www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Freuet euch, der Herr ist nahe!

3. Adventsonntag B (13.12.2020)

L1: Jes 61,1-2a.10-11; L2: 1 Thess 5,16-24; Ev: Joh 1,6-8.19-28


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Gaudete!“ – „Freuet euch!“ So lautet die Bezeichnung des 3. Adventsonntags, den wir feiern. Wir kommen dem Weihnachtsfest immer näher, und der Glaube an die Menschwerdung Gottes erfüllt uns mit Hoffnung und Freude.

Als damals vor 2000 Jahren Johannes der Täufer auftrat und den Menschen das nahende Gericht Gottes verkündete, indem er zur Buße und Umkehr aufrief, da waren alle voller Erwartung: was würde wohl in naher Zukunft geschehen?

Denn die prophetischen Bücher des Alten Testaments geben auf je verschiedene Weise Hinweise auf das Kommende. Es geht um das Heil, welches Gott seinem Volk zugesagt hat und ihm schenken will. Das auserwählte Volk aber hat viel Not und Bedrängnis erfahren, in die es durch eigene Schuld geraten ist. So wollen die alttestamentlichen Propheten wie Elija, Jesaja oder Jeremia und Ezechiel die Menschen aufrütteln, dass sie umkehren von ihren selbstsüchtigen und ungerechten Wegen, die sie ins Unheil geführt haben. Gott möchte die Menschen nicht für ewig bestrafen; seine Pläne sind Pläne des Heiles, und eben darum verheißt Gott schon im Alten Bund den Erlöser, der da einst kommen soll, um die Menschen in einem Reich des Friedens und der Gerechtigkeit wie ein Hirte zu leiten und im Wohlgefallen Gottes zu erhalten.

Ja, und nun tritt Johannes der Täufer auf! Er ist so beeindruckend in seiner Persönlichkeit, dass manche seiner Zuhörer fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3[1]; vgl. Joh 1,19–22). Sie wären bereit gewesen, Johannes den Täufer als den verheißenen Messias anzuerkennen. Dieser aber will Gott die Ehre geben und bekennt: „Ich bin es nicht.“ (vgl. Joh 1–20–21). Denn Johannes ist nur „die Stimme eines Rufers in der Wüste“ (Joh 1,23). „Bereitet dem Herrn den Weg“, so lautet seine Botschaft (Mt 3,3; Jes 40,3). Habt acht auf den, der kommt und der bereits unerkannt mitten unter euch steht (vgl. Joh 1,26)!

Es ist Jesus Christus, auf den Johannes der Täufer hinweist und den der himmlische Vater bei der Taufe im Jordan als seinen geliebten Sohn offenbart. Auf ihn sollen wir hören und an ihn glauben. Er bringt uns das Heil.

Das Überraschende aber wird sein: Dieser Messias tritt nicht machtvoll als irdischer König auf, sondern seine Botschaft vom Gottesreich verkündet er in großer Demut und in äußerer Unscheinbarkeit und Niedrigkeit. Ja, es wird soweit kommen, dass Jesus von vielen abgelehnt und zum Tod am Kreuz verurteilt wird! Der Messias aber nimmt all dies in Geduld und opferbereiter Hingabe an, denn die Liebe Gottes offenbart sich gerade am Kreuz. Auf diese Weise trägt Jesus Christus als das Lamm Gottes stellvertretend die Schuld der Menschen und tilgt sie durch sein kostbares Blut.

So erfüllt sich also durch die rettende Macht Gottes in Jesus Christus, dem Erlöser, all das, was die Propheten vorausgesagt haben. In der Lesung aus dem Buch Jesaja war die Rede vom „Gnadenjahr des Herrn“ (Jes 61,2a), welches mit dem Kommen des Messias beginnt. Denn er bringt den Armen die frohe Botschaft, heilt die gebrochenen Herzen und schenkt den Gefangenen die Befreiung.

In der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalonich werden auch wir ermutigt zur Freude und zum Gebet ohne Unterlass. So möge uns Gott ohne Tadel vorfinden bei der Ankunft seines Sohnes Jesus Christus in Herrlichkeit. Dabei bauen wir auf die Zuverlässigkeit Gottes, denn: „Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.“ (1 Thess 5,24). Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)


[1] Der bei Mt 11,3 vorausgesetzte Kontext ist eine Frage, die Johannes selber vom Gefängnis aus durch seine Jünger an Jesus richtet.