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Predigt:

Worte der Stärkung, Worte des Trostes

33. Sonntag im Jahreskreis C (13.11.2022)

L1: Mal 3,19-20b; L2: 2 Thess 3,7-12; Ev: Lk 21,5-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als im Jahre 70 nach Christus unter Kaiser Vespasian und dessen Sohn Titus als Feldherrn die Römer die Stadt Jerusalem zerstörten und den Tempel verwüsteten – jenen prachtvollen Tempel des Herodes, den die Juden zur Zeit Jesu bewunderten –, da erfüllten sich die prophetischen Worte unseres Herrn Jesus Christus, die wir im Evangelium nach Lukas eben gehört haben. In den sieben Büchern des jüdischen Krieges hat dies der ehemalige Militärkommandant Josephus Flavius ausführlich beschrieben.

Das für viele Angehörige des jüdischen Glaubens bisher Unvorstellbare war eingetreten: Der Tempel Gottes war zerstört, die Stadt Jerusalem verwüstet und jede Aussicht auf politische Freiheit war dahin.

Das an diesem Sonntag verkündete Evangelium nach Lukas hat dennoch eine andere Perspektive: Die Ereignisse liegen ja, so wie sie beschrieben werden, noch in der Zukunft. Und einer Prophetie ist es zu eigen, dass sie die Dinge nur andeutet, die kommen werden. Sie ist eben keine im Voraus erfolgende Beschreibung der Geschichte, wie sie dann tatsächlich ablaufen wird.

Für Jesus geht es auch nicht darum, die Menschen mit irgendwelchen Drohbotschaften zu erschrecken. Er möchte vielmehr seine Jünger auf all das vorbereiten, was kommen wird. Dies tut er, weil er für ihr Heil Sorge trägt: es geht um das ewige Leben, welches allen verheißen ist, die an Jesus Christus als den Herrn glauben und die mit Gottes Gnade in der Verfolgung standhaft bleiben. So betrachtet, sind die Worte des Herrn Worte der Stärkung und der Ermutigung. Es sind Worte des Trostes und echter Hoffnung, freilich auch nicht wiederum Worte der Verharmlosung in der Art, es werde schon nichts Schlimmes geschehen in dieser Welt.

Die Botschaft – und sie ist Frohbotschaft! – lautet vielmehr: Was immer auch geschehen wird, was immer auch zugelassen wird von Gott – ihr braucht euch nicht zu fürchten, wenn ihr auf Gott vertraut. Er behütet und beschützt euch auf eine Weise, dass Jesus im Bildwort sagen kann: „Es wird euch kein Haar gekrümmt werden.“ Gemeint ist: Ohne Zulassung Gottes kann euch nichts Schlimmes widerfahren, und selbst wenn Gott so manches zulässt, wird es euch letztlich zum Heil gereichen und ihr werdet das Leben bei Gott gewinnen.

Wie steht es mit uns? Können wir die Sache abhaken und sagen, uns betrifft das nicht, weil Jerusalem längst zerstört ist und wir nicht dem jüdischen Volk angehören? Nein, keineswegs!

Die Worte Jesu richten sich zwar im unmittelbaren Zusammenhang auf die bevorstehende politisch-religiöse Katastrophe des Jahres 70 nach Christus, doch spricht Jesus selbst vom Ende, das noch nicht sofort kommt. Und er führt weitere Dinge an, wie Kriege, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben sowie gewaltige Zeichen am Himmel.

Unsere Aufgabe ist es nicht, zu spekulieren über mögliche zukünftige Abläufe der Geschichte. Doch die Worte des Trostes und der Ermutigung gelten auch uns: Denn selbst wenn dies alles geschieht und wenn wir vielleicht um des Evangeliums willen missverstanden und verfolgt werden, ist uns der göttliche Beistand verheißen. Der Herr selbst gibt den um seinetwillen Bedrängten die Worte und die Weisheit ein, um sich verteidigen und für das Wort Gottes Zeugnis ablegen zu können. Wichtig ist nur, dass wir unseren Glauben und unser Gottvertrauen nicht aufgeben. Dann gilt auch für uns, dass uns kein Haar gekrümmt werden wird, was immer auch geschieht. Und dies ist wahrhaft eine frohe Botschaft!

Am „Welttag der Armen“ wird heuer die Elisabethsammlung der Caritas durchgeführt. Das Beispiel der heiligen Elisabeth von Thüringen, die aus einer großen Liebe zu Gott und den Menschen, allen Notleidenden nahe war, möge auch uns inspirieren und ermutigen zur tatkräftigen Hilfe für andere! Dann begegnen auch wir Christus dem Herrn. Amen.