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Predigt:

Die fürbittende Macht des gemeinsamen Gebets

23. Sonntag im Jahreskreis A (06.09.2020)

L1: Ez 33,7-9; L2: Röm 13,8-10; Ev: Mt 18,15-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wie groß ist doch die Macht des gemeinsamen Gebetes! Unser Herr Jesus Christus sagt im Evangelium dieses Sonntags: „Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.“ (Mt 18,19)

Trifft das nicht zuallererst für christliche Ehepaare und Familien zu? Denn wie Jesus im Anschluss daran ausführt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

Die Macht des Gebets ist also groß, und zwar nicht deshalb, weil wir Menschen Gott in irgendeiner Weise zu etwas veranlassen könnten, was er nicht will, sondern weil er unser guter Vater ist und er uns selbst dazu auffordert, alles Nötige für unser Leben zu erbitten.

Im „Vaterunser“ hat uns Jesus das Grundgebet für unser christliches Leben gelehrt. Es enthält in seinem sieben Bitten alles Wesentliche, was für unser ewiges Heil und für unser Leben hier auf Erden von Belang ist.

In allem aber und sogar vor allem soll es uns um Gott selbst gehen, um seine Ehre, um sein Reich. Denn wenn wir Gott die Ehre geben, dann sind wir auch im Einklang mit uns selbst, mit unseren Mitmenschen und mit der uns anvertrauten belebten und unbelebten Natur. Auch die Schöpfung insgesamt ist einbezogen in die Verherrlichung Gottes, die der Mensch stellvertretend für alle übrigen Geschöpfe in seinem Wirken hier auf Erden vollziehen kann und soll.

In all unserem Bitten wollen wir nicht nur an uns selber denken, sondern auch an die Mitmenschen. Gerade in Ehe und Familie wird uns bewusst, dass wir einander brauchen und aufeinander angewiesen sind. Dazu kommt der Kreis der Verwandten und Freunde sowie all jener Menschen, die wir gut kennen und mit denen wir in Beruf und Freizeit zusammenkommen. Je mehr wir im Gebet auch an andere denken und sie mit hineinnehmen, desto mehr Segen werden auch wir von Gott empfangen!

Oft gibt es eine Mentalität der Gleichgültigkeit, besonders im städtischen Bereich, mitunter aber auch auf dem Land. Man weiß gar nicht, wer der Nachbar ist und kümmert sich nicht um die Mitmenschen. Die Folge ist eine Selbstisolation und eine Vereinsamung gerade alter und kranker Menschen. Natürlich kann es auch so sein, dass jemand sagt, er will sich in seinem Leben von anderen nichts vorschreiben lassen. Mitunter gibt es tatsächlich aufdringliche Leute, die alles besser wissen und die Freiheit anderer nicht respektieren. Davon muss man aber eine wirkliche Sorge um das Wohl und Heil des Nächsten unterscheiden, zu der wir als Christen aufgerufen sind. Besonders Familienangehörige und gute Freunde haben hier eine Verantwortung füreinander. Sie sollen sich gegenseitig beistehen, in guten und in bösen Tagen.  Wir dürfen einander alles sagen, wenn es aus Liebe geschieht!

Wenn wir also bemerken, dass irgendwo in unserem Freundes- und Bekanntenkreis ein Mensch der Hilfe bedarf oder vielleicht allein gelassen ist, dann sollten wir den Mut aufbringen, hier tätig zu werden. Eine lebendige Pfarrgemeinde ist vor allem auch dadurch charakterisiert, ob hier einer auf den anderen schaut und ob man sich gegenseitig zu Hilfe kommt und einander im Guten bestärkt. Es darf auch vorkommen, dass man den Mitmenschen auf eine mögliche Gefahr hinweist oder ein krasses Fehlverhalten anspricht, so wie es in der Lesung aus dem Buch Ezechiel und im Evangelium im Hinblick auf die brüderlich-schwesterliche Korrektur ausgedrückt wird.

In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom heißt es, dass die Liebe dem Nächsten nichts Böses tut (vgl. Röm 13,10). Wer also wirklich erfüllt ist von wahrer Gottes- und Nächstenliebe, der wird alle Gebote, die uns Gott zu unserem eigenen Wohl und Heil sowie zum Wohl der Mitmenschen gegeben hat, gerne erfüllen. Der Zusammenhalt im Guten ist wichtig und unverzichtbar für die gedeihliche Entwicklung einer Gemeinschaft sowie der Gesellschaft insgesamt.

Woher aber sollen wir die Kraft zum Guten bekommen, wenn nicht von Gott unserem Herrn? In seiner Liebe sind wir geborgen, und im Gebet, im Hören und Lesen des Wortes Gottes sowie im Empfang der heiligen Sakramente werden wir auf übernatürliche Weise gestärkt. Möge uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Engel und Heiligen des Himmels stets begleiten! Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)