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Predigt:

Die Liebe Christi ist siegreich

20. Sonntag im Jahreskreis C (14.08.2016)

L1: Jer 38,4-6.8-10; L2: Hebr 12,1-4; Ev: Lk 12,49-53


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist“ (Hebr 12,1b)!

Wir sind überrascht, dass wir diese Worte in der Lesung dieses Sonntags aus dem Hebräerbrief finden. In den Tagen der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro würde wir diese Aufforderung und Ermutigung eher dort ansiedeln. Sie klingt wie der Motivationsimpuls eines Trainers, der zu den von ihm betreuten Athleten sagt: Was jetzt nottut, ist Ausdauer. Denn nur dann können wir den Lauf gewinnen!

Das christliche Leben wird im Hebräerbrief mit einem Wettkampf verglichen. Es geht nicht um einen vergänglichen Siegeskranz, nicht um olympische Medaillen oder Preisgelder, sondern um den Kranz des ewigen Lebens, den uns Gott schenkt. Dabei muss klar sein: Unser Sieg gründet nicht in eigener Leistung, sondern in der Teilhabe am Ostersieg Christi, der am Kreuz sein Leben für uns hingegeben und es in der Auferstehung von den Toten auf völlig neue Weise zurückerhalten hat. Jesus, der „Urheber und Vollender des Glaubens“, hat ja – wie es im Hebräerbrief heißt – „angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt.“ (Hebr 12,2)

Nicht das Kreuz als solches ist also motivierend, sondern Jesus selbst hat dieses Kreuz auf sich genommen „angesichts der vor ihm liegenden Freude“! Wenn wir im Leben Christus nachfolgen wollen und dabei täglich unser Kreuz auf uns nehmen, dann gilt es genau diese Freude, die Gott uns schenken will, stets neu in den Blick zu nehmen. Denn wer nur die Bedrängnis sieht und das Schwere, der verzagt leicht; er ist entmutigt und meint, er könne das Ziel nie erreichen. Doch wo die Freude, die Gott uns schenkt, im Herzen gegenwärtig bleibt, da können wir auch so manches Ungemach auf uns nehmen; da wird uns dieses oder jenes Hindernis nicht vom guten Weg des Glaubens abbringen können.

Wenn wir an Jesus Christus denken, „der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat, dann“ werden wir „nicht ermatten und den Mut nicht verlieren.“ (Hebr 12,3) So wieder der Hebräerbrief!

Das Leben – ein Wettkampf mit einem großartigen Ziel, in dem wir gestärkt werden durch Gottes Gnade und in dem wir mit Jesus Christus siegen können „im Kampf gegen die Sünde“ (Hebr 12,4). Dies ist ein großartiges Bild, das uns die Heilige Schrift vorgibt und uns auch im Blick auf die Olympischen Spiele von Rio und andere sportliche Wettkämpfe an das Bleibende und Ewige denken lässt: eben an unsere Berufung zur Teilnahme an der Freude des Himmelreiches!

Vielleicht können wir jetzt auch das Evangelium dieses Sonntags besser verstehen. Dort ist ja die Rede davon, dass die Zugehörigkeit zu Jesus Christus und das Bekenntnis zu ihm nicht immer eine ruhige, friedvolle Angelegenheit ist. Sogar Entzweiungen und Spaltungen im engsten Familienkreis sind vorhergesagt, und das klingt nicht unbedingt einladend. Ist Jesus, der von sich sagt, er sei gekommen, „Feuer auf die Erde zu werfen“ (Lk 12,49), hier nicht zu radikal? Können wir uns unbesehen mit seinen Worten identifizieren, in denen er sagt, er sei nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern Spaltung (vgl. Lk 12,51)? Geben solche Formulierungen nicht jenen Recht, die in der Religion als solcher die Wurzel und den Keim des Unfriedens, ja der Gewalt und des Terrors sehen?

Sein eigenes Leben und Sterben gibt uns Aufschluss darüber, wie Jesus dies gemeint hat. Natürlich ist der gesellschaftliche und häusliche Friede ein hohes Gut. Doch gibt es Situationen, wo wir Farbe bekennen müssen, und dies selbst um den Preis des Nicht-Verstanden-Werdens, der Ablehnung und der Ausgrenzung. Die wahre Ursache für den Unfrieden und die Spaltung liegt freilich nicht bei dem, der an der Wahrheit Christi festhält, sondern bei jenen, die diese Wahrheit nicht hören wollen. Sie wenden Gewalt an gegen jene, welche sie durch Wort und Tat verkünden und bezeugen.

Nicht Jesus selbst oder seine Jünger bedienen sich der Gewalt: dies ist ihnen jedenfalls untersagt. Sondern vielmehr können sie aufgrund ihrer klaren Linie im Bekenntnis des Reiches Gottes zu Opfern der Gewalt werden, und dies geschieht in der Welt ja vielfach, wenn wir daran denken, dass so viele Christen wie nie zuvor in der Welt diskriminiert und um ihres Glaubens willen verfolgt werden.

Doch selbst mit diesen Worten will Jesus Christus seine Zuhörer nicht entmutigen. Im Gegenteil: Dies alles kann uns bereit machen für den Ernstfall und dann im Glauben stärken. Denn gerade hier erfahren die Jünger Jesu den Beistand des Heiligen Geistes, der ihnen Standhaftigkeit verleiht und zum Bekenntnis in Wahrheit und Liebe befähigt.

Ein solch großer Märtyrer der Nächstenliebe war der hl. Pater Maximilian Kolbe, der vor genau 75 Jahren (am 14. August 1941) im Hungerbunker von Auschwitz durch eine Todesspritze ermordet wurde und so sein Leben hingegeben hat. Er tat dies für Christus und speziell für einen Familienvater, da Pater Maximilian Kolbe sich stellvertretend für diesen bereit erklärt hatte zu sterben.

Die Liebe Christi ist auch dort, wo sie Gewalt erleidet und wo ihr Widerspruch zuteilwird, letztlich siegreich! Amen.