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Predigt:

Herr, stärke unseren Glauben!

27. Sonntag im Jahreskreis C (06.10.2019)

L1: Hab 1,2-3; 2,2-4; L2: 2 Tim 1,6-8.13-14; Ev: Lk 17,5-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ So heißt es im Hebräerbrief, „denn wer hinzutreten will zu Gott, muss glauben, dass er ist und dass er die, die ihn suchen, belohnen wird.“ (Hebr 11,6).

Ja, vom Glauben ist unsere Beziehung zu Gott ganz wesentlich abhängig. Denn Gott sehen wir nicht und dennoch glauben wir an ihn. Hier nochmals der Hebräerbrief: „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ (Hebr 11,1).

Auf das Zeugnis Gottes hin und im Vertrauen auf ihn, der wahrhaftig ist und nicht in die Irre führen kann, nehmen wir sein Wort an und glauben an ihn. Der Glaube ist gleichsam das Tor zur ewigen Seligkeit, weil er uns mit Gott verbindet.

Dies haben auch die Jünger Jesu erkannt und darum eine besondere Bitte an ihn gerichtet, von der im Evangelium dieses Sonntags die Rede ist: „Stärke unseren Glauben!“ (Lk 17,5)

In dieser Bitte kommt klar zum Ausdruck, dass der Glaube eine Gnade ist und insofern von Gott geschenkt werden muss. Der Mensch aber soll mit der Gnade mitwirken; er kann sich auch weigern, Gott Glauben zu schenken. Wir sind vernünftige und frei Wesen, und Gott nimmt uns ernst in unserem Eigensein. Wer sich im Glauben auf Gott einlässt, anerkennt ihn als den Herrn. Und doch liegt gerade in dieser Anerkenntnis der Weg zur wahren Freiheit. Indem wir glauben, bestätigt Gott aufs Neue unsere Würde. Wir sind nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen, und im Glauben an den Sohn Gottes Jesus Christus empfangen wir das göttliche Leben, welches uns zu Kindern Gottes macht.

Der Glaube ist gemeinschaftsstiftend. Wir werden einbezogen in die Gemeinschaft mit Gott und in die Gemeinschaft aller Glaubenden, also in die Kirche. „Wer glaubt, ist nie allein“, singen wir im Lied (Gotteslob 927). Wenn ein Mensch meint, er könne den Glauben bewahren, ohne der Gemeinschaft der Kirche anzugehören, dann ist das ein Missverständnis. Denn unseren Glauben haben wir ja gerade von der Kirche empfangen!

Indem uns die Apostel und ihre Nachfolger – also die Bischöfe – sowie alle jene, die an Christus geglaubt haben, diesen Glauben weitergegeben haben, ist er auch zu uns gelangt. So vertrauen wir auf das Wort Gottes und bauen unser Leben auf dieses Fundament. „Herr, stärke unseren Glauben!“

Diese Glaubensstärkung ist insbesondere nötig angesichts der vielen Herausforderungen und Anfechtungen, denen der Glaube immer wieder ausgesetzt ist. Die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Habakuk beschreibt die Prüfung eines glaubenden Menschen angesichts des schreienden Unrechts, welches sich in der Welt vorfindet. Wann wird Gott endlich eingreifen; wann wird er Abhilfe schaffen? Die Antwort lautet sinngemäß, dass die Geschichte der Welt der Vollendung entgegen geht, welche Gott allein bewirken wird. Dann aber gilt: „Der Gerechte bleibt wegen seines Glaubens am Leben.“ (Vgl. Hab 2,4)

So gesehen ist der Glaube an Gott das Kostbarste, was wir hier auf Erden besitzen. Gemeint ist hier ein von der Liebe durchformter Glaube, der sich in der Hoffnung bewährt und auf diese Weise immer wieder Zukunft von Gott her schenkt.

Ist es nicht auch in der Kirche stets entscheidend, den Glauben zu bewahren? Hier geht es freilich nicht bloß um ein Festhalten an dem, was uns von Christus geschenkt worden ist, sondern um ein Leben aus dem Glauben. Eben deshalb wird der Adressat in der Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus aufgefordert, jene Gnade Gottes wieder neu zu entfachen, die ihm durch die Auflegung der Hände des Apostels zuteil geworden ist (vgl. 2 Tim 1,6). Gott gibt die Kraft zum Zeugnis für das Evangelium, wenn nötig auch unter Leiden und in Bedrängnissen. Wir denken hier an jene Christen, die um ihres Glaubens willen Verfolgung leiden müssen.

Auch in unserem säkularen Umfeld ist es mitunter nicht leicht, sich als gläubiger Christ zu bekennen. Und doch ist es so wichtig, dass es wieder Familien gibt, welche gemeinsam den Sonntagsgottesdienst besuchen und mitfeiern sowie das Gebet zuhause pflegen. Wir brauchen Menschen, die sich auch im öffentlichen Leben und in der Politik für die christlichen Werte einsetzen und auf diese Weise beitragen zu mehr Menschlichkeit und zu gegenseitiger Annahme. Denn das, was die Gesellschaft im Guten zusammenhält, kann man nicht einfach gesetzlich verordnen. Es braucht innere Haltungen, nämlich vor allem Gerechtigkeit, Solidarität und Liebe, sodass alle beitragen zum gemeinsamen Wohl.

Geben wir also Gott die Ehre und freuen wir uns über das Geschenk des Glaubens. Der Monat Oktober wird nach dem Wunsch von Papst Franziskus als außerordentlicher Monat der Weltmission begangen. Die von ihm formulierte Gebetsmeinung lautet: „Wir beten zu Gott, unserem Vater, dass der Heilige Geist einen mutigen missionarischen Aufbruch in der Kirche entfacht.“

Ja, beten wir darum! Dann geschieht wahre Erneuerung in Kirche und Gesellschaft. Es wird uns Mut und Hoffnung vermittelt, denn der Glaube hat auch dann Bestand, wenn es Hindernisse und Schwierigkeiten gibt, die sich ihm entgegen stellen. „Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen Zweifel“, so hat es John Henry Newman formuliert, welcher aus ganzem Herzen nach der Wahrheit gesucht hat und sie schließlich im katholischen Glauben gefunden hat. John Henry Newman wird übrigens am 13. Oktober während der Amazonas-Synode von Papst Franziskus heiliggesprochen. In diesem Sinn rufen wir alle Heiligen des Himmels um ihre Fürbitte bei Gott an, besonders die Gottesmutter Maria.

O Gott und Herr, stärke und vermehre auch unseren Glauben. Amen.