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Predigt:

In der Erwartung des Heiligen Geistes

7. Sonntag der Osterzeit A (24.05.2020)

L1: Apg 1,12-14; L2: 1 Petr 4,13-16; Ev: Joh 17,1-11a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Lesung aus der Apostelgeschichte begegnen wir der Urgemeinde in Jerusalem. Die ersten Christen versammelten sich nach der Himmelfahrt Jesu in jenem Raum, wo Jesus das Letzte Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert hatte. Sie verharrten einmütig im Gebet. Denn der Herr hatte die Gabe des Heiligen Geistes verheißen, den sie nun in gläubigem Vertrauen und mit großer Sehnsucht erwarteten.

Wer aber war hier der Reihe nach versammelt? Da sind zuerst die Apostel, elf an der Zahl. Denn Judas hatte Jesus verraten und Matthias war noch nicht in das Kollegium der Apostel aufgenommen worden. Dieser Zwölferkreis repräsentiert das neue Israel, die Kirche des lebendigen Gottes, denn die zwölf Apostel erinnern an die Stammväter des Volkes Israel, an die zwölf Söhne des Patriarchen Jakob. Im neuen und ewigen Bund, den Jesus Christus am Kreuz mit uns Menschen geschlossen hat, geht es nicht mehr um Blutsverwandtschaft, sondern um eine geistige Verbindung all jener, die glauben. Die Apostel sind auf diese Weise so etwas wie geistige Stammväter des Volkes des Neuen Bundes.

Zur Urgemeinde zählen aber auch die übrigen Jünger Jesu, Männer und Frauen. In besonderer Weise werden die Verwandten Jesu erwähnt, also seine Brüder und Schwestern. Es handelt sich hier nicht um leibliche Geschwister Jesu, sondern um nähere Verwandte, z.B. Cousins und Cousinen. Vor allem aber wird in der Apostelgeschichte die Anwesenheit jener Frau hervorgehoben, die Jesus Christus vom Heiligen Geist empfangen und als Jungfrau geboren hatte: Maria, die Gottesmutter, ist inmitten der jungen Kirche gegenwärtig und stellt sozusagen das betende Herz der Kirche dar. Ihr Gebet ist Gott dem Herrn besonders wohlgefällig. Alles, was sie von Gott erbittet, wird ihr gewährt, und so betet sie mit großer Innigkeit des Herzens um das Kommen des Heiligen Geistes für die ganze Kirche!

Neun Tage lang beten die Angehörigen der Urkirche um die Herabkunft des Heiligen Geistes. Es ist sozusagen eine Novene, also ein Gebet, das an neun aufeinanderfolgenden Tagen verrichtet wird. Zu Pfingsten findet dieses Gebet Erhörung, und der Heilige Geist kommt unter Feuerzungen und mit Sturmesbraus als äußeren Zeichen auf die Urkirche herab.

Hat es die Kirche nicht zu allen Zeiten nötig, um die Herabkunft des Heiligen Geistes zu beten? Die meisten von uns sind getauft und gefirmt. Die Firmung ist jenes Sakrament, in welchem wir durch die Kraft des Heiligen Geistes gestärkt werden im Guten und zum Bekenntnis des Glaubens.

Ja, machen wir uns das Gebet um die Gaben des Heiligen Geistes zu eigen. Gott der Herr schenke uns allen in der Gemeinschaft der Kirche die Gaben der Weisheit und des Verstandes, des Rates und der Stärke, der Wissenschaft und der Frömmigkeit sowie der Furcht des Herrn.

Der auferstandene Herr Jesus Christus ist zwar in den Himmel aufgefahren; er hat seine Kirche jedoch nicht allein gelassen. Die Verheißung lautet vielmehr, er werde bei den Seinen bleiben bis zur Vollendung der Weltzeit. Auch in unserem persönlichen Leben kann und soll uns dies Hoffnung geben! In der heiligen Taufe und in der Firmung ist uns der Heilige Geist in besonderer Weise geschenkt geworden. Gott verlässt uns nicht; er schenkt uns jeden Tag das, was wir brauchen. Auch für uns ist es wichtig, im Gebet nicht nachzulassen. Das beharrliche Gebet darf Erhörung erwarten. Gott ist unser guter Vater, der seinen Kindern immer nur gute Gaben schenkt und niemals schlechte. In dieser Weise verbinden auch wir unser Gebet mit der Fürbitte der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche. Maria ist die ganz und gar geisterfüllte Frau. Sie ist das Urbild der betenden Kirche. Ihrem unbefleckten Herzen vertrauen wir uns selber an, alle unsere Angehörigen und Freunde sowie alle Menschen, die der rettenden Liebe Gottes in besonderer Weise bedürfen. Amen.

Videolink zur Homilie (Youtube)