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Predigt:

Das Geschenk der Erlösung

Karfreitag C (25.03.2016)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16 ; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Heute am Karfreitag wollen wir angesichts des bitteren Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus, das uns im Rahmen der Liturgie in der Passion nach Johannes nahegebracht wird, über das Geschenk der Erlösung nachdenken!

Im Ersten Korintherbrief schreibt der Apostel Paulus, dass wir um einen teuren Preis erkauft worden sind (vgl. 1 Kor 6,20; 7,23), und wir sollen diese Freiheit nicht wieder eintauschen mit einer neuen Form der Sklaverei. Im Ersten Petrusbrief wird ebenso Bezug genommen auf diesen „Freikauf“, und zwar heißt es dort: „Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.“ (1 Petr 1,18–19)

Erlösung heißt so viel wie Befreiung; zugleich stellt sich die Frage: Wovon sind wir durch Jesus Christus erlöst? Und auch woraufhin, auf welches Ziel hin sind wir durch Gottes rettende Liebe befreit worden?

Im Vaterunser beten wir nach der Bitte um Vergebung unserer Sünden: „Und erlöse uns von dem Bösen.“ – „Et libera nos a malo.“ Es geht also um die Befreiung von all dem, was wir als Übel erfahren. Tatsächlich hat uns Jesus Christus erlöst von der Sünde und ihren Folgen; er hat uns befreit von der Unheilsmacht des Bösen, und er hat vor allem die Macht des Todes gebrochen. In einer Predigt des Apostels Petrus, die in der Apostelgeschichte wiedergegeben ist, heißt es, dass Jesus von Nazareth von Gott mit dem Heiligen Geist und mit Kraft gesalbt wurde, „umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.“ (Apg 10,38)

Oft verstehen wir im Leben unter dem Schlechten einfach das, was uns hinderlich ist, vor allem in körperlicher Hinsicht: Es sind dann Übel jeglicher Art, die mit zeitlichem Schaden zu tun haben, und natürlich können solche Übel sehr schmerzlich sein und sich bis zur massiven Einschränkung und Gefährdung unserer irdischen Existenz auswirken. Wie viele Übel sind beispielsweise mit Krieg und Terror verbunden! Wie sehr müssen oft auch Unschuldige unter all dem leiden, und da stellt sich die Frage, wie Gott dies alles zulassen kann. Auch Naturkatastrophen gehören in diese Kategorie, Krankheiten aller Art und schließlich der Tod. Ja, auch hier dürfen und sollen wir beten: „Erlöse uns von dem Bösen!“

Und doch gibt es noch größere Übel, die wirklich den Namen des Schlechten, ja des Bösen verdienen: Es handelt sich hier vor allem um die Sünde als bewusste und freiwillige Verletzung des Gebotes Gottes. Wir unterscheiden hier weniger schwere von schweren Sünden. Eine Sünde kann uns – bildlich gesprochen – eine Verwundung zufügen oder sie kann zum geistlichen Tod führen. So wird dann zwischen einer lässlichen Sünde – auch Wundsünde genannt – und einer schweren Sünde, die als Todsünde bezeichnet wird, unterschieden. Indem uns Jesus Christus das Geschenk der Erlösung anbietet, lädt er uns zur Umkehr ein. Er schenkt uns die Gnade der Vergebung und des Neubeginns im Guten. Es handelt sich im Fall der Vergebung einer Todsünde wirklich um eine geistliche Auferstehung. Dazu ist der Mensch aus eigener Kraft nicht fähig; wir brauchen einen Erlöser!

Nun aber lautet die frohe Botschaft dieser Kar- und Ostertage: Gott hat uns wirklich erlöst! Er hat seinen Sohn gesandt. Dieser hat alles Menschliche mit uns geteilt, ausgenommen die Sünde, und er hat sein Leben für uns hingegeben am Kreuz, um uns von der Sünde und allem Bösen zu erlösen. Im Römerbrief des Apostels Paulus heißt es: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38–39)

Wenn Gott uns in Jesus Christus erlöst hat, dann hat er nicht nur eine oberflächliche Korrektur dessen vorgenommen, was wir als schlecht oder unangenehm empfinden. Jesus Christus ist der Arzt, der das Öl seiner Gnade in den heiligen Sakramenten in unsere Herzen eingießt und uns wirklich im Innersten heil und gesund macht. Wenn nämlich der Friede mit Gott wiederhergestellt ist, dann sind wir auch fähig, uns selber und unsere Mitmenschen in Liebe anzunehmen.

Das christliche Leben und Sterben bezieht sich auf jene unzerstörbare Hoffnung, die uns im Tod und in der Auferstehung Christi geschenkt ist. Mögen wir hier auf Erden so manche Not und Bedrängnis erfahren: All dies wird uns letztlich nicht schaden, sondern zum Heile nützen, wenn wir mit Gott verbunden sind.

So dürfen wir also in Freude und Hoffnung unseren Weg gehen, denn Gott ist bei uns. Er liebt uns und verheißt uns die ewige Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht im Himmel; nicht nur die Seele wird sich der unverlierbaren Gemeinschaft Gottes erfreuen; auch unser Leib wird mit Christus auferstehen und verherrlicht werden, sodass wir einmal sagen dürfen: Gott hat uns befreit von allem Bösen; er hat uns die Fülle seines Heiles geschenkt, Leben und Glück in der Gemeinschaft der Liebe mit Gott und allen Heiligen in alle Ewigkeit. Amen.