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Predigt:

Das Vorbild und Beispiel der Heiligen Familie

Fatimafeier in St. Oswald (14.05.2021)


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am 13. Oktober 1917 ereignete sich in Fatima in Portugal das berühmte Sonnenwunder. Dieses wurde auch von Menschen wahrgenommen, die den Erscheinungen der Gottesmutter Maria skeptisch gegenüber standen.

In diesem Zusammenhang schreibt die Dienerin Gottes, Schwester Lucia, in ihren „Erinnerungen“: „Nachdem Unsere Liebe Frau in der unendlichen Weite des Firmaments verschwunden war, sahen wir neben der Sonne den heiligen Josef mit dem Kind und die Gottesmutter mit weißem Kleid und blauem Mantel. Der heilige Josef und das Kind schienen die Erde zu segnen, indem sie mit der Hand ein Kreuz zeichneten.“

Die Seherkinder, Jacinta, Francesco und Lucia, konnten also die Heilige Familie sehen: Hier wird zuerst der heilige Josef mit dem Jesuskind erwähnt, dann auch die Gottesmutter Maria. Der hl. Josef und das Kind machten mit der Hand ein Kreuzzeichen in der Art eines Segensgestus für diese Welt.

Die erste Fatimafeier im Jahr 2021 hier in St. Oswald dürfen wir im „Jahr der Familie“ feiern, das sich mit dem „Jahr des heiligen Josef“ überschneidet. Papst Franziskus hat diese Gedenkjahre ausgerufen, weil die Familie die Urzelle der Gesellschaft und daher von höchster Wichtigkeit ist. Auch die Kirche als solche ist wie eine Familie, in welcher der hl. Josef die Aufgabe eines Schutzpatrons besitzt. Er hat in treuer Weise für das Jesuskind und dessen Mutter Maria gesorgt; er beschützt die Kirche Gottes machtvoll vom Himmel aus und ist ein großer Fürbitter in allen Anliegen.

Wenn unsere Familien wieder zu Gott finden sollen, dann ist das Beispiel der Heiligen Familie wesentlich und unersetzlich: Gott selbst hat es gefügt, dass sich Maria und Josef in einer wahren, aber jungfräulichen Ehe zusammen gefunden haben. Als dann Maria vom Heiligen Geist ein Kind empfängt, welches Jesus genannt werden soll, da verwirklicht Gott seinen Heilsplan: Er sendet seinen Erlöser in diese Welt. Gott selbst wird Mensch, und er wird zuerst ein Kind, bevor dieses heranwächst und heranreift zu einem jungen Menschen und schließlich zu einem Mann.

In all dem aber brauchte Gott nicht nur das freie Ja-Wort einer Jungfrau und Mutter, sondern auch die väterliche Bereitschaft des heiligen Josef. Er wurde von Gott selbst hineingenommen in das Geheimnis der Menschwerdung und spielt hier eine wesentliche Rolle. Josef von Nazareth ist also keine Randfigur, sondern in der Weise seines tatkräftigen Glaubensgehorsams zeigt er sich als Haupt der Heiligen Familie. Er sorgt für die Seinen durch seiner Hände Arbeit; er beschützt sie vor der Verfolgung durch den König Herodes; er ermöglicht dem Kind und dessen Mutter Maria ein ehrenvolles Dasein hier auf Erden.

Denn das Erlösungswerk ist noch nicht offenbar geworden; es wird im Verborgenen vorbereitet – in den dreißig Jahren, die Jesus im Umfeld seiner Familie verbringt, indem er Maria und Josef Liebe, Achtung und Gehorsam erweist.

Wir bedenken heute bei dieser Feier die Botschaft von Fatima: Die Gottesmutter Maria bittet die Menschen, Gott nicht mehr durch ihre Sünden zu beleidigen – denn er wurde schon zu viel beleidigt. Wir müssen dies richtig verstehen: Gott ist unendlich vollkommen; menschliche Sünde und Bosheit können ihm nichts antun. „Beleidigung“ Gottes durch die Sünde ist daher nicht wie eine persönliche Kränkung und ein darauf folgendes Beleidigt-Sein aufzufassen. Vielmehr ist es der Mensch selbst, der sich durch die Sünde schadet und sein ewiges Heil aufs Spiel setzt. Das Übermaß menschlicher Sünden aber wirkt zerstörerisch nicht nur für die Einzelmenschen, sondern auch für ihr Zusammenleben in den Familien, den Gemeinschaften und der Gesellschaft überhaupt. Wenn daher die Gottesmutter Maria in mütterlicher Weise die Menschen aufruft, sich zu bekehren und Gott nicht mehr durch ihre Sünden zu beleidigen, dann ist dies ein Ausdruck ihrer ernsten Sorge um das Heil der Menschen. Gott selbst liegt daran, dass die Menschen, die nach seinem Bild geschaffen und durch das Kostbare Blut Jesu Christi erlöst sind, zur Vollendung gelangen und gerettet werden. Wenn ein Mensch verloren geht, so beeinträchtigt dies zwar in keiner Weise die Vollkommenheit und das Glück Gottes in sich selbst: und doch nimmt der gütige und barmherzige Gott dies nicht einfach hin, sondern möchte den Menschen von seinem selbstverursachten Unheil und von seinem Sturz ins Bodenlose zurückhalten. Dies aber geschieht, indem er durch Maria, die Gottesmutter, die Menschen in Liebe einlädt, ihr Herz für Gott zu öffnen. Maria tut dies in Einheit mit ihrem jungfräulichen Gemahl, dem heiligen Josef. Sie dienen beide dem Geheimnis Christi, des Erlösers.

Maria ruft auf zum betrachtenden Beten des Rosenkranzes, denn dann wird nach ihren Worten der Friede einkehren. Dieser Friede beginnt im Herzen des Menschen, der sich wieder mit Gott versöhnt und die Gnade der Gotteskindschaft in sich erneuert. Der Friede mit Gott zeigt sich dann in den Familien: wenn sich die Ehegatten einander in Liebe zuwenden und einander verzeihen, um dort gemeinsam neu anzufangen, wo ihr Zusammenleben in eine Schieflage gekommen war. Auch die Kinder werden vom Frieden Christi berührt und in ihrem Herzen mit Freude erfüllt; denn Gott liebt die Kinder und alle jene, die vor Gott so klein sein können und wollen, wie ein Kind es ist. Dann aber pflanzt sich der Friede fort hinein in die Gesellschaft und auch in die staatlichen und internationalen Beziehungen. Gibt es nicht auch in der gegenwärtigen Situation unserer Gesellschaft ein großes Bedürfnis nach diesem Frieden? Ist nicht gerade auch das Heilige Land, Palästina bzw. der Staat Israel, derzeit wieder in der Situation von Terror und Krieg?

Wir sind eingeladen, uns als einzelne, aber auch in unseren Familien und Gemeinschaften der Heiligen Familie anzuvertrauen. Dies tun wir mit großem Gottvertrauen. Auch dort, wo wir nicht weiterwissen, hat Gott einen Plan der Liebe für uns und kennt er den Weg. In diesem Sinne feiern wir nun im Opfer und Mahl der Eucharistie den Tod und die Auferstehung des Herrn, der in den Himmel aufgefahren ist, bis er von dort in Herrlichkeit wiederkommen wird am Ende der Zeiten! Amen.