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Predigt:

Tod, wo ist dein Sieg?

Karfreitag C (15.04.2022)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16 ; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Karfreitag – es ist der Tag des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz! Das Sterben eines Menschen ist ganz allgemein ein Ereignis besonderer Art. Jeder Mensch stirbt nur einmal, und jeder Mensch stirbt sicher einmal – wir sind nur Gast auf Erden.

Weil Jesus Christus, der Sohn Gottes, ein wahrer und wirklicher Mensch geworden ist, hat er in seiner Menschennatur auch all das angenommen, was damit verbunden ist. Auch der Tod gehört zum Leben. Wir sind, was den Leib betrifft, sterbliche Menschen.

Freilich gilt auch, was der Apostel Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom schreibt: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.“

Jesus Christus ist jedoch gekommen, um dem Tod die Kraft zu nehmen, und zwar gerade dadurch, dass er stellvertretend für uns den Tod auf sich nahm und ihn so besiegte.

Der Apostel Paulus hat es im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth so formuliert:

„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ (1 Kor 15,55–57).

Was aber hat den Sohn Gottes bewogen, das Leid am Kreuz und den Tod auf sich zu nehmen? Es war die Kraft unzerstörbarer Liebe. Gott hat uns seinen eigenen Sohn geschenkt, damit wir durch die Hingabe seines Leibes und Blutes am Kreuz von unseren Sünden erlöst und zu Kindern Gottes würden.

In seinem Tod und in seiner Auferstehung hat uns Gott Anteil gegeben an seiner göttlichen Natur und uns als Töchter und Söhne Gottes eingesetzt als Erben des Himmelreiches.

So sehr uns also auch das Los des sicheren Todes bedrückt – wir haben Hoffnung! Unser eigener Tod, der unvermeidlich ist, wird umfangen vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Er ist uns vorausgegangen, ja er stirbt mit uns, um uns Anteil an seiner Auferstehung und Herrlichkeit zu schenken. Wir sind nicht allein; Gottes Liebe umfängt uns und verheißt uns ewiges Leben.

So gesehen ist der Karfreitag ein Tag der Hoffnung und des Trostes, und wir verstehen unsere evangelischen Mitchristen, wenn sie den Karfreitag besonders hoch halten und wünschen, dass er als staatlicher Feiertag begangen werden soll.

Der Blick des Glaubens bleibt nicht beim Kreuz Jesu und bei seinem Grab stehen. Am dritten Tag ist der Herr auferstanden von den Toten!

Und doch braucht es auch die stille Trauer über das Sterben des Herrn (Karsamstag), denn wir werden der Übermacht der Sünde gewärtig, die unseren Herrn und Heiland ans Kreuz geschlagen hat. Jesus aber ließ sich, obwohl ihm so großes Unrecht widerfuhr, in der Freiheit der Liebe am Kreuz festnageln. Indem er sich ganz mit dem Willen des himmlischen Vaters vereinte und sein Leben als Gabe der Liebe Gott darbrachte, bewirkte er unser Heil! Amen.