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Predigt:

8. Sonntag im Jahreskreis C (25.02.2001)

L1: Sir 27,4-7; L2: 1 Kor 15,54-58; Ev: Lk 6,39-45


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In diesen Tagen der Faschingszeit bemerken wir überall ein „närrisches Treiben“. Viele Menschen genießen es, einmal für ein paar Stunden auszubrechen aus den Rollen des Alltags. Sie suchen ihrer Fröhlichkeit Ausdruck zu verleihen und verkleiden sich in verschiedenster Weise. Wenn sich ein Mensch verkleidet und maskiert, so möchte er offenbar für diese Zeit als der zurücktreten, der er für gewöhnlich ist. Es ist das Bedürfnis vieler von uns, in andere Rollen zu schlüpfen und einmal ganz anders zu sein als gewöhnlich.

An dieser Stelle – wo wir gewiß nicht traurig sind, denn wir haben ja die „Freude am Herrn“ in unserem Herzen! – sei es erlaubt zu fragen, ob wir nicht auch im gewöhnlichen Leben uns selbst immer wieder hinter einer „Maske“ verstecken. Natürlich laufen wir im Alltag nicht verkleidet oder maskiert herum, aber wer von uns zeigt sich schon wirklich ganz als der, der er in seinem tiefsten Inneren auch ist? Sind wir nicht alle irgendwie darauf bedacht, vor uns selber und vor den Mitmenschen besser zu erscheinen als wir sind? Gibt es nicht auch im menschlichen Miteinander viel Unwahrheit im Reden und Tun, ja gibt es nicht auch eine „Unwahrhaftigkeit des Ausdrucks“, daß sich Menschen bewußt verstellen und andere in die Irre führen durch die Art und Weise, wie sie sich geben und verhalten?

Und umgekehrt: Gibt es nicht auch die Erfahrung, daß überall dort, wo Menschen einander Liebe und Vertrauen schenken, der mitmenschliche Umgang entkrampfter und gelöster wird, weil jeder einfach so sein darf, wie er ist – auch mit seinen Schwächen und Fehlern? Wenn Menschen einander gut kennen und zugleich vertrauen und in Liebe annehmen, dann ist es auch möglich, das Innere des Herzens ein Stück weit nach außen hin sichtbar zu machen. Dann stellen wir uns gegenseitig nicht bloß, wenn wir einander Gedanken und Wünsche des Herzens offenbaren. Dort gibt es ein Klima des Vertrauens, in dem die Wahrheit und die Liebe gedeihen!

Im Evangelium vom heutigen Sonntag spricht Jesus auch von dieser Spannung zwischen der Innen- und Außenseite des Menschseins. Er vergleicht das Menschenleben mit einem Baum, der seine Früchte bringt. Und da sagt Jesus: Ein guter Baum bringt gute Früchte, während ein schlechter Baum keine guten Früchte bringen kann! Angewandt auf den Menschen heißt das: Wenn jemand ein gutes Herz hat, dann vollbringt er gute Taten. Wo jemand hingegen Böses tut und sich nicht von diesen bösen Taten abwendet, indem er sich bekehrt, da bleibt auch sein Herz in der Unordnung und im Bösen.

Was ist also der Aufruf Jesu an die Menschen und auch an uns, der in diesem Gleichnis enthalten ist? Er möchte uns wohl sagen: Bring dein Herz in Ordnung, sorge dafür, daß es wie ein guter Baum ist, der dann gleichsam von selber seine guten Früchte bringen wird! Schafft alles Böse aus eurem Herzen weg, erneuert euren Geist und Sinn – das ist die Botschaft, die uns das heutige Evangelium zuruft.

Wie aber soll das geschehen, da wir uns selber so oft als unfähig zum Guten erkennen? Das menschliche Bemühen ist zwar wichtig, aber es reicht nicht aus; Gott muß uns helfen, ja er selber hat längst den Anfang gemacht! Er allein schenkt uns ein neues Herz und einen neuen Geist, wodurch wir fähig werden, das Gute von Herzen zu lieben und es auch kraftvoll und entschieden zu tun!

Wenden wir uns also immer wieder neu Gott zu. Vor ihm brauchen wir uns nicht zu verstecken und nicht zu maskieren. Er kennt uns so, wie wir wirklich sind. Ihm können wir nichts vormachen. Denn der Allwissende sieht in unser Herz.

Aber Gott ist der einzige, dem wir wirklich in unserer ganzen Armseligkeit entgegentreten können, ohne fürchten zu müssen, von ihm abgewiesen zu werden. Er ist es, der uns liebt. Und seine Liebe erträgt sogar uns!

Wer aber Gott in Glaube und Vertrauen nahekommt, bleibt nicht so, wie er war. Sein Inneres wird verwandelt. Er wird dem ähnlich, dem er nahen darf. Gottes Liebe nimmt alle Schuld hinweg und schenkt uns ein neues Herz.

Wäre es in diesem Zusammenhang für uns nicht gerade in den nächsten Wochen sehr angebracht, daß wir das Sakrament der Barmherzigkeit Gottes empfangen und uns von Gott Vergebung schenken lassen durch eine gute und aufrichtige Beichte?

Nehmen wir unsere Zuflucht zu Gott auf die Fürsprache der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria! Sie vermag uns hinzuführen zu dem, der unser wahres Leben ist: dem dreifaltigen Gott, der uns liebt und uns das ewige Leben schenken möchte. Er macht uns fähig, daß wir wie ein guter Baum sind, der seine Früchte bringt zu rechten Zeit. Möge der Herr das gute Werk vollenden, das er in uns begonnen hat, damit wir ihn einst loben und preisen dürfen in Ewigkeit. Denn wovon das Herz voll ist, davon spricht auch der Mund! Amen