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Sam 15. Feb 2020 11:30

Herausforderungen der postmodernen Bioethik für Glaube und Moral

(stjosef.at) 

Der St. Pöltner Moraltheologe und ITI-Gastprofessor Dr. theol. habil. Josef Spindelböck widmete sich in seiner akademischen Ansprache zu Semesterbeginn am 10. Februar 2020 den „Herausforderungen der postmodernen Bioethik für den christlichen Glauben und die Moral“.

In der Neuzeit sei es zu einer tendenziellen Entfremdung des Menschen von Gott gekommen. Zugleich habe sich aufgrund der Fortschritte in den empirischen Wissenschaften und in den darauf bezogenen technischen Anwendungen eine Mentalität durchgesetzt, wonach der Mensch ein unumschränkter Herrscher über die Welt und die Natur sei. Dies entspreche gerade nicht dem biblischen Auftrag des Hütens und Bebauens, den Gott dem Menschen im Paradies gegeben habe. Das kirchliche Lehramt habe besonders durch die Päpste der letzten Jahrzehnte (Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus) auf die Einheit und Unteilbarkeit des Buches der Natur hingewiesen. So gesehen könne man die Ökologie nicht von der Humanökologie trennen.

Angesichts aktueller Herausforderungen – wie z.B. durch die CRISPR/Cas-Methode im Bereich der genetischen Veränderungen und Manipulationen – sei eine Neubesinnung auf die Würde des Menschen im Licht des Glaubens und der Vernunft nötig, die einhergehen müsse mit einer grundlegenden Ehrfurcht vor der Natur als Schöpfung Gottes.

Spezielle Fragen ergeben sich im Bereich der Geschlechtsidentität; hier sei es nötig, die Übereinstimmung (Kongruenz) zwischen der chromosomal angelegten Differenz des Mann- und Frau-Seins im Genotypus auch im Phänotypus, also im äußeren Erscheinungsbild wahrzunehmen und ihre normative Bedeutung zu akzeptieren. Eine willkürliche Veränderung der geschlechtlichen Identität des Menschen entspreche nicht dem Schöpfungsplan Gottes, auch wenn wir als Christen jene Menschen nicht verurteilen, denen die nötige Klarheit der Beurteilung fehlt und die einem äußeren oder inneren Druck ausgesetzt sind.

Alle Menschen insgesamt seien gemäß ihren je eigenen Gaben und Berufungen zur Heiligkeit berufen. Gott selbst kenne einen guten Weg für einen jeden von uns und führe uns durch Jesus Christus in seiner Kirche zum Heil, wenn wir bereit seien, mit seiner Gnade mitzuwirken. Dem „Internationalen Theologischen Institut“ in Trumau komme hier eine besondere Aufgabe zu, inmitten der Gesellschaft und der Kirche die gottgeschenkte Würde des Menschen zu bezeugen und den Menschen sowie die Natur insgesamt vor Angriffen jeglicher Art in Schutz zu nehmen.

Vollständiger Text der Ansprache auf Englisch

Internationales Theologisches Institut in Trumau

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