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Predigt:

Worauf es ankommt

4. Sonntag im Jahreskreis C (30.01.2022)

L1: Jer 1,4-5.17-19; L2: 1 Kor 12, 31-13,13; Ev: Lk 4,21-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In seiner Heimatstadt Nazareth, wo Jesus aufgewachsen ist, fand er wenig Anerkennung als der von Gott gesandte Messias und Erlöser. Fast abwertend wies man auf seine geringe Herkunft hin: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ (Lk 4,22).

Geht es auch nicht uns manchmal so, dass wir etwas Außergewöhnliches von Gott erwarten und dann manchmal enttäuscht sind, wenn er sich uns ganz anders zeigt? Die Menschen damals wollten nicht wahrhaben, dass Jesus eine besondere Sendung besitzt, die von Gott kommt. Sie hatten überhaupt keine Vorstellung davon, dass Jesus der wahre Sohn Gottes sein könnte. Für die strenggläubigen Juden war es mit dem Eingottglauben schwer vereinbar, dass in Gott drei göttlichen Personen leben: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Jesus aber kannte man von Kindheit an; er galt als der Sohn Josefs, seine Mutter war Maria. Jesus hatte seine Verwandten im Ort, und überdies war er ein Handwerker gewesen – ein Zimmermann. Wie konnte er da der Sohn Gottes sein? Wieso sollte ausgerechnet er, mit dem viele aufgewachsen und bekannt waren, etwas Besonderes sein? So und ähnlich dachten die Menschen in seiner Heimatstadt. Mit Recht sagt Jesus: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“ (Lk 4,24)

Wie groß ist doch immer wieder die Macht der Vorurteile! Wir ordnen Menschen in bestimmte Kategorien ein, wir schubladisieren sie und haben dann ein fixes Bild von ihnen. So aber nehmen wir die einzelnen Menschen gar nicht mehr richtig wahr. Ähnlich ist es auch Jesus ergangen: Gerade jene, die ihn scheinbar gut gekannt haben, gingen in ihrer Einschätzung in die Irre, weil sie nicht bereit waren, sich auf eine neue, von Gott her kommende Sichtweise einzulassen.

In seiner Rede in der Synagoge von Kafarnaum zeigt Jesus auf, dass das Heil Gottes in seiner Person angekommen ist. Als er dann die Skepsis und die Ablehnung seiner Mitbürger spürt, verweist er auf zwei Beispiele im Alten Testament. Auch dort hat Gott in seinem Heilswirken menschliche Grenzen aufgesprengt und überschritten.

Der Prophet Elija wurde zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon gesandt, also in ein Gebiet im heutigen Libanon. Gott sieht auf das Herz dieser phönizischen Frau, die einen großen Glauben besitzt, und erbarmt sich ihrer in der Hungersnot. Und zur Zeit des Propheten Elischa wurde ausgerechnet der Syrer Naaman vom Aussatz geheilt, während viele Aussätzige aus Israel keine Heilung fanden.

Kann diese Botschaft nicht auch uns zum Nachdenken bringen? Wir leben in Österreich bzw. in Europa, das lange Zeit christlich war. Inzwischen haben glaubensfeindliche Denkweisen an Einfluss gewonnen, und doch meinen wir selber immer noch, wir seien die Besseren und etwas Besonderes. In Wirklichkeit ist die Kirche andernorts viel lebendiger als bei uns. In Afrika beispielsweise gibt es viele junge Menschen, die mit Freude ihr Christsein leben und daraus die Zukunft gestalten werden. So gesehen hat unser Kontinent Europa und insbesondere auch unser Land Österreich Anlass, sich im Glauben zu erneuern.

Fangen wir bei uns selber an! Suchen wir die Nähe Gottes im Gebet und rufen wir dabei die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef an! Lesen wir in der Heiligen Schrift und fragen wir uns, was diese Worte für unser Leben bedeuten. Gewiss wird sich vieles zum Guten hin verändern, wenn wir den Einsatz wagen.

Gott ist auf der Seite jener, die ihr eigenes Leben zu einer Gabe der Liebe für andere machen und die sich Gott in allem ganz anvertrauen! Denn das, worauf es wirklich ankommt im Leben, so sagt uns die Lesung aus dem ersten Korintherbrief, ist die Liebe. Sie verbindet uns mit Gott und untereinander lässt uns teilhaben an der Herrlichkeit Gottes im Himmel. Amen.