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Predigt:

2. Sonntag im Jahreskreis C (14.01.2001)

L1: Jes 62,1-5; L2: 1 Kor 12,4-11; Ev: Joh 2,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Jesus öffentlich aufzutreten begann, um das Evangelium vom Reich Gottes zu verkünden, da trat Johannes der Täufer in den Hintergrund. Er war es ja gewesen, der die Menschen auf den Messias vorbereitet hatte. Nun war der Messias gekommen, den er vorausgesagt hatte. Auf ihn sollten die Menschen nun hören!

Darum werden manche nicht schlecht gestaunt haben, als Jesus mit seinen Jüngern und seiner Mutter Maria an einer Hochzeit teilnahm, zu der er eingeladen war. Dies wäre für Johannes kaum vorstellbar gewesen, der ein überaus asketisches Leben führte, in der Wüste lebte und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte.

Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist gekommen, um das Leben mit uns Menschen zu teilen. Für ihn hat die eheliche Liebe einen hohen Stellenwert, was er durch die Anwesenheit bei der Hochzeit von Kana zeigt. Zugleich ist dies für ihn ein Anlaß, die Menschen noch mehr hinzuführen zum dreifaltigen Gott, der die Quelle und der Ursprung jeder menschlichen Liebe ist!

Wir kennen die eben im Evangelium gehörte Begebenheit bei dieser Hochzeit: Der Wein geht aus, die Brautleute geraten in Verlegenheit. Hier wirkt Jesus sein erstes Wunder. Diese Verwandlung von Wasser in Wein ist für ihn aber keineswegs wie ein „Zauberkunststück“. Der Sohn Gottes ist nicht gekommen, um die Leute durch irgendwelche Tricks zu verblüffen. Es ist vielmehr ein echtes Wunder, an dem sich die Größe der Liebe Gottes zeigt. Wunder sind beim Evangelisten Johannes, der uns das Geschehen beschreibt, „Zeichen“ für jenes Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Jetzt ist das Reich Gottes nahe!

Ist nicht der Wein, den Jesus hier so wunderbar bereitstellt und den Feiernden schenkt, ein Bild für die Liebe Gottes, aber auch für die Zuneigung und Hingabe der Brautleute? Ihre Liebe soll nie erkalten oder ausgehen wie der Wein, sondern sich stets vertiefen und vermehren. Das ist nur möglich, wenn die Eheleute in Verbindung bleiben mit Gott. Er muß in ihrem Bund der Dritte sein. Dabei ist Gott kein „Störfaktor“, der von außen hinzutritt, sondern er ist immer schon im Zentrum jeder echten menschlichen Liebe anwesend. Er selber ist ja die Liebe und das Leben!

Der Sohn Gottes bestätigt durch seine Anwesenheit bei der Hochzeit von Kana den Bund der Liebe, den Mann und Frau im Angesicht Gottes miteinander schließen. Der Schöpfer hat den Menschen als Mann und Frau gewollt, die einander beistehen und in Liebe miteinander verbunden sein sollen, um Kindern das Leben zu schenken. Dieser Bund entspricht der natürlichen Ordnung des Menschseins. Doch er bedeutet noch viel mehr: Die Ehe ist heilig, sie ist ein Sakrament, wenn sie zwischen Christen geschlossen wird, die durch die Taufe geheiligt sind. Auf diese Weise wird die menschliche Liebe in allen ihren Dimensionen – auch in Hinblick auf den Leib und die sexuelle Vereinigung – zu einem Bild für die Liebe Gottes, ja noch mehr: Gott selber wird in der Liebe der Eheleute erfahren und heiligt dadurch die Ehepartner und ihre Kinder!

Gott beruft die Menschen zu wahrer Gemeinschaft der Liebe und des Lebens. Diese ist in der Ehe verwirklicht, in der sich Mann und Frau die gegenseitige Treue versprechen, bis der Tod sie scheidet. Es ist ein Bund der Liebe, in dem einer sich dem anderen schenkt und die Ehepartner auf diese Weise ihre menschliche und christliche Vollendung finden. Hingabe ist das Gesetz des Lebens; je mehr ein Mensch bereit ist, sich selbst zu einer Gabe für den anderen zu machen, desto mehr reift er heran zur Vollendung der Liebe.

Noch etwas fällt uns bei der Hochzeit von Kana auf: Jesus Christus wirkt das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein nicht sofort, sondern erst auf Bitten seiner Mutter Maria. Sie tritt zu Jesus hinzu und macht ihn auf die Not der Brautleute aufmerksam: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Das genügt. Sie braucht ihm nicht zu sagen, was er tun soll. Das weiß er selber am besten. Maria gibt aber den dabeistehenden Dienern einen Rat. Sie sagt: „Was er – Jesus – euch sagt, das tut.“ Ihm sollen sie vertrauen, denn er wirkt und will nur Gutes! Als Jesus dann die Anweisung gibt, Wasser in die leeren Krüge zu füllen, da gehorchen diese, auch wenn sie momentan den Sinn der Worte Jesu nicht begreifen. Erst als das Wunder geschehen ist, als Wasser zu Wein geworden ist, da erkennen sie: Dieser Mensch handelt in der Kraft Gottes. Viele gelangten zum Glauben an ihn. Denn er ist der Mensch gewordene, dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes wesensgleiche Sohn Gottes!

Dürfen wir, liebe Gläubige, nicht auch annehmen, daß uns die heilige Gottesmutter Maria vom Himmel her in Liebe begleitet und unsere Not immer wieder dem Herrn vorträgt? Ist es vermessen anzunehmen, daß ihre Fürbitte bei ihrem Sohn für uns Gutes bewirkt? Trauen wir es Gott doch zu, daß er auch in unserem Leben immer wieder „Wunder“ wirkt!

Wieviel gibt es doch, das wir aus eigener Kraft nicht schaffen, wo uns geholfen werden muß! Wie sehr sind wir auf die rettende Liebe Gottes angewiesen, um unser Leben in rechter Weise zu ordnen und in Glaube und Liebe auf Gott hinzulenken. Daß uns das immer besser gelingt – im Alltag und an den Festtagen, in Arbeit und Freizeit, in Freude und in Leid – dafür wollen wir beten. Auf die Allmacht und Güte Gottes sollen wir immer wieder neu vertrauen, bis wir eintreten dürfen in den himmlischen Hochzeitssaal, wo uns das ewige Leben geschenkt wird! Amen