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Predigt:

Von den Zeichen der Gegenwart Gottes

19. Sonntag im Jahreskreis A (09.08.2020)

L1: 1 Kön 19,9a.11-13a; L2: Röm 9,1-5; Ev: Mt 14,22-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Prophet Elija darf Gott auf dem Berg Horeb begegnen. Auch im Evangelium zieht sich Jesus auf einen Berg zurück, um zu beten. Die Berge sowie die Natur insgesamt sind ausgezeichnete Orte, wo wir durch die Größe und Schönheit der Schöpfung etwas von der Weisheit, Güte und Macht Gottes erahnen, der über allem steht und den wir nicht begreifen, sondern nur dankbar anbeten und verehren können.

Dem Propheten Elija wurde im Voraus angekündigt, dass Gott sich ihm auf dem Berg Horeb zeigen werde. Dieser Erwartung gemäß rechnete Elija mit einem einzigartigen Ereignis von gewaltiger Wucht. Wie es in der Lesung heißt, folgten dann drei Ereignisse, welche die Natur erschütterten: ein bedrohlicher Sturm, welcher Berge zerriss und Felsen zerbrach, dann ein Erdbeben, das alles in Bewegung brachte, und schließlich ein Feuer, welches seine Gewalt zeigte. Es heißt aber dann, dass Gott weder im Sturm, noch im Erdbeben und auch nicht im Feuer war. Was folgte, war ein sanftes, leises Säuseln. Und genau dies war das Zeichen für den Propheten, dass Gott vorüberging und sich ihm offenbarte.

Vielleicht ist es gerade auch in unserem Leben wichtig, dass wir aufmerksam für die kleinen und unscheinbaren Dinge werden. Mitten im Alltag kann uns so Großes geschenkt werden. In der Familie, im Freundeskreis, in der Begegnung mit anderen Menschen, im beruflichen Leben, in der Natur und sogar im Urlaub kann sich uns etwas auftun und eröffnen, was wir bis jetzt übersehen haben. Unser Leben gewinnt von daher eine ganz neue Qualität, und wenn wir es verstehen, die Zeichen der Zeit und unseres Lebens richtig zu deuten, dann gelangen wir vielleicht sogar zur dankbaren Erkenntnis: Gott, der Herr, ist uns nahe! Er schenkt uns seine Liebe, und diese Gnade der Gottesbegegnung soll wirksam werden für unser ganzes Leben. Denn überall dort, wo uns Gott nahe ist, wird unser Glaube gestärkt, wird unsere Hoffnung auf Vollendung wachgehalten und vertieft sich die Gottes- und Nächstenliebe.

Im Evangelium nach Matthäus wird uns eine andere Situation geschildert. Die Jünger Jesu sind mit dem Boot auf dem See Genezareth unterwegs. Es ist Nacht, und sie haben heftigen Gegenwind, was selbst die erfahrenen Fischer und Bootsleute auf eine harte Probe stellt. Vor allem aber fühlen sie sich allein, denn Jesus ist nicht bei ihnen: er hat die Einsamkeit gesucht und betet auf dem Berg. Ja, auch das gibt es im Leben: Erfahrungen und Situationen der Bedrohung, des Ausgesetzt-Seins, der Einsamkeit und Verlassenheit und der bangen Sorge: Wie wird das weitergehen? Kann das noch gut ausgehen?

Und doch zeigt uns gerade das Evangelium dieses Sonntags, dass in der Bedrängnis des Lebens Gott uns näher ist, als wir uns dies vorstellen können. Plötzlich nämlich geht Jesus den Jüngern auf dem See entgegen …! Wie kann das möglich sein? Ist es wirklich der Herr oder täuschen sich die Jünger? Die abergläubischen Jünger meinen sogar, es könne ein Gespenst sein!

Als erster fasst Petrus Vertrauen, denn er erkennt die Stimme des Herrn. Und nun gelingt dem Petrus etwas, was eigentlich gar nicht möglich ist: Er geht dem Herrn über den See entgegen, weil er auf das Wort Jesu vertraut. Alles geht gut bis zu dem Moment, wo Petrus zu zweifeln beginnt; da droht er zu sinken. Doch Jesus gebietet dem Sturm und ergreift die Hand des Petrus, der jetzt gerettet ist.

Auch hier scheint es, als könne dieses Evangelium für uns eine Lehre sein: In der Not und Bedrängnis gilt es auszuharren und auf die Zeichen der Nähe des Herrn zu warten. Wenn er sich uns dann zeigt, wollen wir an die Güte und Macht Gottes glauben und ihm vertrauen. Auf diese Weise werden Dinge möglich, die wir uns selber und anderen nie zugetraut hätten. Das Leben wendet sich zum Guten, und wir erfahren darin die Verheißung des ewigen Heiles!

In wenigen Tagen feiern wir das Hochfest der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel. Bevor Maria durch die Macht Gottes verherrlicht wurde, hat sie hier auf Erden gelebt und ist als Glaubende ihren Weg gegangen. Auch die Erfahrungen des Leidens und der Bedrängnis hat sie mit uns geteilt. In allem aber hat Maria auf die Hilfe Gottes vertraut und ihr Ja-Wort zum göttlichen Willen durchgehalten bis unter das Kreuz. So ist sie die geistliche Mutter all jener geworden, die an ihren Sohn Jesus Christus glauben. Ihrer Fürbitte wollen wir uns selber und alle Menschen, die mit uns verbunden sind, empfehlen. Gott der Vater aber geleite uns durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist zur Fülle des Lebens in der himmlischen Herrlichkeit. Amen.