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Predigt:

Gemeinschaft - Teilhabe - Sendung

29. Sonntag im Jahreskreis B (17.10.2021)

L1: Jes 53,10-11; L2: Hebr 4,14-16; Ev: Mk 10,35-45


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium nach Markus zeigt uns im eben gehörten Abschnitt, dass die Apostel und Jünger Jesu keineswegs perfekt waren. Der Herr hatte sie erwählt, obwohl sie Sünder waren; doch in der Schule seiner Nachfolge sollten sie zur Vollkommenheit der Gottes- und Nächstenliebe heranreifen.

Ausgerechnet über Rangordnungen streiten die Jünger Jesu. Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, geben dies auch offen zu, denn sie bitten den Herrn ausdrücklich, in seiner Herrlichkeit rechts und links von ihm sitzen zu dürfen. Die anderen zehn Apostel sind zwar verärgert und empört über das Ansinnen der beiden; im Grunde aber denken sie genauso. Ja, sie sind alle noch sehr unvollkommen und haben noch nicht begriffen, worin das Reich Gottes wirklich besteht.

Jesus weist sie in klarer und doch liebevoller Weise zurecht. Im Gegensatz zu den irdischen Machtkämpfen im politischen Bereich, wo ein jeder nur herrschen will, soll es bei den Jüngern Jesu anders sein: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.“ (Mk 10,43). Und Jesus verweist auf sein eigenes Beispiel: Denn er, der Herr und Meister, ist „nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,45).

Unser Heiliger Vater, Papst Franziskus, hat vor wenigen Tagen in Rom einen synodalen Prozess für die ganze Kirche eröffnet. Synode heißt wörtlich „gemeinsamer Weg“. Die Kirche befindet sich auf einem gemeinsamen Weg, indem sie in ihrer Geschichte Christus dem Herrn entgegen geht, der einst in Herrlichkeit wiederkommen wird, um zu richten die Lebenden und die Toten. Wir aber sollen einander Wegbegleiter sein. In der Kirche Gottes darf es nicht um Machtstreben gehen, sondern jedes Amt und jeder Auftrag ist ein Dienst am Heil der Menschen und zur Verherrlichung Gottes.

Drei wesentliche Programmpunkte gibt uns der Papst vor, sodass auch die einzelnen Diözesen und Pfarren je auf ihre Weise an dieser Synode mitwirken können. Es geht um Gemeinschaft, um Teilhabe und um Sendung.

Sendung heißt Mission, und darauf zielt alles Handeln der Kirche ab, dass sie im Namen Christi gesandt ist zu den Menschen, um ihnen die frohe Botschaft zu verkünden und in den Sakramenten die göttliche Gnade zu vermitteln.

Aber nur dann wenn wir uns in der Kirche als Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe verstehen, können wir dieser Sendung zu den Menschen nachkommen. Deshalb wünscht der Papst, dass wir aufeinander hören und dass wir gemeinsam auf Gott hören. Es geht darum, das wahrzunehmen, was der Geist den Gemeinden sagt (vgl. Offb 2,11). Respektvolles Zuhören und den anderen wahrnehmen ist wesentlich für das, was eine synodale Kirche darstellen soll, also eine Kirche, in der wir alle gemeinsam auf dem Weg zu Christus sind.

Jesus Christus ist bereits unser Wegbegleiter, und deshalb geht es um jene grundlegende Gemeinschaft, in die wir durch den Empfang der Taufe und die übrigen Sakramente eingetreten sind. Wir haben teil am dreifachen Amt Christi, des Priesters, Königs und Propheten. Das gemeinsame Priestertum aller Getauften soll die Heiligkeit des Volkes Gottes zum Ausdruck bringen; das besondere Priestertum der Geweihten soll diesem Heilsauftrag dienen. Hier geht es tatsächlich um die Nachfolge Christi, der nicht gekommen ist, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Weil wir als Glieder der Kirche immer wieder versagen und hinter dem göttlichen Auftrag zurückbleiben, gilt es, Gott um sein Erbarmen anzurufen und auch einander zu verzeihen.

Dann aber dürfen wir voll Freude und Zuversicht ausschreiten, denn wir haben kraft der Taufe teil am göttlichen Leben und sind schon auf unsichtbare Weise eingepfropft in den lebendigen Weinstock, der Christus ist. Der Papst weist in seiner Eröffnungsansprache zum weltweiten synodalen Prozess hin auf die Anbetung Gottes, welche zentral ist. Wenn wir alle gemeinsam Gott die Ehre geben, auf sein Wort hören und danach handeln, dann sind wir untereinander eine Gemeinschaft der Wahrheit und der Liebe. Dann wird die Kirche als solche Sauerteig sein für die Gesellschaft. Denn die Menschen um uns erwarten, dass wir Zeugnis für Gott ablegen. Auch dort, wo uns widersprochen wird, ist dieses Zeugnis für die Wahrheit Christi wichtig. Die Liebe aber verbindet uns mit allen, die zum Heil berufen sind; die Heiligen des Himmels sind uns nahe und geleiten uns durch ihre Fürbitte zum ewigen Leben. Amen.