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Sam 20. Okt 2018 10:50

RPP-Tagung: Mann und Frau ergänzen einander

(kathpress.at) In der gegenwärtigen Gesellschaft ist das "Talent" zur Männlichkeit bzw. Weiblichkeit oft verkümmert, doch würde dessen Wiederentdeckung dem Menschen dabei helfen, wieder beziehungsfähiger zu werden: Das war eine der zentralen Botschaften einer Tagung zum Thema "Mann und Frau", die das Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie (RPP) am Wochenende gemeinsam mit dem Institut für Ehe und Familie (IEF) und der Sigmund Freud Privatuniversität im Wiener Billrothhaus veranstaltet hat. Renommierte Vortragende aus Psychologie, Medizin und Philosophie beleuchteten Schieflagen im Beziehungsleben der Gegenwart und diskutierten Ansätze, um Männlichkeit und Weiblichkeit miteinander in Harmonie zu bringen.

"Erst zwei Augen, die aus verschiedenen Blickpunkten auf dieselbe Sache schauen, ergeben ein dreidimensionales Bild": So erklärte der Psychiater und RPP-Institutsleiter Raphael Bonelli die Ergänzung, die Mann und Frau in einer Paarbeziehung einander lieferten. Verleugne bzw. verdränge einer von beiden seine Geschlechtlichkeit, gehe die Räumlichkeit verloren, wodurch das Kippen in eine Konkurrenzsituation drohe. Dies sei auch eine der Ursachen, warum die Generation der zwischen 1980 und 2000 Geborenen die gegenseitige Anziehungskraft - den "Eros" - verloren hätten: "Millennials haben weniger Sex als alle Generationen vor ihnen. Mann und Frau fällt nicht mehr ein, was sie gemeinsam im Bett unternehmen können", so der Autor des Buches "Frauen brauchen Männer - und umgekehrt". Er appellierte zu einem "neuen Selbstbewusstsein" der Geschlechter und deren Begegnung auf Augenhöhe: Mann und Frau seien "nicht gleichartig, aber gleichwertig". 

Speziell auf die Partnerschaft und die hier zu beobachtenden Kränkungen ging der Psychiater Reinhard Haller ein. Bei Kränkungen handle es sich um eine "psychologische Großmacht", führten sie doch oft zu nachhaltigen Erschütterungen der Werte und des "innersten Ichs" eines Menschen. Tragödien wie etwa das islamistische Terrorattentat gegen "Charlie Hebdo", die "Germanwings"-Katastrophe mit 148 Toten oder auch die vielen Schießereien an US-Schulen seien vor allem durch Kränkungen zu erklären, wobei dahinter meist Angst vor Liebesverlust, nicht verheilte Wunden oder Demütigungen stünden. Kränkung könne zur unheilbaren Verbitterung führen. Die edelste Form, Kränkung zu überwinden, sei das Verzeihen, so der Chefarzt des Vorarlberger Krankenhauses Maria Ebene.

Einblicke in neueste Forschungen zu den Geschlechterhormonen gab die Gynäkologin Doris Gruber. Abhängig vom Menstruationszyklus, sähen Frauen Männer beispielsweise ganz unterschiedlich, so die Endokrinologin vom AKH Wien. Das Gleichgewicht von weiblichen und bzw. oder männlichen Hormonen bestimme auch das Fettverteilungsmuster, gemeinsam mit anderen Faktoren wie etwa der Nahrungszufuhr. Schließlich verwies die Expertin auch auf epigenetische Spuren, welche Hormone im Körper beider Geschlechter hinterlassen: So entfalte beispielsweise das u.a. beim Orgasmus für kurze Zeit ausgeschüttete Liebeshormon Oxytocin langfristig im Gehirn jene Wirkung, die eine Bindung an den Partner verstärkt - ähnlich wie es nach der Geburt das Bonding zwischen Mutter und Kind ermögliche. 

So sehr auch gesellschaftliche Einflussfaktoren die Geschlechter prägten, gebe es dennoch nicht die von Transgender-Theoretikern postulierten "20 Geschlechter", erklärte die Psychologin Beate Wimmer-Puchinger. Vielmehr sei zuvorderst die Biologie tonangebend. Erfreulich sei daher die derzeit laufende Entwicklung hin zu einer geschlechtsspezifischen Medizin ("Gendermedizin"), von der vor allem die Frauengesundheit profitiere. Wimmer-Puchinger warnte wie schon bereits zuvor die Gynäkologin Gruber vor der Verwendung der Pille als hormonelle Verhütung in der Pubertät: Derartige Präparate könnten zu Schädigungen führen, wenn sich der Zyklus der Frau dadurch nicht stabil entwickle, zudem steige das Infertilitätsrisiko.

Aus philosophischer und theologischer Sicht beleuchtete Hanna Barbara Gerl-Falkovitz die "geheimnisvolle Spannung" zwischen Mann und Frau. Beide gemeinsam seien "mehr als zwei Personen", entstehe durch das Aufeinandertreffen der Geschlechter doch "eine neue Weltschöpfung". Die in Dresden und Heiligenkreuz lehrende Religionsphilosophin verwies auf die verschiedenen altasiatischen, griechischen und germanischen Mythen, die allesamt auf gegenseitige Ergänzung der Geschlechter hinausliefen. Dargestellt werde dabei stets die Frau als Lebensbringerin sowie auch als ein bleibendes Geheimnis für den Mann, der dieses Rätsel zu lösen habe. Ein völliges Erkennen des anderen sei dabei nie möglich, der Reiz der Unergründlichkeit und bleibenden Fremdheit sei "das Salz in der Suppe".

(stjosef.at) Prof. Dr. Josef Spindelböck referierte bei der Tagung über das Thema: "Eros und Agape. Zur Theologie der Liebe". Unter anderem führte er aus: Karol Wojtyła war auch als Papst Johannes Paul II. überzeugt davon: Die Liebe als solche – wenn sie denn ihren Namen verdient – ist etwas, das im Menschen mit seiner Gottebenbildlichkeit zu tun hat. Die menschliche Liebe ist in gewisser Weise sogar Teilhabe an der Liebe Gottes. Sie stellt die Grundberufung des Menschseins dar, also den wesentlichen Inhalt des Lebens: „Gott hat den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen (vgl. Gen 1,26 f): den er aus Liebe ins Dasein gerufen hat, berief er gleichzeitig zur Liebe." (Familiaris consortio) Gott hat die Menschen als Mann und Frau erschaffen und dazu bestimmt, in Liebe eins zu werden und eben dadurch fruchtbar zu sein und sich zu vermehren.

Der Vortrag kann hier nachgehört werden (Podcast von Radio Maria).

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