www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

32. Sonntag im Jahreskreis C (11.11.2001)

L1: 2 Makk 7,1-2.7a.9-14; L2: 2 Thess 2,16-3,5; Ev: Lk 20,27-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Kann es für uns Dinge geben, die wir nicht verstehen und dennoch für wahr halten? Mit anderen Worten: Wie groß ist unsere Fähigkeit zu glauben? Besitzen wir ein Herz, das zu staunen vermag über die Wunder des Lebens und die Wege Gottes? Der Glaube öffnet uns die Augen des Herzens für Dinge und Wirklichkeiten, die zu groß für uns sind. Er läßt uns wahrhaft sehen!

Allerdings: Zu glauben kann mit Schwierigkeiten verbunden sein. Diese zuzugeben ist keine Schande, solange jemand ehrlichen Herzens sucht und sich bemüht, dem Anruf der göttlichen Gnade zu folgen. Es gibt aber auch jene Haltung, in der der Mensch sein Herz hart macht und nicht glauben will. Von solchen spricht der Apostel Paulus im zweiten Brief an die Thessalonicher, wenn er sagt: „Betet darum, daß wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an.“ Hier ist die Glaubensverweigerung aus einem bösen und unbußfertigen Herzen heraus gemeint, nicht die Glaubensschwierigkeiten, die auch frommen Menschen mitunter zu schaffen machen können.

Im Evangelium wird unser Blick auf einen ganz wesentlichen Glaubensinhalt gelenkt: Wir glauben an die Auferstehung der Toten. Wir glauben an jenen Gott, der lebt und der die Toten lebendig macht. Bei ihm, dem Heiligen und Unsterblichen, gibt es keine Finsternis und keinen Tod. Wer mit ihm verbunden ist, in unerschütterlichem und vertrauensvollem Glauben, wer auf ihn hofft bis ans Ende, wer ihn aus ganzem Herzen zu lieben sucht, braucht nichts und niemanden zu fürchten!

Schon vor 2000 Jahren gab es die Rationalisten, welche nur das glaubten, was sie selber sahen oder was ihnen unmittelbar einleuchtete. Die Sadduzäer waren von dieser Sorte. Sie leugneten darum die Auferstehung der Toten und vertraten die Meinung, mit dem Tod sei alles aus. Um Jesus eine Fangfrage zu stellen, die ihn lächerlich machen sollte, erfanden sie eine Geschichte: Eine Frau hatte nacheinander sieben Brüder zum Mann: der jeweilige starb und der nächste folgte. Von niemandem hatte sie Kinder. So fragten die Sadduzäer Jesus: Wessen Frau wird sie bei der Auferstehung sein?

Die Antwort Jesu ist klar: Gottes Welt – sein himmlisches Reich – ist nach ganz anderen Maßstäben geordnet, wie unser kleiner Verstand sich das vorstellt. Die Ehe wird es im Himmel nicht mehr geben, weil dann Gott alle Liebe vollendet. Und so besteht das Problem nicht mehr, das die Sadduzäer ihm vorgestellt haben. Gott ist so mächtig und groß, weil er ein Gott der Lebenden ist, daß er auch die Toten auferweckt!

Dieses Beispiel wirft Licht auf ein Problem, das manche als brennend empfinden: Es ist die gottgeweihte Ehelosigkeit im Priester- und Ordensstand oder im Einzelfall auch in der Welt. Warum gibt es Menschen, die um des Himmelreiches willen auf Ehe und Familie verzichten und allein für Gott leben wollen? Die Antwort kann nur lauten: Nicht weil sie weniger lieben, sondern um der größeren Liebe zu Gott und den Menschen willen folgen sie dem Ruf des Herrn. Die Kirche hält diesen Weg für einen hohen Wert, für eine überaus kostbare Gabe des Herrn, der ruft, wen er will. Dadurch daß Menschen um des Himmelreiches willen ehelos und jungfräulich leben, zeigen sie, daß es Hoffnung auf ein Leben in Fülle gibt, das uns nach dem irdischen Tod erwartet.

Liebe Brüder und Schwestern! Im Glauben sind wir täglich gefordert, jeder an seiner Stelle. Insbesondere sind es Leiden und Kreuze, Mißverständnisse, Widrigkeiten und andere Dinge, die unseren Glauben mitunter auf eine harte Probe stellen. Wie unerschütterlich und fest war doch der Glaube der Jungfrau aus Nazareth! Ihre ganze Hoffnung setzte sich auf Gott, der uns Großes verheißt und jene nicht enttäuscht, die auf sein Wort vertrauen. Auch der heilige Martin, dessen Gedenktag heute ist, war ein Mann des Glaubens. Nur in diesem Glauben sah er im Bettler seinen Herrn Jesus Christus. So teilte er mit ihm den Mantel und tat den Menschen viel Gutes!

Bemühen wir uns, in der Nachfolge der Heiligen, nach ihrem Beispiel im Glauben zu wachsen und diesen zu leben. So werden unsere alltäglichen Handlungen vor Gott wertvoll. Denn bereits hier auf Erden beginnt das Reich Gottes. Es wird sich einst vollenden, wenn Gott der Herr alles neu macht und auch uns Anteil schenkt an der Auferstehung der Toten. Amen