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Predigt:

Wer glaubt, ist nie allein!

21. Sonntag im Jahreskreis A (23.08.2020)

L1: Jes 22,19-23; L2: Röm 11,33-36; Ev: Mt 16,13-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Wer glaubt, ist nie allein.“ Dies war ein wichtiges Leitwort des vormaligen Papstes Benedikt XVI., das er des Öfteren ausgesprochen und kundgetan hat. So schon bei seiner Amtseinführung am 24. April 2005 und dann auch als Motto bei seinem Besuch in Bayern vom 9.-14. September 2006. Aus diesem Anlass wurde ein Lied komponiert, das sich im „Gotteslob“ findet (Nr. 927) und welches wir in der Pfarre Mühldorf regelmäßig singen.[1]

Dieses Motto und dieses Lied bringen sehr gut all das zum Ausdruck, was wir mit den Lesungen dieses Sonntags und mit dem heutigen Evangelium verbinden.

Als Glaubende brauchen wir einander, denn wir stützen uns gegenseitig, und der Glaube wird von Person zu Person weitergegeben in der Gemeinschaft der Kirche. Wenn wir an die Liebe Gottes glauben, dann sind wir nie allein: Gott ist bei uns durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist, und wir alle gehören zur Gemeinschaft der Glaubenden, zur heiligen Versammlung der Kirche.

Das Lied ist auf diese Weise eine hoffnungsvolle Zusage auch für die Zukunft: Gott geht alle Wege mit uns; er lässt uns nicht allein. Er wird auch morgen und übermorgen mit uns sein mit seiner „Kraft, die Leben schafft“.

Im Evangelium dieses Sonntags geht es um ein zweifaches Bekenntnis: Wer ist Jesus, dem die Jünger folgen? Wer ist Simon Petrus?

Ein Bekenntnis ist mehr als das Ergebnis einer Meinungsumfrage. Wir kennen solche Umfragen aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben. Was hier herauskommt, sind Momentanergebnisse in bestimmten geschichtlichen Situationen. Das Blatt kann sich sehr schnell wenden, wenn die Beliebtheitswerte eines Politikers sich verändern. Eine Umfrage macht noch keine Wahl aus! Doch in der Wahlurne sind wir persönlich gefragt mit unserem Bekenntnis zu einer bestimmten Partei oder zu bestimmten Personen. Da kommt es darauf an, wen wir für die beste Person oder Partei halten, ein Land zu regieren.

Im Glauben ist das noch ausdrücklicher. Unser Glaube ist ein Bekenntnis zum dreifaltigen Gott, der sich uns geoffenbart hat und der uns zum Heil führen will. Jesus fragte seine Jünger zuerst, für wen ihn die Menschen halten würden. Es war sozusagen eine Meinungsumfrage, und das Ergebnis war nach allen Richtungen offen: die einen hielten ihn für Johannes den Täufer, die anderen für Elija oder Jeremia oder sonst einen Propheten. So ungefähr: Genaues weiß man nicht, aber er muss ein Großer sein. Dann aber fragt Jesus nach dem Bekenntnis der Jünger: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Die Antwort gibt Simon Petrus als Sprecher aller übrigen. Es ist ein Glaubensbekenntnis, denn er sagt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16).

Ein solches Bekenntnis kann Petrus nicht aus eigener Vollmacht geben, sondern nur weil ihn der himmlische Vater im Heiligen Geist erleuchtet hat. Es handelt sich also nicht um eine bloß menschliche Meinung, sondern um eine Offenbarung des Vaters im Himmel. Jesus Christus ist wirklich der Sohn Gottes!

Genau dies besingen wir auch in der ersten Strophe des Liedes „Wer glaubt, ist nie allein.“ Denn dort heißt es wörtlich:

„Du bist Jesus, der Sohn Gottes, allen Menschen bist du nah. Zur Freundschaft lädst du uns ein, Leben in Fülle willst du uns sein in Zeit und Ewigkeit!“

Und die zweite Strophe nimmt Bezug auf die Worte, die Jesus im Anschluss an dieses Bekenntnis an den Jünger Simon Petrus richtet: „Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,18)

Im Lied singen wir: „Du rufst Petrus, deinen Jünger, einen Felsen, der uns trägt: Als Fischer, als Menschenhirt, führe zusammen, was sich verirrt, in Zeit und Ewigkeit!“

Gott wollte also in seiner Kirche dafür Vorsorge treffen, dass die Einheit im Bekenntnis des Glaubens stets bewahrt werde. Dies ist die Aufgabe des Simon Petrus und seiner Nachfolger, nämlich des jeweiligen Papstes. Im Namen der ganzen Kirche legt der Nachfolger Petri das feierliche Bekenntnis ab, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. In der Einheit dieses Glaubens sind wir alle versammelt. Dies aber ist ein Werk des Heiligen Geistes.

In diesem Sinn formuliert es das Lied in der dritten Strophe so:

„Du willst Menschen, die dir folgen auf dem Weg, der Liebe heißt. Bleib bei uns mit deinem Geist, Zukunft und Hoffnung er uns verheißt in Zeit und Ewigkeit!“

Wir bauen also auf das Wort Gottes, das uns die Kirche durch den Nachfolger Petri verkündet. Der Heilige Geist erleuchtet und stärkt die Kirche zu allen Zeiten. All dies gibt uns Hoffnung, auch in den jeweils neuen Herausforderungen. In der vierten Strophe des Liedes bekennen wir von Christus:

„Du bist Hoffnung allen Menschen auf den Straßen dieser Welt. Gib Frieden und Einigkeit! Schenk uns die Wahrheit, die uns befreit, in Zeit und Ewigkeit!“

Und dann wird noch Bezug genommen auf die Binde- und Lösegewalt, die dem Petrus von Christus übertragen worden ist. So öffnet Petrus gleichsam die Himmelstür, in die wir einst eintreten dürfen, wenn wir Christus treu nachfolgen. Die eigentliche Tür aber ist Jesus selber, wie das Lied in der fünften und letzten Strophe bekennt:

„Du bist Christus, Tür zum Leben, du gibst alles, du nimmst nichts. Die Liebe ist deine Macht. Bleib, Herr, bei uns bei Tag und bei Nacht in Zeit und Ewigkeit!“

Danken wir Gott dem Herrn, dass wir zu seiner Kirche gehören dürfen, und beten wir für unseren Heiligen Vater, Papst Franziskus. Wir empfehlen ihn der besonderen Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef, des Schutzpatrons der Kirche! Mögen wir alle im Haus Gottes auf Erden eine geistliche Heimat finden als Glaubende und Hoffende und einst im Himmel als für ewig Schauende und Liebende. Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)


[1] Der Text stammt von Hagen Horuba und die Musik mit Satz ist von Christian Dostal. Zur Geschichte der Entstehung dieses Liedes und seinem Inhalt siehe das Liedportrait von Mag. Johann Simon Kreuzpointner.