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Predigt:

Palmsonntag C (08.04.2001)

L1: Jes 50,4-7; L2: Phil 2,6-11; Passions-Ev: Lk 22,14-23,56


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Groß war der Jubel und die Freude, als Jesus inmitten seiner Jünger, auf einem Esel sitzend, in die Stadt Jerusalem einzog! „Hosanna dem Sohne Davids!“ So und ähnlich lauteten die Rufe der Begeisterten. Sie hofften darauf, daß jetzt die ersehnte Wende eintreten werde. Das gedemütigte Volk Israel hatte seinen Retter gefunden! Bald würde es ganz frei sein von jeder Knechtschaft, von jeder Bedrängnis durch das römische Reich.

Heute, eine Woche vor Ostern und wenige Tage vor der Feier des Leidens und Sterbens unseres Herrn, wird uns der Kontrast zwischen dem feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem und der nachfolgenden Passion des Herrn umso deutlicher bewußt, da wir sowohl das Evangelium vom Einzug Christi in Jerusalem gehört haben als auch den Bericht vom Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach dem Evangelisten Lukas.

Versetzen wir uns ein wenig in die Gegenwart Jesu! Was muß er empfunden haben, als er diesen begeisterten Jubel von Seiten der Menschen empfing. Zugleich wußte er, daß dieser Enthusiasmus nur oberflächlich war. Die Menschen hatten nicht den Glauben, der notwendig ist, um das bevorstehende Leiden und Sterben des Herrn zu bestehen, geschweige denn richtig verstehen und deuten zu können. Wie muß es Jesus einerseits gefreut haben, daß ihn die Menschen als Messias anerkannten, und andererseits wird er tiefen Schmerz empfunden haben über die Unbeständigkeit und Wankelmütigkeit jener, die ihm jetzt noch „Hosanna“ zurufen, wenige Tage später aber von Pilatus seine Kreuzigung fordern werden.

Machen wir nicht selber manchmal ähnliche Erfahrungen? Wenn es uns gut geht, finden wir viele Freunde, die das Glück mit uns teilen. Wird es aber schwer und wendet sich das Blatt, dann wechseln auch manche „Freunde“ sehr schnell die Seite. Erst in der Not und Bedrängnis erkennt man den wahren Freund, den, der wirklich zu einem hält!

Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, hat sich durch dieses Wechselbad der Erfahrungen nicht von seinem Weg abbringen lassen. Seine Sendung war es, den Willen des himmlischen Vaters ganz zu erfüllen. Er liebte die Menschen und nahm für uns alle das Leiden und Sterben auf sich, trotz der vielen Untreue und des Undankes, den er von uns Menschen so oft erfahren hat. Die Liebe ist stärker als der Tod, stärker als jede menschliche Treulosigkeit und Unbeständigkeit.

Wenn wir in unserem Leben Sicherheit gewinnen wollen, wenn wir Beständigkeit erreichen möchten in unseren Beziehungen der Freundschaft und Liebe, dann müssen wir gleichsam Maß nehmen an der unbedingten Treue und Liebe Jesu Christi. Er gibt uns die Kraft zu wahrer Gottes- und Nächstenliebe, er schenkt uns seine Hilfe, wenn wir ihn darum bitten.

Blicken wir auf die Menschen, die Jesus zugejubelt haben. Nur sehr wenige sind ihm in der Stunde des Todes treu geblieben: einige fromme Frauen, der Jünger Johannes und vor allem Maria, die Mutter Jesu. Wir wollen auf diese vorbildhaften Menschen blicken und besonders auch die Fürbitte der Gottesmutter Maria anrufen. Sie helfe uns, daß wir den Glauben und die Liebe bewahren können, auch dann, wenn es dunkel um uns wird. Gottes Licht möge uns erleuchten und Gottes Liebe uns stärken und trösten. Denn eben darum ist der Sohn Gottes ja Mensch geworden, damit er uns nahe sein kann in jeder Stunde unseres Lebens.

Die Botschaft des Ostertages leuchtet freilich schon auf, und sie darf uns nie verlorengehen: Jesus Christus ist das Leben. Er ist der Sieger über Sünde und Tod. In ihm finden wir unser bleibendes Glück, jene Seligkeit, die nur Gott schenken kann und die über den Tod hinausgeht und einmündet ins ewige Leben.

Gehen wir unseren Weg also in dankbarer Hoffnung. Feiern wir die kommenden Tage in Verbundenheit mit dem leidenden und sterbenden Herrn und erwarten wir voll Zuversicht das Osterfest als den Tag seiner Auferstehung, die auch uns das ewige Leben verheißt! Amen