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Predigt:

Durch seine Wunden sind wir geheilt

Karfreitag B (02.04.2021)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16 ; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Dass große und wichtige Dinge im Weltgeschehen öffentlich bekannt werden und Verbreitung finden, setzen wir heute meist voraus. Die digitale Informationsflut lässt uns manchmal in der Fülle der Nachrichten schon gar nicht mehr das Wichtige vom Unwichtigen und das Wahre vom Falschen unterscheiden.

Vor 2000 Jahren, als Jesus gekreuzigt wurde, gab es zwar auch den Status der Öffentlichkeit und die Verbreitung von Informationen in alle Teile der damals bekannten Welt. Doch alles dauerte viel länger.

Der Tod Jesu am Kreuz war zuerst nur ein lokales Ereignis, das für seine Jünger von Bedeutung war und für jene Einwohner Jerusalems, die sich mit religiösen und politischen Fragen auseinandersetzten. Nach außen schien es sich um eine Hinrichtung wie jede andere zu handeln: zugegebenermaßen grausam und ungerecht, doch kaum zu unterscheiden von ähnlichen Vorgängen im Römischen Reich.

Und doch: Gott wirkte gerade hier etwas Unerhörtes. Er hatte seinen Sohn auf die Welt gesandt, um uns zu erlösen. Und hier starb der „Knecht Gottes“, von dem schon die Propheten des Alten Testaments sprachen. Er gab sein Leben hin für die Vielen; er, der Gerechte, starb für die Ungerechten, um sie von Sünde und Tod zu erlösen.

Genau dieses Paradoxon spricht die Lesung aus dem Propheten Jesaja an. Es handelt sich um das Vierte Lied vom Gottesknecht, der als geheimnisvolle Gestalt auftritt. Er war verachtet und hatte keine schöne Gestalt. Er wurde misshandelt und gequält, war ausgegrenzt und wurde geächtet. Und doch hat Gott durch ihn das Heil gewirkt. Wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt, tat auch er seinen Mund nicht auf, heißt es (vgl. Jes 53,7b). Wie ein Verbrecher wurde er behandelt, wie ein Frevler dem Grab übergeben – obwohl er doch, wie es heißt, „kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war“ (Jes 53,9b).

Oh, welches Geschehen! Von der Welt verkannt, stirbt der Sohn Gottes am Kreuz. Die wichtigste Tat der Weltgeschichte wird hier vollbracht; die Geschichte wendet sich, aus Unheil wird Heil, der Tod hat seinen Sold erhalten und wird endgültig besiegt. Doch nur wenige Menschen nehmen wahr, was geschieht. Die einen urteilen von einer äußeren Perspektive aus, vielleicht sogar in feindseliger Weise. Jedenfalls sind sie unverständig. Die anderen – und hier denken wir an die Frauen unter dem Kreuz und an den Jünger Johannes –, diese anderen also vertrauen im Dunkel des Glaubens darauf, dass Gott alles in seiner Hand hält und zum Guten hin lenkt.

Gewiss: Die Frucht der Erlösung wird erst später offenbar. Noch scheint die Macht der Sünde und des Todes die Oberhand zu haben. Aber in Wahrheit hat Christus längst gesiegt. Durch seine Liebe bis in den Tod hat er alles Böse von seiner Wurzel her überwunden. Auch wir sind bereits gerettet durch die Liebe Christi. Denn auch für uns hat er sein Blut vergossen.

Werden wir die Gnadenstunde begreifen, welche dieses Geschehen für unser Leben darstellt? Die Botschaft ist klar, und die Verheißung ist groß: „Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5b). Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)