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Predigt:

Christi Himmelfahrt C (24.05.2001)

L1: Apg 1,1-11; L2: Eph 1,17-23 oder Hebr 9,24-28;10,19-23; Ev: Lk 24,46-53


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Lesung aus der Apostelgeschichte sowie im Evangelium nach Lukas beschreibt uns derselbe Autor die Stunden des Abschieds unseres Herrn von seinen Aposteln und Jüngern und seine Auffahrt zum Himmel, die wir heute feiern. Er, der Auferstandene, der ihnen 40 Tage hindurch immer wieder erschienen war, gibt kund, daß er nun endgültig zum Vater geht, wo er ihnen eine Wohnung bereiten wird.

Für uns Menschen ist es schwer zu begreifen, daß es besser ist, ja daß sogar Grund zur Freude darüber besteht, daß der Herr die Seinen verläßt und er in die Herrlichkeit des Vaters eingeht. Sein Fortgehen scheint aber die unerläßliche Bedingung dafür zu sein, daß er wiederkommt: Bald schon – 10 Tage nach seiner Himmelfahrt – sendet er den Aposteln und Jüngern den Heiligen Geist vom Vater im Himmel. Weiters wird er am Ende des persönlichen Lebens kommen und einen jeden, der an ihn glaubt und die Werke der Liebe vollbringt, aufnehmen in sein himmlisches Reich. Schließlich kommt unser Herr Jesus Christus – und das ist nicht Einbildung, sondern fester Bestandteil der Glaubenslehre der Kirche – am Ende der Welt in sichtbarer Weise wieder, um „zu richten die Lebenden und die Toten“ und das Reich Gottes, den „neuen Himmel“ und die „neue Erde“, endgültig zu begründen.

In dieser Hoffnung sind die ersten Christen zeit ihres Lebens gestanden, und so haben sie voll Sehnsucht gebetet: „Komm, Herr Jesus!“ Es war die Zeit der Verfolgung und des Bekenntnisses, wo die Zugehörigkeit zum christlichen Glauben noch keine Selbstverständlichkeit war. Die Unvollkommenheit und die Gefahren der Welt wurden sehr klar erkannt. Die einzige Sehnsucht der Gläubigen war es, möglichst bald aufzubrechen aus diesem irdischen Leib und bei Christus zu sein. Denn die wahre Heimat des Gläubigen ist im Himmel (vgl. Phil 3,20). Erst als sich die politischen Verhältnisse stabilisierten und die Gläubigen nicht mehr verfolgt wurden, sondern die Kirche auch als gesellschaftliche Größe anerkannt war, begannen sich die Christen oft in zu ausschließlicher Weise auf das irdische Leben einzurichten. Bei manchen satten Christen, die nur an das eigene Wohlleben und das irdische Genießen denken, hat man den Eindruck, als wollten sie beten: „Herr, komm noch lange nicht, es ist so schön hier!“

Welche Haltung sollen wir aber nun einnehmen als Christen? Wir leben in der Welt, sind aber nicht von der Welt, sondern sollen unsere Herzen dort verankern, wo die wahren Freuden sind. Wir können und sollen nicht auswandern aus dieser Welt, sondern dankbar die Gaben des Lebens annehmen, die uns Gott zuteil werden läßt. Alles Gute und Wertvolle, das wir hier empfangen, weist uns hin auf Gott den Vater, den Spender jeder guten Gabe. Die Sehnsucht des Herzens kann durch nichts, was wir auf Erden vorfinden, vollkommen zufriedengestellt und erfüllt werden. Es bleibt das Verlangen nach dem wahren und unvergänglichen Glück, das wir allein in Gott finden können. Der Glaube sagt uns, daß uns der Herr wirklich eine Wohnung im Himmel bereitet hat.

Aber wo ist der Himmel? Die Frage mag für die Apostel und Jünger kein Problem dargestellt haben, die den Herrn vor ihren Augen auffahren sahen gen Himmel, bis er hinter einer Wolke verschwand. Wir sehen das naturgemäß anders, da wir in den Kategorien der modernen Naturwissenschaft und Technik denken. Der Himmel, so wie ihn der Glaube lehrt, ist kein physischer Ort hinter den Wolken; und dennoch gibt es ihn nicht nur als imaginären Zustand, sondern als lebendige und unverlierbare Wirklichkeit der Gemeinschaft mit Gott. Wir können nur sagen: Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr hat es jemals gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben (vgl. 1 Kor 2,9). Es übersteigt unser ganzes Vorstellungsvermögen. Bilder der Raumfahrt sind zwar großartig, aber hier doch fehl am Platz; sie vermitteln nicht einmal eine Ahnung davon, was Großes uns Gott verheißen hat und tatsächlich schon vielen geschenkt hat, die durch Jesus Christus das Heil erlangt haben.

Es sind ja die Heiligen des Himmels, allen voran die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, die uns Hoffnung und Zuversicht vermitteln, da sie bereits ganz angelangt sind bei Gott. Nicht in die Leere geht unser menschliches Leben, sondern ihm ist eine Erfüllung verheißen, die alles natürliche Sehnen und Erwarten unendlich übertrifft. Voraussetzung ist, daß wir bereiten Herzens das Ja des Glaubens und der Liebe zu Gott sprechen und dies auch durch unser Tun zum Ausdruck bringen! Denn Gott zwingt niemanden zum Heil. Wer nicht will, bereitet sich selber die Hölle, obwohl Gott einem jeden die Teilnahme am Himmelreich schenken will und Jesus Christus wirklich für alle gestorben und auferstanden ist.

Auch der Leib wird einbezogen sein in die Auferstehungsherrlichkeit des Herrn. In der Menschheit Christi wurde ja unsere eigene Menschheit mit erhöht und in seiner Himmelfahrt vor Gottes Thron gestellt. Freuen wir uns über die Herrlichkeit des auferstandenen Herrn. Dieser Jesus, der von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird am Ende der Zeit ebenso wiederkommen, um alles in seiner Macht und Herrlichkeit zu vollenden! Amen