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Predigt:

Der Gute Hirte ruft Menschen in seine besondere Nachfolge

4. Sonntag der Osterzeit C (17.04.2016)

L1: Apg 13,14.43b-52; L2: Offb 7,9.14b-17; Ev: Joh 10,27-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am Sonntag des Guten Hirten, der zugleich der Weltgebetstag für Geistliche Berufungen ist, haben wir ein kurzes, aber inhaltsreiches Evangelium nach Johannes gehört.

Jesus Christus ist der Gute Hirte. Er ist mit seinen Schafen vertraut: denn er kennt sie, und auch sie erkennen ihn an der Stimme. So haben sie Vertrauen zu ihm, und sie folgen ihm überallhin, wo sie der Hirte führt. Denn sie wissen, dass sie der Hirt nicht enttäuschen wird. Schließlich setzt er sogar sein Leben für sie ein, um ihnen ewiges Leben zu geben.

Spätestens hier erkennen wir, dass es sich um großartige Bildworte und Vergleiche handelt. In der damaligen Welt und vor allem im Gebiet Palästinas war der Beruf des Hirten allen Menschen vertraut. So nimmt Jesus in seiner Predigt etwas aus dem Leben der Menschen und setzt es in Beziehung zum Reich Gottes. Denn es geht unter dem Bild des Hirten und seiner Herde um die Liebesbeziehung Christi zu uns allen, die wir an ihn glauben und ihm nachfolgen. Wir gehören sozusagen zu seiner Herde, für die er in Liebe sorgt und für die er am Kreuz sogar sein Leben hingegeben hat, um es in der Auferstehung wieder zurück zu erhalten.

Das Ziel ist das ewige Leben, und Christus, der gute Hirte, führt alle, die an ihn glauben ins Haus des himmlischen Vaters. Denn Gott der Vater hat seinen Sohn in diese Welt gesandt, um uns das Heil zu schenken. So beschützt Gottes rettende Macht all jene, die zur Herde Christi gehören, vor den Nachstellungen des Bösen.

Der Weltgebetstag für geistliche Berufe erinnert uns daran, dass der Gute Hirte auf Mitarbeiter angewiesen ist, die für das Reich Gottes leben und arbeiten. In diesem Reich Gottes, das seine irdische Anfangsgestalt in der Kirche besitzt, gibt es viele Berufungen: solche, die das Weiheamt voraussetzen, wie den Bischof, den Priester und den Diakon, andere, die mit der Nachfolge Christi entsprechend den evangelischen Räten von Armut, Keuschheit und Gehorsam verbunden sind, wie Ordensschwestern und Ordensbrüder oder auch Menschen in der Welt, die auf diese Weise dem Herrn nachfolgen wollen.

Im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ über die Liebe in der Familie, das Papst Franziskus am 19. März 2016 unterzeichnet hat, stellt er einen Zusammenhang her zwischen der Berufung der Eheleute und Familienangehörigen einerseits und jener, die um des Himmelreiches willen auf die Ehe verzichten. Beide Lebensstände sind wichtig für die Kirche, und es gibt hier keine Konkurrenz. Jede und jeder hat seine besondere Gnadengabe von Gott erhalten. Letztlich geht es um die Vollkommenheit in der Liebe, zu der wir alle heranreifen sollen.

Der Papst schreibt wörtlich: „Die Jungfräulichkeit hat den symbolischen Wert einer Liebe, die es nicht nötig hat, den anderen zu besitzen, und spiegelt so die Freiheit des Himmelreiches wider. Sie ist eine Einladung an die Eheleute, ihre eheliche Liebe im Hinblick auf die endgültige Liebe zu Christus zu leben, als einen gemeinsamen Weg zur Fülle des Gottesreiches. Die Liebe der Ehegatten hat ihrerseits andere symbolische Werte: Auf der einen Seite ist sie ein besonderer Abglanz der Dreifaltigkeit. Denn die Dreifaltigkeit ist eine vollkommene Einheit, in der jedoch auch die Unterscheidung existiert. Außerdem ist die Familie ein christologisches Zeichen, weil sie die Nähe Gottes offenbart, der das Leben des Menschen teilt, indem er sich in der Menschwerdung, im Kreuz und in der Auferstehung mit ihm vereint: Jeder Ehepartner wird ‚ein Fleisch‘ mit dem anderen und gibt sich selbst hin, um bis zum Ende alles mit ihm zu teilen. Während die Jungfräulichkeit ein ‚eschatologisches‘ Zeichen des auferstandenen Christus ist, ist die Ehe ein ‚historisches‘ Zeichen für uns, die wir auf der Erde unterwegs sind, ein Zeichen des irdischen Christus, der sich darauf einließ, sich mit uns zu vereinen, und sich hingab bis zum Vergießen seines Blutes. Die Jungfräulichkeit und die Ehe sind verschiedene Formen, zu lieben, und müssen es sein, denn ‚der Mensch kann nicht ohne Liebe leben. Er bleibt für sich selbst ein unbegreifliches Wesen; sein Leben ist ohne Sinn, wenn ihm nicht die Liebe geoffenbart wird‘.“ (Amoris laetitia, Nr. 161)

Beten wir heute für alle Menschen, die Gott in seine besondere Nachfolge ruft, und empfehlen wir sie dem besonderen Schutz der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria! Freuen wir uns, wenn junge Menschen aus unseren Familien, aus unseren Pfarrgemeinden sich bereit erklären, Christus auf besondere Weise nachzufolgen und einen geistlichen Beruf zu ergreifen. Es ist ein Weg zur je größeren Freude und ein Dienst an der Gemeinschaft aller, die an Jesus Christus glauben. Er, der gute Hirte, ist eins mit dem himmlischen Vater und schenkt uns das ewige Leben! Amen.