschen. Wenn er ihr nachgibt und das tut, wozu er im biblischen Sinn des Wortes „versucht“ wird, dann sündigt er. Er kommt vom rechten Weg ab und tut nicht das Gute, sondern das Böse. Er geht in die Irre. Das Verlockende und scheinbar Gute der Versuchung erweist sich im Tun und danach als das Böse. Wachsamkeit ist angesagt!

Eine solche Situation, wie wir sie alle kennen – daß wir in bestimmte Versuchungen geraten, das Gute zu unterlassen und das Böse zu tun –, hat auch Jesus Christus freiwillig für uns erfahren und auf sich genommen. Er war Mensch wie wir und ist in allem uns gleich geworden, außer der Sünde. Er kannte nicht das, was wir das ungeordnete Begehren nennen, denn er war allezeit – auch als Mensch – ganz mit seinem himmlischen Vater verbunden. Und dennoch: Dieser himmlische Vater ließ es zu, daß sein eingeborener Sohn als Mensch vor seinem öffentlichen Auftreten vom Teufel in Versuchung geführt wurde.

Was sind die Angriffspunkte des bösen Feindes, mit denen er unseren Herrn vom rechten Weg abbringen wollte? Und vor allem: Wie hat Jesus den Teufel besiegt und den Versuchungen Widerstand geleistet?

Da ist zuerst die körperliche Bedürftigkeit. Jesus hatte 40 Tage gefastet und sich in die Wüste zurückgezogen. Nun war er hungrig. Der Teufel nimmt dies zum Anlaß, ihn aufzufordern, er solle die Steine in Brot verwandeln. Dies wäre ohne weiteres in der Macht Jesu gestanden. Und doch: Er, der getreue Sohn des Vaters im Himmel, weiß, daß er seine Macht nicht mißbrauchen darf. Seine Wunderkraft ist nicht dazu da, um ein außerordentliches Spektakel zu inszenieren. Und hier besteht – trotz des großen Hungergefühls – keine Notlage, in der der Herr seine Wundergabe einsetzen will. Darum spricht er zum Versucher: Nicht nur vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.

Die zweite Versuchung, in die der Teufel den Herrn führt, ist noch wesentlich eindrucksvoller und suggestiver. Er zeigt ihm von einem hohen Berg aus alle Reich der Welt und verspricht, ihm diese zu geben, wenn er niederfällt und ihn anbetet. Doch auch hier bleibt Jesus dem Willen seine himmlischen Vaters treu. Nur Gott allein darf man anbeten und ihm allein dienen!

Eine dritte Versuchung erwartet unseren Herrn Jesus Christus. Der Teufel stellt ihn auf den Tempel von Jerusalem und fordert ihn dazu auf, die Macht Gottes zu erproben: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab.“ Ihm kann ja ohnehin nichts geschehen. Und doch: Für Jesus ist klar – Gott darf man nicht auf die Probe stellen und herausfordern!

Erst danach läßt der Teufel von ihm ab.

Was kann uns das heutige Evangelium zu Beginn der Fastenzeit sagen? Zum einen liegt darin ein großer Trost, da wir wissen, daß wir in der Versuchung die Hilfe Gottes empfangen. Dies gilt allerdings nur, wenn wir die Versuchung nicht selber leichtfertig herbeigeführt haben und wenn wir darum beten, daß uns Gottes Gnade beisteht. Wachet und betet allezeit! sagt Jesus einmal. Das betrifft auch uns.

Das Evangelium von der Versuchung des Herrn macht uns aber auch bewußt, welch großen Auftrag unser Herr Jesus Christus zu erfüllen hatte. Es war die Erlösung der Menschen, von der ihn der Teufel abzubringen versuchte. Es gelang ihm nicht, da der vollkommene Gehorsam der Liebe gegenüber dem Willen des himmlischen Vaters bei Jesus stärker war als alle momentane Verlockung irdischer Verheißungen.

Auch wir werden in der Versuchung letztlich nur dann bestehen können, wenn unser Herz in Gottes Liebe verankert ist. Nur dann, wenn wir fest davon überzeugt sind, daß es uns bei Gott an nichts fehlen wird, werden wir die Kraft haben, allem Bösen zu widerstehen und mit Entschiedenheit immer neu das Gute zu tun!

Rufen wir gleichsam als Gegenmacht zu den Einflüssen des Teufels (den es wirklich gibt!) die heiligen Engel an. Sie mögen uns durch ihre Fürsprache immer wieder zu Gott hinführen, dem allein wir dienen sollen. Wer Gott dient und ihn als Herrn anerkennt, wird wahrhaft frei. Er empfängt Leben und Segen in Fülle. Dies möge uns geschenkt werden auf die Fürbitte der Engel und Heiligen, besonders der Jungfrau und Gottesmutter Maria. Amen