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Predigt:

Mutter Teresa von Kalkutta - ein Leben in der Ganzhingabe an den Herrn

23. Sonntag im Jahreskreis C (04.09.2016)

L1: Weish 9,13-19; L2: Phlm 9b-10.12-17; Ev: Lk 14,25-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Von der Weisheit Gottes ist in der ersten Lesung die Rede. Sie übersteigt alles menschliche Begreifen; wunderbar sind die Wege des Herrn!

Die zweite Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Philemon zeigt uns, dass Gott allen Menschen dieselbe Würde geschenkt hat. Auch die Sklaven, die es damals gemäß der antiken Gesellschaftsordnung noch gab, sind als Brüder und Schwestern in Christus anzunehmen.

Im Evangelium nach Lukas lädt uns Jesus ein, täglich unser Kreuz zu tragen und in allem auf Gottes Liebe zu vertrauen. Die Ganzhingabe an Gott kann auch besondere Wege der Nachfolge Christi miteinschließen. Einen solchen Weg ist Mutter Teresa von Kalkutta gegangen, die an diesem Sonntag von Papst Franziskus heiliggesprochen wird. Es ist erst 19 Jahre her, dass sie am 5. September 1997 verstorben ist. Viele haben sie persönlich gekannt und erlebt.

Als Mutter Teresa von Kalkutta am 15. März 1988 das Stift Heiligenkreuz besuchte, waren viele Menschen aus Nah und Fern – an die 2000 – in die Stiftskirche gekommen; auch ich durfte damals als Student der Theologie dabei sein. Nach der feierlichen heiligen Messe, bei der die Mönche auf Latein die feierlichen Gregorianischen Choräle sangen, wurde der kleinen und zierlichen Ordensfrau das Wort erteilt. Sie sprach einfach, aber zu Herzen gehend auf Englisch; ihre Worte wurden von P. Walter Ludwig OCist direkt übersetzt.

Von der Liebe zu Jesus Christus und von der Liebe zu den Ärmsten der Armen sprach sie. Ihre Worte waren ungekünstelt und direkt. Sie scheute sich nicht, ihren Glauben an Jesus Christus, den Erlöser der Menschen, zu bekennen, der als kleines Kind zu uns Menschen kommen wollte, empfangen vom Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau Maria.

Zugleich lud sie alle Anwesenden dazu ein, das Bild Gottes in jedem Menschen zu erkennen. In jedem Menschen begegnen wir Christus, und ihr Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe hatte es sich zur Aufgabe gemacht, gerade die Ärmsten und Verlassensten aufzusuchen und ihnen Trost und Liebe zu spenden.

Mutter Teresa sprach auch vom Weg zum wahren Frieden. Diesen sah sie verbunden mit der unbedingten Achtung jedes Menschenlebens, von der Empfängnis bis zum Tod. Abtreibung und Euthanasie sah sie als Hauptfeinde des Friedens an; denn wo die Achtung des Lebensrechtes der Ungeborenen und der alten Menschen verschwindet, da wird der Mensch zum Feind des Menschen.

Ein besonderes Anliegen war der heute von Papst Franziskus heiliggesprochenen Mutter Teresa die Anbetung Jesu Christi des Herrn im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Damit verband sie die würdige Mitfeier der heiligen Messe und den ehrfurchtsvollen Empfang der heiligen Kommunion. Denn diese Kraftquellen des geistlichen Lebens sah sie als unerlässlich an, um im Leben bestehen zu können.

Mutter Teresa war ein Mensch, der Freude und Hoffnung aus dem Glauben an Jesus Christus vermittelte. Ihre Botschaft war einfach und konnte doch alle Menschen ansprechen und erreichen. Im „Jahr der Barmherzigkeit“ zeigt uns Mutter Teresa, worin eben diese christliche Tugend besteht.

Wenn uns die Kirche diese demütige Ordensfrau, die ihr Leben zu einer Gabe der Liebe für andere gemacht hat, nunmehr als Heilige des Himmels vorstellt, dann heißt dies nicht, dass sie uns in ihrer Menschlichkeit entrückt ist. Vielmehr wird die heilige Mutter Teresa fürbittend alle Anliegen der Menschen vor Gott bringen, und ihr Leben auf Erden bleibt eine bleibende Inspirationsquelle auch für uns.

Auch wir sind ja eingeladen, Gott in allem zu lieben und im Nächsten das Bild Gottes zu sehen. In jedem Bruder, in jeder Schwester begegnen wir Christus, dem Herrn. Das Gute, das wir dem Mitmenschen erweisen, erweisen wir gleichsam Gott. Gott ist nicht auf uns angewiesen, denn er ist vollkommen. Doch der Bruder oder die Schwester in Not braucht uns, und Gott nimmt diesen stellvertretenden Dienst so an, als würden wir ihm selbst in Liebe all das Gute erweisen, was wir dem Mitmenschen tun. Gott ist Liebe, und er hat uns in Liebe erwählt und wir sind zur Liebe berufen.

Das Beispiel Mutter Teresas lädt uns ein zu gelebter Mitmenschlichkeit um Christi willen. Zugleich ist es auch eine Erinnerung daran, dass wir unser Herz in Gottes Liebe verankern sollen. Das Gebet darf und soll daher nicht fehlen; ebenso wenig die sonntägliche und wenn möglich auch werktägliche Mitfeier der heiligen Messe, ja auch der öftere Besuch des Herrn, der unter der Gestalt des Brotes im Tabernakel gegenwärtig ist und auf uns wartet.

Nur wenn wir das Leben des Menschen vorbehaltlos schützen und fördern – von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod –, werden wir für die Zukunft der Menschen, ja insgesamt unserer Erde wirksam Sorge tragen. Dabei gilt es die Ehen und Familien zu stärken. Der wahre Friede kommt aus der Gemeinschaft mit Gott, und er ist nur möglich, wenn wir einander achten und in Liebe begegnen. Heilige Mutter Teresa von Kalkutta, bitte für uns!