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Predigt:

In Petrus erkennen wir uns alle wieder

Palmsonntag C (20.03.2016)

L1: Jes 50,4-7; L2: Phil 2,6-11; Passions-Ev: Lk 22,14-23,56


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Liturgie der Kirche wird das Geschehen vom Palmsonntag auf zeichenhafte Weise zur Darstellung gebracht: Wie unser Herr Jesus Christus vor 2000 Jahren auf einem jungen Esel sitzend in die Stadt Jerusalem einzog und seine Jünger ihm zujubelten, so sind auch wir mit Palmzweigen und ähnlichen Zweigen gemeinsam in die Kirche eingezogen.

In Jerusalem hat Jesus dann wenige Tage später den Tod am Kreuz erlitten; nach drei Tagen aber ist er von den Toten auferstanden. Hier im Gotteshaus feiern wir bei jeder heiligen Messe den Tod und die Auferstehung Christi. Dieses Geschehen wird bei der Feier der Eucharistie auf sakramentale Weise vergegenwärtigt, sodass auch wir zu Teilnehmern an diesem Geschehen werden.

Angesichts dessen, was wir in der Passion nach Lukas über das Leiden und Sterben Jesu Christi hören, können wir uns fragen: Wie hätten wir reagiert? Auf welcher Seite wären wir gestanden?

Möglicherweise ergeht es uns wie Petrus, der zuerst tapfer und laut bekundet: Herr ich bleibe dir jedenfalls treu. Ich bin sogar bereit für dich zu sterben. Dann aber verlässt ihn angesichts einer aufdringlich fragenden Magd der Mut, und er verleugnet den Herrn! Dies geschieht dreimal, bevor der Hahn kräht. Genauso hat es Jesus ihm vorausgesagt.

Vielleicht erkennen wir uns in der Gestalt des Petrus wieder: Da ist unglaublich viel guter Wille da, und wir sind hellauf begeistert angesichts der Möglichkeiten des Guten. Wir versprechen vielleicht sogar dem lieben Gott hoch und heilig, dies oder jenes zu tun. Und wir fügen noch hinzu: Mir gelingt das ganz bestimmt! Ich werde mich gewiss als treu erweisen, im Unterschied zu manchen anderen. Doch genau hier liegt der Fehler: wir überschätzen uns selbst und übersehen unsere eigene Armseligkeit. Wir sollten vielmehr sagen: O Gott, ich fasse diesen oder jenen guten Vorsatz, aber ich weiß genau, dass ich selber schwach und unbeständig bin. Nur wenn du mir beistehst mit deiner Gnade, werde ich das Gute erfolgreich beginnen, durchführen und vollenden.

Zugleich aber schenkt uns das Beispiel des Petrus auch Trost und Hoffnung: Denn als er dem Herrn nach seiner Verleugnung wieder begegnete und ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, da wurde sein Herz von tiefer Reue erfüllt. Weil er sah, wie liebevoll Jesus ihn trotz allem anblickte, konnte er auf die rettende Vergebung durch den Herrn vertrauen. Nun aber wollte er nicht mehr auf die eigenen Kräfte bauen, sondern auf den Beistand des Herrn, der uns alle mit seiner Gnade begleitet und stärkt.

Gehen wir also mit Glauben und Vertrauen in diese heiligen Tage der Vorbereitung und der Feier von Ostern! Wie Maria, die Mutter Jesu, dürfen wir den Herrn im Geiste begleiten, wenn er das Kreuz für uns trägt und den Tod für unsere Sünden erleidet. Es bleibt nicht dabei, dass Jesus gestorben ist. Am dritten Tag ist er glorreich von den Toten auferstanden, und diese Freude will der Auferstandene am Osterfest mit uns teilen! Amen.