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Fr 18. Jan 2019 21:57

Das Lebenswerk Hugo Rahners wieder entdecken

(kathpress.at) Er steht bis heute im Schatten seines großen Bruders Karl - und verlangt daher um so mehr nach einer Wiederentdeckung und Relecture: Der Kirchenhistoriker Hugo Rahner (1900-1968), dessen 50. Todestag sich im vergangenen Dezember zum 50. Mal jährte. Aus Anlass dieses Gedenktages veranstaltete die Universität Innsbruck, an der beide Rahner-Brüder gelehrt haben und der Hugo u.a. Ende der 1940er Jahre als Rektor vorstand, am 17./18. Jänner eine Fachtagung über Hugo Rahner als "Innsbrucker Historiker in Brüchen der Zeit". Einig zeigten sich die Referenten darin, dass Rahner zu Unrecht im Schatten seines Bruders stehe und sich eine Wiederentdeckung dieses "Unvollendeten" lohne, so etwa der Jesuit und frühere Chefredakteur der "Stimmen der Zeit", Andreas Batlogg, in seinem Eröffnungsvortrag. 

Wer sich heute in das Denken Hugo Rahners vertiefe, werde dies "nicht bereuen", führte Batlogg, der bis 2015 außerdem wissenschaftlicher Leiter des Karl-Rahner-Archivs in München war, aus. Schließlich sei Hugo Rahner "weit mehr als der "große Bruder"" von Karl Rahner, sondern als gleichsam "Unvollendeter der Theologie des 20. Jahrhundert" ein herausragender Intellektueller mit gleichzeitiger tiefer Weltverbundenheit: "Hugo Rahner war ein Mensch der Nähe und der Begegnung. So sehr er (...) in hohen und höchsten Kreisen verkehrte, so wenig verlor er den Kontakt zu einfachen Menschen. Er behielt Bodenhaftung" und blieb auch zeitlebens priesterlich tätig. 

Was sein intellektuelles, theologisches Profil betrifft, so zeichne sich Rahner durch gleichermaßen durch hohes kirchenhistorisches Detailwissen etwa im Blick auf die Kirchenväter aus, zugleich aber dachte er Geschichte stets "in großen Zusammenhängen" und notwendigerweise interdisziplinär, sprich: Er wollte aufzeigen, "dass Geschichte tot bleibt, unwirksam konserviert, wenn sie nur gewusst oder nur zitiert wird, aber nicht theologische Implikationen in ihr anerkannt werden". Für seine "Theologie der Verkündigung" (so auch ein Buchtitel Rahners aus dem Jahr 1939) werde Rahner darüber hinaus u.a. von Papst Franziskus sehr geschätzt, so Batlogg. 

Würdigend im Blick auf die Weite seines Geschichtsdenkens äußerte sich auch der Innsbrucker Theologe Prof. Roman Siebenrock, dessen Vortrag zugleich den Abschluss des Symposions am Freitagmittag markierte. Rahner lasse einen "universalgeschichtlichen Blick mit hoher Aufmerksamkeit für das einzelne Ereignis ebenso erkennen, wie ein tiefes Gespür für die abgründige Ambivalenz des vom Menschen gestalteten Handlungsraums, den wir dann als Geschichte bedenken", so Siebenrock. Dieser universalgeschichtliche Blick aus Sicht eines Theologen sei erfrischend, seine durchgehende Christozentrik dabei jedoch heute nur mehr schwer zu vermitteln, zeigte Siebenrock zugleich Grenzen einer Relecture Rahners auf. 

Die Problematik werde insbesondere im Blick auf den bis heute und zuletzt auch aktuell wieder heiß umfehdeten Begriff des Abendlandes sichtbar: Rahner preist dieses Abendland, das er mit Europa assoziiert, als "Herz der Welt" - nicht zuletzt, weil sein Mittelpunkt Rom und der Papst sind. Wo Rahner etwa vor diesem Hintergrund sagt, dass das Abendland ganz Kind der Kirche sei und das Christentum daher "für die Gemeinschaft von Europa Fall oder Auferstehung", würden die Grenzen dieser dezidiert theologischen Geschichtsschreibung deutlich. 

Hugo Rahner wurde am 3. Mai 1900 im badischen Pfullendorf geboren. Nach dem Abitur in Freiburg trat er 1919 in den Jesuiten-Orden ein. Nach philosophischen Studien in Valkenburg und einer Tätigkeit als Präfekt am Jesuitengymnasium Feldkirch studierte er von 1926 bis 1931 in Innsbruck Theologie, sein Studium schloss er mit der Promotion ab. Im Anschluss studierte Rahner in Bonn Geschichte und erwarb dort 1934 ein zweites Doktorat. Im folgenden Jahr habilitierte er sich in Innsbruck. 

Seit 1935 lehrte Hugo Rahner an der Innsbrucker Leopold-Franzens-Universität, ab 1937 war er bis zum "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich Ordinarius für Kirchen- und Dogmengeschichte sowie Patrologie. Mit anderen Innsbrucker Jesuiten ging Hugo Rahner ins Schweizer Exil und lehrte bis 1945 an der päpstlichen Fakultät Sitten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Rahner nach Innsbruck zurück und wurde der erste Dekan der wiedererrichteten theologischen Fakultät. 1949/50 wirkte er überdies als Rektor der Gesamtuniversität. In den 1950er Jahren war Hugo Rahner u.a. Rektor des Canisianum, außerdem nahm er wichtige Funktionen an der Fakultät und im Orden wahr. 1963 wurde er aufgrund einer Parkinson-Erkrankung vorzeitig emeritiert. Hugo Rahner starb am 21. Dezember 1968 in München.

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