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Predigt:

Herr, zeige uns dein Antlitz!

2. Fastensonntag B (25.02.2018)

L1: Gen 22,1-2.9a.10-13.15-18; L2: Röm 8,31b-34; Ev: Mk 9,2-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wie konnten die Menschen damals vor 2000 Jahren Jesus kennen lernen? Wir wollen diese Frage stellen, weil sie uns helfen soll, dass auch wir unseren Herrn Jesus Christus noch besser kennen und lieben lernen! Herr, zeige uns dein Antlitz!

Zuerst wuchs Jesus als Kind und junger Mensch im Kreis seiner eigenen Herkunftsfamilie auf, also im Haus von Nazareth bei Maria und Josef. Es ist die Zeit des verborgenen Lebens Jesu, denn er war außer seinem Verwandten- und Freundeskreis sowie den Menschen in und um Nazareth kaum jemandem bekannt.

Dann aber kam die Zeit, wo Jesus öffentlich auftrat und das Evangelium vom Reich Gottes machtvoll und gütig zugleich verkündete. In seinen Worten und Taten, in seiner Liebe zu den Armen, Kranken und Ausgestoßenen, in seiner Hinwendung zu den Sündern, die er zur Umkehr aufrief und denen er die Vergebung Gottes zusagte: in all dem zeigte sich die rettende Macht Gottes. Die Menschen erkannten: Hier tritt jemand auf, der mit Vollmacht lehrt und wirkt. Ist er vielleicht gar der verheißene Messias?

Das Evangelium des 2. Fastensonntags nach dem Evangelisten Markus zeigt uns, wie die Apostel und Jünger Jesu ihn erlebt haben und wie er sich dreien von ihnen in besonderer Weise geoffenbart hat. War eine solche Offenbarung nötig? Ja, gewiss! Denn die Apostel waren zwar mit Jesus unterwegs, aber sie verstanden vieles von dem noch nicht, was er sagte und tat. Sie waren begeistert von ihm, und doch hatten sie noch einen ungefestigten Glauben. Was uns im Rückblick klar ist: „Jesus ist der Sohn Gottes“, das musste den Aposteln erst von Gott dem Vater mitgeteilt werden. Und tatsächlich geschah ein solches Offenbarungsereignis auf dem Berg, wo sie mit Jesus beisammen waren. Plötzlich wurde unser Herr vor den Augen der Apostel Petrus, Jakobus und Johannes verklärt, also verherrlicht. Es heißt, dass sein Gewand so weiß war, wie es kein Bleicher machen kann. Jesus war von göttlichem Licht durchstrahlt. Eine Stimme aus dem Himmel aber bezeugte ihn als den geliebten Sohn Gottes. „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ (Mk 9,7b)

Der Eindruck auf die drei Jünger war gewaltig: der Himmel hatte sich für eine kurze Zeit geöffnet, und die Herrlichkeit der Vollendung zeigte sich. Auf diese Weise bekamen sie eine Ahnung von der göttlichen Majestät des Erlösers, auch wenn sie vieles noch nicht begreifen konnten. Eben deshalb verbot ihnen Jesus nachher, zu den Menschen davon zu sprechen, „bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.“ (Mk 9,9c). Genau diese Worte Jesu beschäftigten die Jünger in der Folge: Sie rätselten, was damit gemeint sein konnte. Und noch schwieriger war es für die Jünger, die immer wieder erfolgten Voraussagen Jesu über sein kommendes Leiden und Sterben zu akzeptieren. Sie waren damit überfordert und verdrängten diese Worte. Erst später würden sie all dies im Glauben erfassen, als Jesus wirklich am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden war!

Wie geht es uns ganz persönlich mit den Worten und Taten Jesu? Sagen wir nicht vorschnell: Für uns ist alles klar! Gewiss haben wir den Vorteil, dass wir aus der Perspektive des Glaubens anhand der Heiligen Schrift und der Lehrtradition der Kirche zurückblicken können auf all das Große, das Gott um unseres Heiles willen für uns getan hat. Aber es gibt auch die Schwierigkeiten der zeitlichen und räumlichen Distanz, der uns fremden jüdischen Kultur und Mentalität. Haben wir dennoch Geduld und Vertrauen!

Christus, der Herr, ist uns als Auferstandener und Verherrlichter nahe. Sein Heiliger Geist eröffnet uns das Verständnis der Schrift, und wir werden durch die Worte und Weisung der Kirche eingeführt ins Mysterium des Herrn, in das selige Geheimnis seiner mit der Gottheit in einer einzigen Person verbundenen Menschheit.

Weil Gottes Sohn Mensch wurde und das Leben mit uns geteilt hat, weil er für uns das Leiden und Sterben auf sich genommen hat, weil er uns vorausgegangen ist bis in den Tod, um dann am dritten Tage von den Toten aufzuerstehen: eben deshalb vertrauen wir ihm, glauben wir an ihn und hoffen wir auf ihn.

Seine Liebe bewegt uns im Herzen und lässt uns die Sorge und Nöte unserer Brüder und Schwestern verstehen. In all jenen, die Menschenantlitz tragen, begegnet uns das Bild des Herrn. Das Leben bietet uns so viele Möglichkeiten, Gutes zu tun und für andere da zu sein in Liebe. Wir begegnen auf diese Weise demselben Herrn, der auf dem Berg verherrlicht worden ist. Unser Leben ist mit Christus verborgen in Gott. In ihm, dem Erlöser und Herrn, ist uns alles übrige mitgeschenkt. So kann der Apostel Paulus mit Recht im Brief an die Römer fragen: „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?“ (Röm 8,31b). Denn nichts vermag uns von der Liebe Christ zu trennen, die uns geschenkt worden ist.

In dieser Dankbarkeit und Freude, die aus dem Glauben kommen, wollen wir unseren Lebensweg hier auf Erden gehen, um einst zum Ziel der seligen Vollendung im Himmelreich zu gelangen. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns dabei. Amen.