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Sam 22. Jan 2022 10:00

Papst spricht vor Mitgliedern der Glaubenskongregation

(vaticannews.va / Stefanie Stahlhofen) 

Papst Franziskus hat die vatikanische Glaubenskongregation, die auch für die Bearbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zuständig ist, zu Gerechtigkeit für Opfer und Härte im Umgang mit Tätern aufgerufen. Die Kirche gehe diesen Weg - mit Gottes Hilfe - weiter, „mit dem Auftrag, Gerechtigkeit zu den Opfern der Missbräuche durch ihre Mitglieder zu bringen, in dem sie mit besonderer Aufmerksamkeit und Strenge das vorgesehene Kirchenrecht anwendet", so der Papst.

Franziskus empfing die Glaubenskongregation, die derzeit ihre Vollversammlung abhält, diesen Freitag in Audienz im Vatikan. Der Termin war schon vor längerer Zeit festgelegt worden. Papst Franziskus erinnerte die Glaubenskongregation bei der Audienz am Freitag daran, dass er erst jüngst das kirchliche Strafrecht überarbeitet hatte - „mit dem Ziel, die Wirksamkeit der Justiz zu erhöhen". Die im Dezember 2021 in Kraft getretenen neuen Normen erleichtern unter anderem die Verfolgung von Sexualdelikten, bei denen die Opfer minderjährig sind. 

„Das allein kann jedoch nicht ausreichen, um das Phänomen einzudämmen, aber es ist ein nötiger Schritt, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen, den Skandal wiedergutzumachen und die Täter zur Besserung zu bringen", erklärte Franziskus. 

Besonders betonte er im Zusammenhang mit Fällen verschiedener Arten des Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche, die Bedeutung der Unterscheidung - des discernimento:

„Die Übung des Unterscheidens (discernimento) muss zwingend im Kampf gegen Missbrauch jeglicher Art angewendet werden", so der Papst. Neben dem Thema Missbrauch ging Franziskus zudem kurz auf die Eheauflösung zugunsten des Glaubens (‚in favorem fidei‘) ein, für die die Glaubenskongregation ebenfalls zuständig ist. Die Bedeutung der Unterscheidung betonte er zudem auch im Zusammenhang mit dem synodalen Prozess, den Papst Franziskus im Vatikan und der Weltkirche gestartet hat: 

„Beim synodalen Prozess ist es notwendig, ständig Meinungen, Standpunkte und Überlegungen zu unterscheiden. Man kann diesen synodalen Weg nicht ohne Unterscheidungsvermögen gehen. Die Unterscheidung, das discernimento, ist es, das die Synode zu einer echten Synode machen wird, in der die - sozusagen ,wichtigste Figur` der Heilige Geist ist", betonte der Papst. Erneut erklärte er dabei auch, dass eine Synode eben kein Parlament oder eine Meinungsumfrage sei.

In seiner Rede an die Vollversammlung der Glaubenskongregation betonte Papst Franziskus neben der Unterscheidung auch die Bedeutung der Menschenwürde:

„Die Würde jedes Menschen ist unveräußerlich und gilt vom Moment seiner Empfängnis bis hin zu seinem natürlichen Tod. Gerade die Bekräftigung dieser Würde ist unabdingbare Voraussetzung für den Schutz der persönlichen und gesellschaftlichen Existenz der Menschen. Ebenso ist die Achtung der Menschenwürde nötige Voraussetzung, damit sich die Geschwisterlichkeit aller Menschen und die soziale Freundschaft zwischen allen Völkern der Erde realisieren können."

Nicht zuletzt ging Papst Franziskus auch auf den Glauben ein, als deren „Hüter" die Glaubenskongregation gilt:

„Eure Kongregation ist gerufen, den Glauben nicht nur zu verteidigen, sondern ihn auch zu fördern. Ohne Glaube würde sich der Einsatz der Gläubigen auf aller Welt auf eine schlichte Hilfsorganisation reduzieren. Der Glaube muss das Herz des Lebens und des Handelns aller Getauften sein. Und zwar nicht ein allgemeiner, vager Glaube, als wäre er verwässerter Wein, der seinen Wert verliert - nein es braucht einen echten Glauben, reinen Glauben, so wie der Herr es wünscht..."

Dementsprechend rief das Kirchenoberhaupt alle auf, sich nicht mit einem „lauen Glauben" zufriedenzugeben. Es gelte vielmehr mit der Hilfe des Heiligen Geistes und untereinander weiter zusammenzuarbeiten, damit das „Feuer, das Jesus in die Welt gebracht hat" die Herzen aller Menschen entzünden möge, so der Papst.

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