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Predigt:

Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du!

2. Sonntag der Osterzeit C (28.04.2019)

L1: Apg 5,12-16; L2: Offb 1,9-11a.12-13.17-19; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium nach Johannes, das wir eben gehört haben, heißt es zum Schluss dieses Abschnittes: Jesus habe noch viele andere Zeichen gewirkt. Was aber aufgeschrieben wurde, ist geschehen, „damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“

Ja, wir dürfen unseren Glauben an den Messias bekennen: an den gekreuzigten und wahrhaft vom Tod erstandenen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes!

In seinem Namen ist auch uns das Leben Gottes geschenkt, und all dies erfüllt uns mit Freude und Hoffnung.

Nicht alle tun sich leicht mit dem Osterglauben. Wir haben vom Apostel Thomas gehört, welcher solange nicht glauben wollte, bis er selber dem Auferstandenen begegnet war. Dann aber sprach er mit innerer Überzeugung und voll Dankbarkeit: „Mein Herr und mein Gott!“ Eigentlich müssen wir dem Apostel Thomas dankbar sein dafür, dass er genau nachgefragt hat. Er hat nicht gezweifelt um des Zweifels willen, sondern um Sicherheit zu erlangen. Und Jesus hat sich ihm ganz persönlich zu erkennen gegeben! Thomas durfte die Hände und die Seite Jesu berühren; er wurde zum Zeugen der Verherrlichung des Herrn. Die Wunden Jesu sind nun zu Zeichen des Sieges und der Rettung geworden.

Der Auferstandene beschenkt seine Jünger und das heißt seine Kirche, also auch uns alle, mit dem Heiligen Geist. Dieser wird dann am Pfingstfest in Fülle ausgegossen, unter Feuerzungen und mit Sturmesbrausen. Für jetzt aber haucht der Auferstandene seine Jünger an. Denn „Hauch“ bedeutet im Griechischen dasselbe wie „Geist“, also „pneuma“. Der Heilige Geist ist die dritte göttliche Person: er ist gleichsam der Liebeshauch zwischen Gott Vater und Gott Sohn. In diesem Geist wurde Jesus Christus von den Toten auferweckt, und auch wir sind im Heiligen Geist getauft worden auf den Tod und auf die Auferstehung Christi zum ewigen Leben mit Gott. Halleluja!

Heute feiern wir den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit. Dies zeigt sich im Auftrag Jesu, in seiner Vollmacht, mit der er seine Apostel ausstattet. Sie sollen den Menschen in seinem Namen die Sünden vergeben oder auch – bei fehlender Umkehrbereitschaft – sie ihnen behalten. Hier liegen die Ursprünge des Bußsakramentes, welches Jesus eingesetzt hat!

Manche Menschen sagen zwar: Nur Gott kann Sünden vergeben, und dies ist auch richtig. Wenn nämlich die Nachfolger der Apostel – also speziell die Bischöfe und Priester – im Namen Jesu die Menschen von ihren Sünden lossprechen, dann tun sie dies nicht aus eigenem Vermögen. Der Beichtvater vertritt in diesem sakramentalen Geschehen den auferstandenen Herrn. So ist es Christus, der uns losspricht, wenn wir vor dem Priester die Sünden bekennen!

Was aber bedeutet Sündenvergebung? Es geht um eine Erneuerung des inneren Menschen, um eine geistliche Neuschöpfung für all jene, die sich durch die schwere Sünde von Gott getrennt hatten. Für Menschen mit weniger schweren Sünden ist das Bußsakrament ebenfalls ein Segen, denn hier schenkt uns Gott jedenfalls seine helfende Gnade, damit wir ihm treu bleiben in den Anforderungen des Lebens, damit wir also in der Liebe zu Gott und zum Nächsten leben können.

Kehren wir nochmals zurück zum Osterglauben! Jesus sagt, nachdem Thomas das Bekenntnis zu seinem Herrn und Gott abgelegt hat: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Meint Jesus hier, dass wir leichtgläubig und unkritisch sein sollen? Keineswegs!

Wohl aber gibt es ein „inneres Sehen“, das mehr vermag als das äußere Sehen mit den Augen des Leibes. Auch bei Thomas war letztlich das innere Sehen ausschlaggebend. Er wurde durch das äußere Sehen zum Sehen des Herzens und damit zum Glauben geführt. Wenn wir auf das Wort Gottes bauen, gehen wir nicht in die Irre. Es ist ein verlässliches Fundament unseres Lebens.

Warum ist in den Evangelien von keiner Erscheinung des Auferstandenen an seine heilige Mutter Maria berichtet? Vielleicht deshalb, weil ihr Glaube an den Sohn Gottes so stark war, dass er keiner weiteren Beweise bedurfte. Und doch dürfen wir mit der Tradition der Kirche annehmen, dass Jesus Christus seiner Mutter Maria als Auferstandener begegnet ist. In der Marianischen Antiphon der Osterzeit heißt es: „Freu dich, du Himmelskönigin, halleluja! Den du zu tragen würdig warst, halleluja. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat, halleluja. Bitt Gott für uns, halleluja.“ Amen.