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Predigt:

3. Sonntag der Osterzeit C (29.04.2001)

L1: Apg 5,27b-32.40b-41; L2: Offb 5,11-14; Ev: Joh 21,1-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vieles in unserem Leben ist uns irgendwie rätselhaft. Wir verstehen zwar die vor unseren Augen ablaufenden Dinge einigermaßen – zumindest kommt es uns so vor –, aber es gibt noch viel mehr, was unserer Wahrnehmung und auch unserem Verstand entzogen ist. Es gibt so manches im Leben, das können wir nur erahnen und glauben und vertrauend annehmen.

Als Jesus von den Toten auferstanden war und mehrmals den Jüngern erschien, da fanden diese zum Glauben an Jesus Christus als den Auferstandenen. Dennoch war auch ihnen vieles unbegreiflich und schleierhaft. Nicht immer vermochten sie die Gegenwart des Herrn sofort wahrzunehmen.

Die Erzählung des Johannes-Evangeliums vom zuerst erfolglosen und dann wunderbaren Fischfang ist dafür ein Beispiel. Eigentlich hätte das Fischen in der Nacht für die Apostel kein Problem sein sollen; sie waren ja Fischer von Beruf. Und dennoch: In dieser Nacht fingen sie nichts. Pech gehabt, meinten sie. Doch da begegnet ihnen Jesus: Sie wissen nicht, daß ER es ist, der zu ihnen spricht und ihnen den Rat gibt, das Netz nochmals auszuwerfen, auf der rechten Seite des Bootes.

In ihrer Verlegenheit tun sie einfach, was der Fremde ihnen rät. Sehr zur ihrer Verwunderung ist das Netz zum Bersten voll. Nur mit Mühe ziehen sie es an Land: Es sind 153 große Fische darin gefangen!

Plötzlich – sie merken gerade, daß unerhört viele Fische im Netz zappeln! – hat der Jünger, den Jesus liebt, eine Intuition: Er erkennt ganz klar mit den Augen des Glaubens: Es ist der Herr! Johannes sieht und glaubt, Petrus hört dies und ist nun auch überzeugt; er handelt: Nachdem er sich das Obergewand angegürtet hat, springt er in das Wasser und schwimmt ans Ufer, Jesus entgegen.

Am Ufer angekommen, holen die Jünger die vielen Fische ein. Das Netz ist trotz der großen Menge nicht zerrissen. Beim österlichen Mahl kommen alle zur inneren Gewißheit: Es ist der Herr! Keine Worte hatten sie darüber verloren, und niemand hatte ihn gefragt: „Wer bist du?“ Alle wußten, daß es der Herr war!

Liebe Brüder und Schwestern, ist dieses Evangelium nicht auch für uns irgendwie lehrreich und erhellend? Haben wir nicht auch hin und wieder schon die Erfahrung gemacht, daß wir plötzlich die Nähe Gottes, seine Gegenwart und seine liebevolle Fürsorge um uns spüren? Gibt es nicht auch in unserem Alltag Momente, wo das Unsichere schwindet und uns eine heilige Gewißheit überkommt, daß der Herr uns nahe ist?

Es ist gewiß so! Vielleicht sollten wir unser Herz noch mehr für Gott öffnen, uns innerlich noch freier machen von allem, was uns von der Liebe Gottes trennt. Es gibt ja so manches, das uns zwar viel bedeutet, aber uns letztlich doch unfrei macht und der beglückenden Erfahrung der Nähe Gottes im Wege steht. Vor allem sind es die Sorgen des Alltags, die uns manchmal bedrücken und sogar verzagt machen können. Wir nehmen uns und unsere Befindlichkeiten viel zu wichtig. Warum ist das so? Weil unser Herz zu sehr an uns selber hängt und wir womöglich zu wenig lieben. Denn wer wirklich liebt, der rechnet nicht hin und her und knausert mit seinen Gaben, sondern er verschenkt sein Leben an Gott und die Mitmenschen. Und in eben dieser Hingabe des Herzens wird er unendlich reich! Denn Gott selbst läßt sich von uns an Großmut nie übertreffen.

Wer könnte uns besser einführen ins Gottvertrauen als die heilige Gottesmutter Maria? Sie hat auch angesichts von Leiden und Tod des Herrn den Glauben an ihn nie verloren. Ihre Fürsprache möge uns erwirken, daß wir dem Auferstandenen jederzeit im Glauben begegnen, bis er wiederkommt in Herrlichkeit und wir ihn schauen dürfen für alle Ewigkeit. Amen