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Predigt:

Advent - eine Gnadenzeit

1. Adventsonntag B (29.11.2020)

L1: Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7; L2: 1 Kor 1,3-9; Ev: Mk 13,24-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Heuer scheint wahr zu werden, was der berühmte Salzburger Dichter Karl-Heinrich Waggerl einst geschrieben hat: „Advent, sagt man, sei die stillste Zeit im Jahr.“

Bedingt durch die rasante Ausbreitung des Corona-Virus und den behördlich angeordneten „Lock-Down“ in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens ist jedenfalls am 1. Adventsonntag und wohl auch noch in der darauf folgenden Woche ein inneres „Abschalten“ und Zur-Ruhe-Kommen möglich, wie wir es uns sonst in der Hektik sogenannten Vorweihnachtszeit gar nicht vorstellen könnten.

Notgedrungen müssen wir etwas zurücktreten und so manches herunterfahren. Sehen wir dies nur als von außen auferlegten Zwang an oder begreifen wir die Chance, die darin liegt, uns zu besinnen, das familiäre Leben neu zu ordnen und vielleicht auch die Gottesbeziehung zu erneuern und zu vertiefen?

Gewiss: Es ist traurig und auch ich als Priester bedaure es, dass derzeit öffentliche Gottesdienste in den Kirchen nicht möglich sind. Doch allzu lange brauchen wir nicht mehr zu warten. Am 8. Dezember dürfen wir das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ wieder im öffentlichen Gottesdienst begehen – so aller jetzigen Voraussicht nach. Bis dahin werden die heiligen Messen im kleinen Kreis gefeiert, und doch sind diese wenigen Personen, die hier zugelassen sind, gleichsam Vertreter und Repräsentanten der ganzen Pfarrgemeinde. So gesehen sind Sie alle mit hineingenommen, auch wenn Sie nicht persönlich anwesend sein können.

Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, sich über Radio und Fernsehen oder über einen Live-Stream im Internet mit einem würdig und schön gefeierten Gottesdienst zu verbinden. In der heiligen Messe handelt der Priester nicht als Privatperson, sondern darf kraft seiner Weihe im Namen des ganzen Volkes Gott jenes Opfer darbringen, welches Jesus Christus beim Letzten Abendmahl gestiftet und am Kreuz vollbracht hat. Wir feiern den Tod und die Auferstehung Christi und erwarten seine Wiederkunft in Herrlichkeit!

Was sagen uns die Texte der Liturgie an diesem 1. Adventsonntag? Die Lesung aus dem Buch Jesaja wendet sich voll Vertrauen an Gott, denn er ist „unser Vater“ und „unser Erlöser von jeher“ (Jes 61,16b). Wie aber könnte uns dieser gute Vater je preisgeben, wenn wir unser ganzes Vertrauen auf ihn setzen? Sicher ist es nötig, dass wir unsere Sünden bereuen und uns abwenden vom Bösen. So möge uns Gottes Gnade in dieser Zeit des Advent wieder neu aufrichten, damit wir unser Herz zu Gott erheben und uns so bereit machen für seine Ankunft.

Die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth hält fest, dass bereits Großes und Wichtiges geschehen ist: „Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt“ (1 Kor 1,6). Jetzt gilt es im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe auszuharren bis zum „Tag unseres Herrn Jesus Christus“ (1 Kor 1,8), den wir voll Freude erwarten. Das christliche Leben ist wie ein großer Spannungsbogen: Gott ist der Ursprung des Lebens – ihm verdanken wir alles; er ist auch unsere Vollendung und unser Ziel, damit wir in Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes Jesus Christus das Heil erlangen.

Das Evangelium nach Markus präsentiert uns einen eindringlichen Aufruf Jesu zur Wachsamkeit. Denn niemand kennt jenen Tag und jene Stunde, in welcher der Herr kommt (vgl. Mk 13,32). Gerade die Adventzeit lädt uns ein, dass wir in wachsamer Erwartung die Nähe Gottes neu suchen. Dann werden uns auch kosmische Ereignisse nicht erschüttern. Jesus sagt selber: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Mk 13,31). So bauen wir im Glauben auf sein Wort und bitten Gott um den Beistand des Heiligen Geistes. In dieser Welt sollen wir mit den uns geschenkten Gaben und Talenten wirken und Gutes tun, denn so bereiten wir dem Herrn den Weg.

Ich lade Sie ein, das Gebet im eigenen Heim, in der eigenen Wohnung wieder neu zu entdecken, vielleicht auch im Kreis Ihrer Angehörigen, Ihrer Familie. Denn wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen (vgl. Mt 18,20). Die Zeit des unfreiwilligen „Lock-Down“ kann so zu einer Zeit der Gnade werden, in welcher wir uns geistlich erneuern und auf das Kommen des Herrn vorbereiten! Dazu begleite uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef. Amen.

Videolink zur Homilie