www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Geborgen im Herzen der Gottesmutter

Messe vom Unbefleckten Herzen Mariens (10.09.2016)

Lesung: 1 Kor 10,14-22; Evangelium: Lk 6,43-49

Johannes-Messner-Wallfahrt in der Pfarrkirche Kahlenbergerdorf


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Prof. Johannes Messner sich der Verfolgung und unmittelbar bevorstehenden Verhaftung und Internierung durch das Nazi-Regime nur noch durch die Flucht entziehen konnte, führte ihn sein Weg über die Schweiz schließlich im Oktober 1938 nach England, wo er in dem vom seligen Kardinal John Henry Newman gegründeten Oratorium des heiligen Philipp Neri in Birmingham eine vorübergehende Zuflucht und geistliche Heimat fand.

Hier konnte er beten und studieren und neue Kräfte sammeln für künftige Aufgaben. In besonderer Weise hat ihn in diesen schwierigen Zeiten der äußeren Entbehrungen und der inneren Prüfungen die Verbundenheit mit der Gottesmutter Maria Trost und Stärkung im Glauben finden lassen. So hat er zu jener Zeit, in Anlehnung an Gedanken von John Henry Newman und Matthias Joseph Scheeben, verschiedene Betrachtungen zur Litanei zum Unbefleckten Herzen Mariens vorgelegt, die sowohl in der ursprünglichen und vollständigen Fassung als auch in einer durch Prof. Rudolf Weiler herausgegebenen Kurzform zugänglich sind und mit geistlichem Gewinn gelesen und meditiert werden können.

Dieser Gedenkgottesdienst für den Diener Gottes Johannes Messner in der Pfarrkirche Kahlenbergerdorf mit anschließender Fußwallfahrt auf den Leopoldsberg findet statt zwischen zwei Marienfesten: Am 8. September haben wir Mariä Geburt gefeiert, und am 12. September ist Mariä Namen. Es ist die feste, im Glauben und in der persönlichen Lebenserfahrung gegründete Überzeugung von Johannes Messer gewesen, dass die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria uns auf bestmögliche Weise zu ihrem Sohn Jesus Christus führen kann. „Per Mariam ad Jesum!“ – „Durch Maria zu Jesus!“

In der Verbundenheit mit der Gottesmutter Maria gilt es, sich in Liebe in ihrem Unbefleckten Herzen zu bergen. Wahre Verehrung der Gottesmutter Maria besagt nicht nur, dass wir Gebete zu ihren Ehren verrichten, sondern dass wir uns anhand der Heiligen Schrift und in Zeiten stiller Betrachtung – so auch im Meditieren der Rosenkranzgeheimnisse – die Ereignisse ihres Lebens und die darin sichtbar werdenden inneren Haltungen Marias und ihre Herzensgesinnung vergegenwärtigen und auf die uns entsprechende Weise auch nachzuahmen versuchen. Wir bitten die Gottesmutter, dass sie unser Herz nach der Art und Weise ihres Herzens formt und bildet, sodass wir dem Herzen Jesu ähnlich werden. Wenn Herzen in Liebe geeint sind, dann vollzieht sich eine solcher Formungsprozess gleichsam ganz von selbst. Wer sich in kindlicher Liebe an Maria hält und auf ihr Unbeflecktes Herz vertraut, der darf dies erfahren! Der hochgelehrte und tieffromme Professor Johannes Messner ist dafür ebenso ein Zeuge wie unzählbar viele ganz einfache, ungelehrte Menschen, die aus einem tiefen Glauben und Vertrauen an Gott in Einheit mit Maria ihr Leben zu gestalten suchen.

Betrachten wir in geistiger Einheit mit dem Herzen Mariens die Lesung und das Evangelium des heutigen Wochentages (1 Kor 10,14–22; Lk 6,43–49!

Die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther ist eucharistisch geprägt. Es geht um die Teilnahme am Leib und Blut Christi: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?“ (1 Kor 10,16)

So haben wir hier ein zugleich biblisches und frühchristliches Zeugnis für die Feier der heiligen Messe gemäß dem Auftrag des Herrn an die Apostel beim Letzten Abendmahl: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

In welchem Bezug dazu steht die Gottesmutter Maria? Sie war ja zugegen unter dem Kreuz Christi, als der Erlöser sein Blut für das Heil der Menschen vergossen hat. Sie hat sich die Gesinnung der Hingabe und des Opfers Jesu Christi für das Heil der Menschen in ihrem Herzen zutiefst zu eigen gemacht, sodass Maria unter dem Kreuz auf eine ganz neue Weise zur Mutter aller Erlösten geworden ist. Diese geistliche Mutterschaft wurde dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie Jesus, ihr Sohn, nun als „Frau“ anredet und ihr den Jünger Johannes als Sohn anvertraut. Umgekehrt soll er Maria als seine geistliche Mutter ansehen und sie zu sich nehmen (vgl. Joh 19,26–27). Wir gehen nicht fehl, dass Maria in der Urkirche gleichsam das betende Herz dieser Gemeinschaft war, wie es im Bericht der Apostelgeschichte über die Zeit vor der Herabkunft des Heiligen Geistes zum Ausdruck kommt: „Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.“ (Apg 1,14)

Als dann nach dem Pfingstereignis die Apostel und die von ihnen eingesetzten Episkopen und Presbyter regelmäßig, vor allem am Tag des Herrn, also am Sonntag, die heilige Eucharistie feierten, da war Maria selbstverständlich auch dabei. Sie durfte Jesus nun in der heiligen Kommunion empfangen. Seine sichtbare Gegenwart ist den an ihn Glaubenden ja seit seiner Himmelfahrt entzogen, und dennoch bleibt der Herr in den Sakramenten und in seinem Wort sowie durch seine Gnade gegenwärtig in der Gemeinschaft der Glaubenden, also in der Kirche. Gerade der Empfang der heiligen Eucharistie ist einheitsstiftend und baut die Kirche auf, wie der Apostel Paulus in der heutigen Lesung festhält: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot.“ (1 Kor 10,17) Sind nicht auch wir immer wieder eingeladen, Jesus Christus, das Brot vom Himmel (vgl. Joh 6), zu empfangen und uns von seiner Kraft und Liebe innerlich berühren und formen zu lassen? Die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria hat aus der sakramentalen Verbundenheit mit Jesus Christus, ihrem Sohn, gelebt und auf diese Weise der christlichen Gemeinschaft ein hervorragendes Beispiel gegeben.

Das Evangelium nach Lukas spricht vom Zusammenhang der Gesinnungen im Herzen mit den äußeren Taten und passt insofern besonders gut zur Messe vom Unbefleckten Herzen Mariens. So sagt Jesus: „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ (Lk 6,45)

Gerade die Gottesmutter Maria hat die Gesinnungen ihres an Gott glaubenden, auf ihn hoffenden und ihn liebenden Herzens auch in den Taten und Handlungen ihres äußeren Lebens zum Ausdruck gebracht. So war sie wie ein guter Baum, der gute Früchte hervorbringt. Ihr Herz war erfüllt von der Liebe Gottes, und ihr Mund kündete das Lob des Herrn, der Großes an ihr getan hat (vgl. das Magnifikat, Lk 1,46–55). Das Leben der seligen Jungfrau Maria war ganz auf das Wort Gottes bezogen. Sie hat das Wort Jesu gehört und danach gehandelt; auf diese Weise war das Haus ihres Lebens fest auf Gott gegründet wie auf einen Felsen und konnte durch die Stürme des Lebens in allen Leiden und Prüfungen nicht erschüttert werden.

Halten auch wir uns an das Heiligste Herz Jesu und an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter Maria! Dann werden wir sicheren Halt gewinnen in allen Anfechtungen, Nöten und Verfolgungen. Mögen die Stürme des Lebens noch so sehr toben: wir sind voll Zuversicht im Vertrauen auf den Herrn und auf die Fürbitte seiner Mutter Maria!

Das Lebensbeispiel des Dieners Gottes Johannes Messner weist uns den guten Weg der Hingabe und des Vertrauens, auf dem wir mit innerer Freude erfüllt werden und schließlich durch Gottes Gnade die ewige Seligkeit bei Gott im Himmel empfangen dürfen! Amen.