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Predigt:

4. Sonntag im Jahreskreis C (28.01.2001)

L1: Jer 1,4-5.17-19; L2: 1 Kor 12, 31-13,13; Ev: Lk 4,21-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es ist schon eigenartig mit der Gunst und dem Beifall der Menschen. Wer heute hochgelobt und bei allen beliebt ist, wird morgen schon von vielen vergessen oder gar mißachtet und geschmäht. Beispiele kennen wir zur Genüge aus dem privaten Leben wie auch aus der Öffentlichkeit: Der Ruhm von sogenannten „Stars“ ist oft sehr kurzlebig; Erfolge in Sport und bei öffentlichen Auftritten werden über Nacht von Mißerfolgen abgelöst. Wer in seinem Tun nur auf menschliche Anerkennung setzt, hat oft auf Sand gebaut!

Das heutige Evangelium zeigt uns, daß auch unser Herr Jesus Christus dieses Wechselspiel von Zustimmung und Ablehnung, von Lob und Kritik von Seiten der Menschen erfahren hat. Gerade in seiner Heimatstadt Nazareth erregt er zuerst Aufsehen und Bewunderung, als er aus der Schriftrolle vorliest und die Worte Gottes den Menschen deutet: „Seine Rede fand bei allen Beifall.“ Die Menschen wunderten sich darüber, denn dem „Sohn Josefs“ hatten sie das nicht zugetraut.

Wie reagiert Jesus? Er hätte jetzt diesen persönlichen Triumph auskosten und sich gehörig feiern lassen können. Weltliche Stars, Menschen, die nur nach eigener Ehre suchen, machen es ja tatsächlich so! Und auch falsche Propheten lassen sich feiern, da sie nicht auf Gott hören, sondern den Menschen nach dem Mund reden.

Jesus aber war mehr als ein Prophet. Er ist der menschgewordene Sohn Gottes, der in allem auf seinen Vater hört und seinen Namen den Menschen verkündet. Er spricht Worte des Heils und ist nicht darauf aus, jemandem zu schmeicheln. Und so wagt er es, die Bürger seiner Heimatstadt im Gewissen anzurufen. Er erinnert sie an bestimmte Dinge, die sie lieber verdrängen wollen. Es sind Ereignisse aus der Vergangenheit, die im Wort der Schrift überliefert sind. Es ist zum einen die Begebenheit der wundersamen Rettung der Witwe und ihres Sohnes aus der Hungersnot durch den Propheten Elija. Zum anderen ist es die Heilung des Syrers Naaman, der an Aussatz erkrankt war, durch den Propheten Elischa.

Wie Jesus diese Dinge beim Namen nennt, springen alle auf und wenden sich gegen ihn. Sie sind aufs höchste erregt und empört, denn sie spüren: Jesus kennt ihre Hartherzigkeit. Er möchte sie zur Umkehr führen, doch dazu sind sie jetzt nicht bereit. Sie wollen ihn den Berg hinabstürzen, er aber schreitet mitten durch die Menge hindurch.

Wo lag der „Stein des Anstoßes“ für die Menschen? Jesus wies darauf hin, daß es in beiden Fällen viele hilfsbedürftige Menschen in Israel gegeben hatte, aber offenbar nur diese wenigen es wert waren, Hilfe zu empfangen. Noch dazu handelte es sich bei ihnen gar nicht um echte Israeliten, sondern um Ausländer. „Das ist ungeheuerlich!“ werden sich die Zuhörer gedacht haben. „Meint er etwa, auch wir wären es nicht wert, Hilfe von Gott empfangen?“ In ihrer Aufregung und Wut übersehen sie, daß es nicht Gott ist, der die Hilfe verweigert, sondern der Mensch selbst, wenn er sein Herz nicht im Glauben gegenüber Gott öffnet. Es fehlte damals an der Bereitschaft zu Glauben und Umkehr, möchte Jesus ihnen sagen, genauso wie bei euch Bewohnern von Nazareth! Und deshalb hat kein Prophet bei euch eine Chance. Ihr seid nicht bereit ihm wirklich zuzuhören, wenn er euch die Worte Gottes verkünden soll.

Das muß sicher bitter für Jesus gewesen sein, als ihn die eigenen Landsleute vertrieben und ihn sogar töten wollten. Dennoch ließ er sich nicht erschüttern. In seinem Herzen war nur Liebe für diese Menschen, trotz der unpopulären Worte, die er ihnen sagen mußte. Denn sein Auftrag war es, ihnen den Willen des himmlischen Vaters zu verkünden.

Später haben sich – so ist zu hoffen - viele bekehrt, als sie darüber nachdachten, was ihnen Jesus wirklich gesagt hatte; aber momentan waren sie nicht reif für die göttliche Botschaft.

Liebe Gläubige, ist das nur eine unverbindliche Erzählung aus früheren Zeiten? Sollen wir nur erfahren, wie es Jesus damals ergangen ist? Oder liegt in diesem Evangelium nicht vielleicht auch ein Anruf, eine Anfrage an uns: Wie offen bin ich persönlich für Gottes Willen? Höre ich auf ihn, wenn er bestimmte Dinge verlangt, die mir den rechten Weg weisen zu einem Leben in wahrer Gottes- und Nächstenliebe, der ewigen Vollendung in der himmlischen Herrlichkeit entgegen? Wir werden zugeben müssen: Leider sind wir alle manchmal „taub“ im Herzen. Wir wollen manchmal nicht hören, was uns Gott durch das Gewissen sagt.

Auch die Kirche und ihre Verkünder erfahren des öfteren den Widerstand der Gesellschaft und des Zeitgeistes gegenüber der Botschaft der Wahrheit und des Heiles, die sie den Menschen mitteilen sollen. Sollte da die Kirche dann überall gleich nachgeben und ihr Fähnchen nach dem Wind drehen? Nein, sicher nicht. Sie „muß“ die wahren Werte des Menschseins schützen und den Menschen verkünden, gelegen oder ungelegen. Nur dies ist der Dienst der Wahrheit und der Liebe. Auf diese Weise kann Gottes Wort dann doch in vielen Menschen zur Wirksamkeit gelangen. Manchmal wirkt die Botschaft des Heiles erst mit einer gewissen „Zeitverzögerung“, nachdem sich ein Mensch vielleicht zuerst sehr darüber aufgeregt hat und dann doch einsieht, daß er sein Leben ändern soll, wenn er wahrhaft den Frieden finden will!

Vertrauen wir uns der Liebe Gottes an auch dort, wo wir schwach sind. Nehmen wir im Gebet bei ihm Zuflucht, auf die Fürsprache der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Er möge uns die Kraft geben, daß wir allezeit offen sind für den Willen Gottes und bereit, ihn zu erfüllen. Darin liegt unser wahres Glück. Jesus Christus, der Herr, ist gekommen, damit wir in ihm das Leben haben, jetzt und in Ewigkeit. Amen