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Predigt:

Herr, stärke unseren Glauben!

27. Sonntag im Jahreskreis C (02.10.2022)

L1: Hab 1,2-3; 2,2-4; L2: 2 Tim 1,6-8.13-14; Ev: Lk 17,5-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vom Glauben spricht Jesus in einem sehr kurzen Gleichnis im Evangelium. Die Apostel hatten ihn nämlich gebeten: „Herr, stärke unseren Glauben!“

Und dann spricht Jesus in einem paradoxen Vergleich ausdrücklich von der Größe, der Innigkeit und Festigkeit des Glaubens. Wenn dieser Glaube nämlich so wäre wie ein Senfkorn, dann könnte der Glaubende zu einem Maulbeerbaum sagen, er solle sich ins Meer verpflanzen, und dieser würde dem Glaubenden gehorchen.

Was kann dieser Vergleich uns sagen? Was meint Jesus? Zum einen ist das Senfkorn recht klein, und doch entwickelt sich aus ihm ein großer Baum. Der Glaube mag klein erscheinen wie ein Senfkorn, und doch besitzt er eine ihm eigene Größe und Wirkmächtigkeit.

Ein zweites wird durch das vergleichende Bildwort ausgedrückt: Natürlich meint Jesus nicht, dass ein glaubender Mensch einfach Macht hätte über die Natur und ihre Kräfte. Das wäre ein magisches Verständnis des Glaubens. Heute sind wir ja im Allgemeinen der Meinung, dass der Mensch diese Macht aufgrund von Wissenschaft und Technik besitzt. Wie sehr greifen wir doch ein in die Natur und verändern sie; ja, wir sind in der Lage, die Natur genetisch zu verändern und zu manipulieren und leider auch zu zerstören!

Der Sinn des Vergleiches Jesu ist: Auch wenn euch etwas unmöglich erscheint, was ihr von Gott erhofft und erwartet – glaubt doch daran! Lasst nicht nach in eurer Glaubenszuversicht. Sie kann – wie Jesus im Bildwort sagt – sogar einen Baum versetzen oder vielleicht sogar einen Berg.

Und damit trifft Jesus jedenfalls den Kern des Problems und geht genau auf die Anfrage seiner Jünger ein: Sie spüren nämlich und wissen, wie klein und zaghaft ihr Glaube ist. Deshalb bitten sie den Herrn, ihren Glauben zu stärken.

Tatsächlich ist der Glaube ein Geschenk, das wir uns nicht selber geben können. Glauben zu können und glauben zu dürfen ist Gnade. Um ein solches Geschenk sollen wir allerdings bitten und beten, so wie es im Einleitungsgebet des Rosenkranzes geschieht: „der uns den Glauben vermehre“. Gott aber weiß, dass wir ohne den Glauben nicht gerettet werden können; er wird diese Bitte bestimmt erhören und unseren Glauben vermehren, unsere Hoffnung stärken und die Liebe in unserem Herzen entzünden.

Wenn das geschieht, ist der Mensch aufgerufen, bewusst und in Freiheit mitzuwirken. Niemand kann und darf zum Glauben gezwungen werden. Der Glaube ist ein Akt der Freiheit. Wenn sich jemand bekehrt und zum Glauben findet, dann ist genau dieser Mensch aufgerufen, in Freiheit sein Ja zum offenbarenden Gott zu sagen und zu seinem Wort, das die Kirche in seinem Namen verkündet. Wir haben diesen Glauben in den meisten Fällen von Kindheit an empfangen. Dies ist jedoch nicht immer so. Es gibt Familien, in denen der Glaube kein Thema ist und die Religion nicht praktiziert wird. Dort, wo das Gebet fehlt, kann sich auch der Glaube nicht so recht entfalten. Dann wird er schwach und zerbröselt irgendwann angesichts der vielen Fragen, Zweifel und Bedrängnisse, denen das Leben uns aussetzt.

Mit Gottes Hilfe wollen wir uns also vornehmen, aus dem Glauben zu leben, ihn zu bekennen und ihn auch mit anderen Menschen zu teilen, die auf der Suche sind. Wenn wir gestärkt durch Gottes Gnade über unseren Glauben Rechenschaft geben und ihn den Zweifelnden und Suchenden darlegen, dann werden auch wir selber in diesem Glauben gestärkt.

Wir werden dann auch die Wunder der Gnade Gottes erfahren. Und in vielen Fällen werden dann Bäume und Berge versetzt. Denn Gott ist bei uns; er macht das Unmögliche möglich und führt uns zum Heil.

Im Oktober lädt uns die Kirche in besonderer Weise ein zum gläubigen, vertrauensvollen Beten des Rosenkranzes. Maria ist die Mutter der Glaubenden; sie vermag uns die Gnade eines starken und unerschütterlichen Glaubens an Gott zu erbitten.

Heute am 2. Oktober ist der Gedenktag der heiligen Schutzengel. Gott hat sie uns als Fürbitter und Beschützer geschenkt, sodass sie über unseren Wegen achten, damit wir zum Heil gelangen und einst Anteil erhalten an der himmlischen Seligkeit. Amen.