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Predigt:

Groß ist das Erbarmen des Herrn

5. Fastensonntag C (13.03.2016)

L1: Jes 43,16-21; L2: Phil 3,8-14; Ev: Joh 8,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium nach Johannes berichtet uns von der Begegnung Jesu mit einer Ehebrecherin, die auf frischer Tat ertappt worden war und die man gemäß dem Gesetz des Mose steinigen wollte.

Wieder einmal versuchen die Gegner Jesu aus dem Kreis der Pharisäer und Schriftgelehrten, ihm eine Falle zu stellen, wenn sie ihn angesichts dieser Frau fragen: „Was sagst du?“ Denn wenn Jesus sagen würde, sie solle gemäß dem Gesetz des Mose gesteinigt werden, verliert er seinen Ruf als Freund der Sünder und als Mann der Barmherzigkeit. Stellt Jesus hingegen das Gebot des Mose in Frage, dann haben es die Gegner leicht, ihn der Missachtung des göttlichen Gesetzes zu überführen, das den Israeliten ja durch Mose übermittelt worden ist.

Was ist nun der Standpunkt Jesu? Fürs erste tut er etwas, um die aufgeladene emotionale Atmosphäre zu beruhigen. Er schreibt in den Sand. Was der Inhalt dessen ist, bleibt uns allerdings verborgen. Dann aber gibt er den hartnäckig Weiterfragenden eine Antwort, mit der sie jedoch so nicht gerechnet haben. Er stellt das Gesetz des Mose nicht in Frage, wohl aber tut er kund, dass eine solche Art der Bestrafung in der Gnadenordnung des Neuen Bundes keinen Platz mehr hat: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7)

Tatsächlich haben alle Anwesenden – ausgenommen Jesus selbst – in ihrem Leben schon mit eigener Schuld und Sünde zu tun gehabt. Wer kann also mit Recht behaupten, selber ohne Sünde zu sein und sich als Strafrichter dieser Frau gebärden zu dürfen? Niemand!

Was dann folgt, ist eine ganz persönliche Unterredung Jesu mit dieser Frau. Er stellt, nachdem alle kleinlaut weggegangen sind, die Frage: „Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?“ Die Frau antwortet wahrheitsgemäß und doch in großer Demut und Erschütterung: „Keiner, Herr.“ Dann folgen die erlösenden Worte des Herrn: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Die Vergebung durch Jesus macht es möglich, dass sich diese Frau in ihrer Würde wiederhergestellt weiß. Ihr ist es bewusst, dass sie gesündigt hat, und Jesus relativiert dies nicht. Wohl aber eröffnet er ihr einen Neuanfang, indem er sie ermutigt, sich aufzumachen und nicht mehr zu sündigen. Denn Gottes Liebe ist bei ihr, und die Gnade des Erlösers wird sie stärken auf dem guten Weg. Es handelt sich um eine echte Bekehrung und um das damit verbundene Geschenk der Vergebung.

Im „Jahr der Barmherzigkeit“ soll uns aufs Neue bewusstwerden, dass wir alle durch Jesus Christus erlöst sind. Das Geschenk der Annahme als Kinder Gottes in der heiligen Taufe und die Vergebung unserer Sünden im Sakrament der Buße sind Anlass zu Freude und Dankbarkeit. Auch dort, wo wir versagt haben, schenkt Gott uns einen neuen Anfang. Möge die Fürbitte der Gottesmutter Maria und ihres Bräutigams, des hl. Josef, uns allezeit im Guten ermutigen und auf dem Weg des Heiles begleiten!

Amen.