www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Advent: in der Erwartung des Herrn leben

1. Adventsonntag C (28.11.2021)

L1: Jer 33,14-16; L2: 1 Thess 3,12-4,2; Ev: Lk 21,25-28.34-36


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Früher als gewohnt beginnt diesmal der Advent. Und so seltsam es ist: Vielleicht hilft uns der behördlich auferlegte Lock-Down auch etwas, diese Zeit als Gelegenheit zu innerer Einkehr wahrzunehmen. Die Liturgie der Kirche und insbesondere die biblischen Lesungen dieser Zeit laden uns dazu ein.

Unser Heiliger Vater Papst Franziskus weist immer wieder auf das Beispiel des heiligen Josef hin: Er ist ein treuer Diener des Geheimnisses der Menschwerdung Gottes und insofern auch eine adventliche Gestalt. Advent bedeutet „Ankunft“ und steht für Erwartung. Wir erwarten in gläubiger Hoffnung die Ankunft des Herrn. Josef von Nazareth aber war bereit, dem Jesuskind und dessen Mutter Maria eine Heimstätte zu bereiten und auf diese Weise dabei mitzuwirken, dass der Sohn Gottes auf ehrenhafte Weise in diese Welt eingeführt wurde.

Das ganze Alte Testament, aus welchem die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jeremia entnommen ist, besitzt einen adventlichen Charakter: Schließlich wollte Gott selbst sein auserwähltes Volk und die Menschen insgesamt vorbereiten auf das Kommen seines Sohnes Jesus Christus in diese Welt. Die frohe Botschaft, die sich in den Worten des Propheten für die messianische Zukunft ankündigt, lautet: Gott überlässt die Menschen trotz ihrer Schuld nicht ihrem Schicksal. Er wandelt Unheil zu Heil, er schenkt Vergebung der Sünden und ermöglicht einen Neuanfang im Guten. Der „gerechte Spross“ aus dem Haus David, welcher von Jeremia verheißen wird, ist der kommende Erlöser. Die Sehnsucht der Menschen nach dem Heil Gottes wird auf diese Weise geweckt und bestärkt. Gott selbst schafft Recht und Gerechtigkeit.

Im ersten Brief an die Gemeinde von Thessalonich schreibt der Apostel Paulus – und das ist Inhalt der zweiten Lesung –, von der noch ausstehenden „Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen“, am Ende dieser Weltzeit. Wer im Glauben feststeht und sich in der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen bewährt, der ist bereit für das Kommen des Herrn in Herrlichkeit. Wir leben in der Zeit nach dem Kommen des Messias in die Menschheitsgeschichte und zählen immerhin schon 2021 Jahre nach seiner Geburt: doch das endgültige Kommen des Herrn in Herrlichkeit, als Richter der Lebenden und der Toten und als Vollender der Schöpfung, steht noch aus. Wir sollen allezeit bereit sein dafür!

Genau darauf weist uns das Evangelium nach Lukas hin: Auch wenn die Kräfte dieser Welt erschüttert werden und man vielleicht sagt: „Diese Welt steht nicht mehr lange“, so sind das erst die Vorzeichen der Ankunft des Herrn. Während viele Menschen angesichts von Katastrophen, Unglücksfällen und Kriegen mit Angst und Verzweiflung reagieren, dürfen wir in heiliger Gelassenheit auf Gott vertrauen. Er hat uns nicht vergessen, sondern er sorgt für uns und begleitet uns. Er stärkt uns zum guten Werk, und er lädt uns durch seinen Sohn Jesus Christus ein, hoffnungsvoll das Haupt zu erheben: Denn das Heil ist uns nahe! Gott schenkt am Ende die Vollendung. Nicht einen „Weltuntergang“ erwarten wir, sondern das Kommen Jesu Christi in Herrlichkeit.

Jetzt aber, wenn bald Weihnachten gefeiert wird, werden wir uns dessen bewusst, dass Gott sich in seiner ersten Ankunft ganz klein gemacht hat und als Menschenkind unter uns geboren werden wollte. So sollte es jedem von uns möglich sein, die Weisheit und Liebe Gottes anzubeten und demütig vor diesem Kind im Stalle zu Bethlehem niederzuknien. Gott ist Mensch geworden, damit wir zu Kindern Gottes werden. An seine Liebe glauben wir, und so empfehlen wir uns der Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef. Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)

Auftrag und Wahrheit – ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie (1. Jahrgang 2021, Heft 1)