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Predigt:

Mann und Frau sollen eins sein in der Liebe Christi, des Erlösers

24. Sonntag im Jahreskreis A (13.09.2020)

L1: Sir 27,30-28,7; L2: Röm 14,7-9; Ev: Mt 18,21-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was ist das Geheimnis einer guten Ehe? Wie gelingt es einem Paar, einander das ganze Leben hindurch in Treue und Liebe verbunden zu sein, bis dass der Tod die beiden voneinander scheidet? Die Ehejubiläumsmesse, die wir an diesem Sonntag in der Pfarre Mühldorf-Niederranna miteinander feiern, lädt uns ein, darüber nachzudenken. Wir tun dies mit dem Blick auf die biblischen Lesungen und das Evangelium, welche uns die Kirche in dieser Liturgie vorlegt.

Zuallererst und in allem ist es die Liebe, welche die Einheit der beiden Gatten im Geist und im Fleisch bewirkt. Ein Herz und eine Seele sollen sie sein und immer mehr werden. Die bräutliche Liebe hat Sie als Paar vor den Traualtar geführt. So konnten Sie einander das Eheversprechen geben, welches genauso lautet:

[Anna / Franz,] vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau / als meinen Mann. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.

Als gläubiges Paar haben Sie einander dies versprochen, weil Sie auf die Hilfe Gottes vertraut haben. Denn Gott selbst ist die Quelle und der Ursprung der Liebe, und nur wenn wir unser Leben auf den dreifaltigen Gott ausrichten, dann sind wir auch fähig, unser eigenes Leben zu einer Gabe der Liebe zu machen für jene Menschen, die mit uns verbunden sind. Dies gilt vor allem für den Bund der Ehe.

In der Lesung aus dem Römerbrief heißt es, dass unser Leben Christus dem Herrn gehört. Wir leben und sterben nicht für uns selber, sondern wir leben und sterben für den Herrn. Wir gehören ihm ganz. Dadurch aber werden wir hineingenommen in das Leben Gottes und in seine Liebe. Wir sind mit Christus verbunden im Leben und im Tod und werden Anteil haben an seiner Auferstehung. Wenn ein Ehepaar davon überzeugt ist und sich gemeinsam Gott schenkt, dann empfangen die beiden stets neu die Gnade, auch füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu verschenken. Es ist ein heiliger Bund, der hier begründet wurde; „was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,6).

Wie aber sieht es aus mit der ganz menschlichen Seite der Beziehung? So sehr sich die beiden Geschlechter gegenseitig anziehen und attraktiv finden, so sehr gibt es in einer Partnerschaft auch stets die Herausforderung der Unterschiedlichkeit. Vieles wird als bereichernd und aufbauend erlebt, manches aber auch als störend und belastend. Wie soll ein christliches Ehepaar damit umgehen? Jene, die schon viele Jahre miteinander verheiratet sind, wissen darum. Und sie werden sagen: Wichtig ist es, stets wieder neu zusammen zu finden. Es gibt da und dort Differenzen und Auffassungsunterschiede. Es kann leider auch zu Missverständnissen und Kränkungen kommen, ja zu seelischen Verletzungen, weil wir alle schwache und sündhafte Menschen sind. Doch kraft des Ehesakramentes ist es immer wieder möglich, einander zu verzeihen und neu zu beginnen im Guten.

Die Lesung aus dem Buch Jesus Sirach ruft ganz allgemein dazu auf, jeden Groll und Hass zu überwinden und einander nichts nachzutragen. Gott ist es ja, der sich unser erbarmt, und wenn wir sein Erbarmen für uns erbitten, dann sollen wir auch bereit sein, dem Mitmenschen Verzeihung und Erbarmen zu gewähren. Gilt dies nicht in einer besonderen Weise für Ehe und Familie? Dort, wo man täglich miteinander lebt, ist es wichtig, dass ein vertrauensvolles, von Liebe erfülltes Klima herrscht, wo einer den anderen gelten lässt und alle beitragen zum gemeinsamen Wohl. Wie wäre das möglich, wenn wir einander nicht immer wieder verzeihen würden?

Genau dies ist auch das Thema das Evangeliums nach Matthäus. Anhand eines Gleichnisses legt Jesus dar, dass wir dem Verzeihen keine Grenze setzen sollen. Natürlich ist hier auch vorausgesetzt, dass es beide Seiten ernst meinen mit der Wiederversöhnung. Doch dann gilt, dass wir als Menschen stets auf Gott als den gemeinsamen Herrn blicken sollen. Er vergibt uns in reichlichem Maß, und wir wollten einander unsere Verfehlungen nicht vergeben? Auch im Vaterunser werden wir daran erinnert, wenn wir Gott um Vergebung der Schuld bitten. Auch wir sollen denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind.

Im Ehebund zwischen Mann und Frau wird das Geheimnis der Liebe Gottes zu uns Menschen dargestellt. Die beiden haben teil an der Liebe, mit der sich unser Herr Jesus Christus am Kreuz für uns Menschen hingegeben hat. Christus ist der Bräutigam, der sich hingibt für seine Braut, die Kirche. An diesem Geheimnis der Liebe haben wir alle auf unterschiedliche Weise teil.

Ja, es ist wirklich wahr, wie es der heilige Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika „Redemptor hominis“ (Nr. 10) formuliert hat:

„Der Mensch kann nicht ohne Liebe leben. Er bleibt für sich selbst ein unbegreifliches Wesen; sein Leben ist ohne Sinn, wenn ihm nicht die Liebe geoffenbart wird, wenn er nicht der Liebe begegnet, wenn er sie nicht erfährt und sich zu eigen macht, wenn er nicht lebendigen Anteil an ihr erhält. Und eben darum macht Christus, der Erlöser, wie schon gesagt, dem Menschen den Menschen selbst voll kund. Dieses ist – wenn man sich so ausdrücken darf – die menschliche Dimension im Geheimnis der Erlösung. In dieser Dimension findet der Mensch die Größe, die Würde und den Wert, die mit seinem Menschsein gegeben sind. Im Geheimnis der Erlösung wird der Mensch ‚neu bestätigt‘ und in gewisser Weise neu geschaffen. Er ist neu erschaffen! ‚Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus‘ (Gal 3,28).“

An diesem Tag wollen wir Gott dem Herrn für alles Gute danken; vor allem für das Geschenk seiner Liebe, das die Ehepaare in dieser Feier bezeugen dürfen. Zugleich erbitten wir die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Engel und Heiligen des Himmels für alle Ehepaare und Familien.

Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)