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Sam 13. März 2021 18:49

Caterina von Siena und ihre Theologie: Rezension von Stefan Hartmann

Rezension zu:

Werner Schmid (Hg.), Caterina von Siena und ihre Theologie. Eine Blütenlese, Kleinhain (St. Josef) 2020, geb. 544 Seiten, ISBN 978-3-901853-42-5, 32,50 EUR

 

Die Heilige, Mystikerin und Dominikanerterziarin Caterina von Siena (1347-1380) ist Patronin Italiens, wurde 1970 von Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin und 1999 von Papst Johannes Paul II., der ihr den Titel „Lehrerin der Wahrheit und Liebe“ gab, zur Mitpatronin Europas ernannt.  Sie führte ein bewegtes prophetisches Leben und hat mit Hilfe ihres geistlichen Begleiters und ersten Biographen Raimund von Capua ein gewaltiges schriftliches Werk hinterlassen. Dazu gehören neben dem zentralen „Gespräch von Gottes Vorsehung“ die meditativen Gebete und die vielen Briefe an ihre Freunde und an kirchliche Persönlichkeiten bis hin zu Päpsten. Nach der Herausgabe sämtlicher Werke der hl. Caterina von Siena in deutscher Übersetzung in 12 Bänden krönt Werner Schmid (Kleinhain) dieses Projekt mit einer von ihm besorgten theologisch strukturierten repräsentativen Textauswahl, die er „eine Blütenlese“ (florilegium) nennt.

Als Kirchenlehrerin ist Caterina ohnehin Theologin, unabhängig von jedem akademischen Anspruch. Gerade so ergänzt und verlebendigt sie die Theologie ihres dominikanischen Mitbruders Thomas von Aquin. Alles geht auch bei ihr von Gottes Absolutheit aus, der sich andere Aspekte des Glaubens unter- und einordnen. Die Unterweisung des Herrn: „Du bist die, die nicht ist. Ich aber bin Derjenige, der IST“ (Legenda Maior 92) wird für Caterina zur Grundeinsicht und zum systematischen Angelpunkt ihres ganzen religiösen Lebens und Denkens. Das kann eine apodiktische Einseitigkeit haben, verhindert aber alle lauen Worte einer unverbindlichen Wellness-Spiritualität. In der Mitte des Glaubens und Betens steht der Blutbräutigam Jesus Christus, der sich ihr mystisch vermählt. Dem „Blut Christi“ (217ff) und dem „Herz Jesu“ (241ff) widmen sich eigene Textreihen, sehr viele „Blüten“ drehen sich um die Kirche (253ff), die Gnade, die Sehnsucht (383ff) und die „Tugend“ (395-493). Die Worte Caterinas sind direkt, unverschnörkelt und anfordernd, auch was die letzten Dinge von Tod und Gericht angeht (511ff): „Der Ernst der Hölle beginnt bereits hier“ (537).

Vor allem schwer auffindbare Perlen aus den Briefen der Kirchenlehrerin werden in der wertvollen Sammlung präsentiert. Sie zeigen, wie sehr Caterina in Gottes Liebe lebt und atmet. Sie wurde wie ihr Herr und Bräutigam 33 Jahre alt. Ihre geistlichen Lumina sind zeitlos aktuell, lassen nie gleichgültig und treffen den Kern – so wie in anderer und doch manchmal ähnlicher Weise die Aphorismen des Kolumbianer Nicolás Gómez Dávila. Werner Schmids „Blütenlese“ ist für Theologie und Spiritualität ein reicher Schatz.

Dr. Stefan Hartmann, Bamberg  

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