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Die 14. Sep 2021 21:17

Zeugen des Kreuzes sein

(vaticannews.va) 

Mehr als 30.000 Gläubige, und zwar nicht nur aus der Slowakei, nahmen an einer Liturgie teil, die Papst Franziskus während seines Pontifikats selten in dieser Form feiert: die Göttliche Liturgie nach dem heiligen Johannes Chrysostomus ist die Liturgieform der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirchen, die auch in der Slowakei gut vertreten sind. Doch aus der gesamten karpatischen Region kamen Gläubige nach Presov in die Slowakei, um mit ihrem Kirchenoberhaupt den Gottesdienst zu feiern. Symbolträchtig benutzte Franziskus während der Liturgie den Bischofsstab, den bereits sein Vorgänger Johannes Paul II. bei seiner Reise in die Slowakei am selben Ort verwendet hatte. Gemäß dem Gregorianischen Kalender, dem in der Slowakei die Katholiken des byzantinischen Ritus folgen, wurde an diesem Dienstag das Fest Kreuzerhöhung gefeiert; dies griff Franziskus in seiner Predigt auch auf:

„Das Johannesevangelium nimmt uns an die Hand und hilft uns, in dieses Geheimnis einzudringen. Der Evangelist stand in der Tat genau dort, unter dem Kreuz. Er betrachtet den bereits gestorbenen Jesus, der am Holz hängt, und schreibt: ,Der es gesehen hat, hat es bezeugt´ (Joh 19,35). Johannes sieht und bezeugt.“

Um das „Sehen“ und „Bezeugen“ drehten sich auch die weiteren Überlegungen des Papstes. Viele sähen im Kreuz eine Niederlage, Leid und Schmach. Das Tagesevangelium nach Johannes hingegen zeige auf, dass man das Kreuz „anders“ sehen sollte:

„Wir finden unzählige Kruzifixe: um den Hals, im Haus, im Auto, in der Tasche. Aber es nützt nichts, wenn wir nicht innehalten, um das Kreuz zu betrachten und unser Herz dafür zu öffnen, wenn wir uns nicht von seinen für uns offenen Wunden ins Staunen versetzen lassen, wenn unser Herz nicht vor Rührung anschwillt und wir nicht vor dem Gott weinen, der in Liebe zu uns verwundet ist. Wenn wir dies nicht tun, bleibt das Kreuz ein ungelesenes Buch, dessen Titel und Autor wir zwar genau kennen, das aber keinen Einfluss auf unser Leben hat. Wir dürfen das Kreuz nicht auf einen Andachtsgegenstand reduzieren, geschweige denn auf ein politisches Symbol oder ein Zeichen von religiöser und sozialer Bedeutung.“

Daraus folge ein nächster Schritt, so der Papst weiter, und zwar sei jede und jeder aufgerufen, „Zeugnis zu geben“. Viele „großherzige Menschen“ hätte gerade in der Slowakei „um des Namens Jesu willen“ gelitten und seien gestorben, erinnerte der Papst. „Ein Zeugnis, das sie aus Liebe zu demjenigen erbracht haben, den sie über lange Zeit betrachtet hatten.“

Das Kreuz verlange auch heute „ein klares Zeugnis“, fuhr der Papst fort. „Denn das Kreuz ist nicht als Fahne gedacht, die es zu hissen gilt, sondern als reine Quelle für eine neue Lebensweise.“

„Der Zeuge, der das Kreuz im Herzen und nicht nur um den Hals trägt, sieht niemanden als Feind an, sondern alle als Brüder und Schwestern, für die Jesus sein Leben gegeben hat. Der Zeuge des Kreuzes erinnert sich nicht an vergangenes Unrecht und beklagt sich nicht über die Gegenwart. Der Zeuge des Kreuzes bedient sich nicht der Mittel der Täuschung und der weltlichen Macht: Er will nicht sich selbst und die Seinen durchsetzen, sondern sein Leben für andere hingeben. Er sucht nicht seinen eigenen Vorteil, um sich dann als fromm darzustellen: Das wäre eine Religion der Falschheit, nicht das Zeugnis des gekreuzigten Gottes. Der Zeuge des Kreuzes verfolgt nur eine Strategie, nämlich die des Meisters: die demütige Liebe. Er erwartet keine Triumphe hier unten, denn er weiß, dass die Liebe Christi im täglichen Leben fruchtbar ist und alles von innen heraus neu macht, wie ein in die Erde gefallenes Samenkorn, das stirbt und Frucht bringt.“

So frage der Herr „aus der tönenden Stille des Kreuzes“ heraus heute uns alle: „Willst du mein Zeuge sein?“, schloss Franziskus seine Predigt.

 

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