www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Wer den Willen Gottes tut, ist Jesu Bruder, Schwester und Mutter

10. Sonntag im Jahreskreis B (06.06.2021)

L1: Gen 3,9-15; L2: 2 Kor 4,13-5,1; Ev: Mk 3,20-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Christen glauben wir an die geisterfüllte Kraft des Wortes Gottes. Ja, Gott hat zu uns gesprochen nach Menschenart und auf menschliche Weise! Er tut dies schon im Paradies und nach dem Sündenfall, und die Bücher des Alten und Neuen Testaments geben Zeugnis dafür, dass dieses Gotteswort lebendig ist und gute Frucht bringt in den Herzen der Menschen, die es gläubig hören und annehmen.

Unsere Aufgabe ist es immer wieder, dass wir die eigenen Erfahrungen unseres Lebens in das Licht des Gotteswortes stellen. Da wird uns dann so manches klar werden, was wir noch nicht so richtig einordnen konnten. Wir werden auch immer wieder herausgefordert in unseren Werturteilen und Entscheidungen. Denn das Wort Gottes provoziert uns auch stets neu zum Guten hin. Das trifft auch für die biblischen Texte dieses 10. Sonntags im Jahreskreis zu.

Die Lesung aus dem Buch Genesis stellt uns die Situation der ersten Menschen nach dem Sündenfall vor Augen. Buchstäblich erkannten sie, dass sie durch ihre Sünde alles Gute und Schöne verloren hatten; sie waren „nackt“ und versteckten sich vor Gott. Typisch ist auch, dass keiner die eigene Verantwortung für das Böse, das er getan hat, übernehmen will. Adam schiebt die Schuld auf Eva: sie hat ihm ja die köstliche Frucht gezeigt und ihm geraten, sie zu essen. Eva wiederum verweist auf die Schlange, welche den Satan symbolisiert. Wie reagiert Gott? Er überlässt die Menschen nicht ihrem selbstverschuldeten Unheil, sondern kündigt einen Erlöser an: Dieser Sohn einer Frau wird der Schlange den Kopf zertreten (vgl. Gen 3,15). Wir erkennen darin die Ankündigung Jesu Christi, der von der Jungfrau Maria geboren worden ist.

Der Apostel Paulus nimmt in seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth Bezug auf all das Große, was Gott uns in Jesus Christus geschenkt und für das ewige Leben in Fülle verheißen hat. All die Mühen und Beschwerden dieses irdischen Lebens stehen in keinem Verhältnis zu diesem „ewigen Gewicht an Herrlichkeit“ (2 Kor 4,17), welche Gott uns im Himmel schenken will. Können wir hier nicht auch unser eigenes Leben erkennen, das oft ziemlich mühselig und aufreibend ist? Hilft uns da nicht das Wort der Heiligen Schrift aus dieser zweiten Lesung, sodass wir ermutigt werden, uns einzusetzen für das Gute? Denn wenn „auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert“ (2 Kor 4,16), schreibt der Apostel.

Im Evangelium nach Markus wird uns die Gegensätzlichkeit der Reaktionen auf die Person und das Auftreten Jesu anschaulich vorgestellt. Da ist zum einen die große Volksmenge, welche Jesus regelrecht bedrängt, weil die Menschen von seinen Worten und Taten fasziniert sind. Sie lassen ihn nicht zur Ruhe kommen, sodass Jesus und seine Jünger kaum zum Essen kommen. Zum anderen gibt es prominente Kritiker aus dem theologischen Bereich, welche sogar den Einwand vorbringen, Jesus sei wohl mit dem Herrscher der Dämonen im Bunde. Demgegenüber stellt Jesus klar, dass diese Logik nicht haltbar ist. Dann müsste nämlich der Satan mit sich selbst im Streite liegen und sein Reich hätte keinen Bestand (vgl. Mk 3,23–26). Jesus ist jedoch der Stärkere, der das Böse machtvoll besiegt und dem Guten Geltung verschafft. Auch die Verwandten Jesu verstehen ihn nicht. Hier stellt Jesus klar, dass es im Reich Gottes um die geistige Verwandtschaft mit ihm geht. Ein jeder, welcher den Willen Gottes tut, ist für ihn Bruder und Schwester und Mutter (vgl. Mk 3,35).

Den Willen Gottes gilt es also zu erkennen und zu tun: Genau darum lässt die Kirche uns im Tagesgebet zu Gott rufen. Dort heißt es, dass Gott uns seinen Heiligen Geist schenken möge, „damit wir erkennen, was recht ist, und es mit deiner Hilfe auch tun.“

So wie niemand anderer hat Maria, die Mutter Jesu, auf das Wort Gottes gehört und es gläubig im Herzen angenommen. So hat sie den Willen Gottes auf vollkommene Weise verwirklicht und wird mit den Worten Jesu als erste seliggepriesen. Ihrer Fürbitte wollen wir uns und alle übrigen Menschen anvertrauen, dass auch wir erkennen, welche Freude und Seligkeit darin liegt, Gottes Wort im Glauben anzunehmen und dem Willen Gottes im Leben stets besser zu entsprechen. Amen.