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Predigt:

Die Arbeiter der ersten und der letzten Stunde

25. Sonntag im Jahreskreis A (20.09.2020)

L1: Jes 55,6-9; L2: Phil 1,20ad-24.27a; Ev: Mt 20,1-16a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Lebt als Gemeinde so, wie es dem Evangelium Christi entspricht!“ Diese Aufforderung hat der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi formuliert; wir haben sie in der 2. Lesung gehört.

Das Wort „Evangelium“ bedeutet „gute Nachricht“, „frohe Botschaft“. Der wesentliche Inhalt dieser guten Nachricht aber lautet: Gott hat uns in Jesus Christus von aller Sünde und allem Bösen erlöst und uns in der heiligen Taufe zu Kindern Gottes und Erben des Himmels gemacht. Dementsprechend sollen wir auch leben.

Wenn diese Wahrheit wirklich unser Herz durchdringt, dann können wir gar nicht anders als Boten der Liebe Gottes zu sein! Wer von Freude erfüllt ist, will diese mit anderen teilen. Und wer möchte nicht, dass all jene, die wir lieben, am Guten Anteil erhalten, das wir selber besitzen dürfen?

Die Grundberufung aller, die an Jesus Christus glauben, ist daher missionarisch. Das Zeugnis für die Liebe Gottes vollzieht sich vor allem durch unser Leben. Indem wir mit Gott verbunden sind, dürfen wir jenen Frieden, den wir empfangen, auch an andere weitergeben.

Da kommt aber vielleicht ein Mensch auf uns zu und sagt uns: Es ist ja ganz schön, was Ihr als Christen glaubt. Aber für mich ist das nichts. Ich bin schon zu weit weg, ja ich lebe in vielfältigen Verstrickungen, die mir die Lebensfreude nehmen und mich belasten. Gerade hier antwortet uns die Heilige Schrift, wenn wir in der Lesung aus dem Buch Jesaja die Worte hören, dass unser Gott „groß ist im Verzeihen“ (Jes 55,7c). Das heißt aber dann: Für einen jeden Menschen, der sich bekehren will, gibt es Hoffnung! Es ist nie zu spät umzukehren, solange wir auf Erden leben.

Dieselbe Wahrheit erläutert Jesus im Gleichnis des Evangeliums. Ein Gutsbesitzer lädt schon in der Frühe des Morgens Tagelöhner ein, bei ihm zu arbeiten. Er vereinbart einen Denar mit ihnen. Auch später werden weitere Arbeiter angeworben. Sogar noch in der letzten Stunde kommen einige dazu, die sich etwas verdienen wollen. Dann aber folgt die Auszahlung, und welche Überraschung: Alle erhalten gleich viel, nämlich einen Denar! Ist das nicht ungerecht? Warum werden die einen bevorzugt und die anderen benachteiligt?

Doch Achtung: Dies ist ein Gleichnis für das Himmelreich, nicht eine Anleitung zum guten Wirtschaften oder gar die Ankündigung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Das Himmelreich ist immer ein Geschenk für uns; wir können es uns nicht verdienen, indem wir viel leisten. Und dennoch gilt: Mit der Gnade Gottes sollen wir mitwirken. Gott schenkt uns die Seligkeit des Himmels, doch nur wenn wir bereit sind, sie zu empfangen. Und hier kann es sein, dass jemand sich noch in der letzten Stunde des Lebens hier auf Erden bekehrt und dann wie der rechte Schächer eingehen darf ins himmlische Reich!

Blicken wir auf unser eigenes Leben: Da wird es viele geben, die den Glauben als Kinder von ihren Eltern empfangen haben und die bald nach der Geburt getauft worden sind. Andere wiederum sind vielleicht ohne Glauben und ohne Kirche aufgewachsen und haben später durch einen bestimmten Menschen oder durch ein besonderes Ereignis im Leben hingefunden zu Jesus Christus. Nun aber sind sie dankbar, dass sie glauben dürfen, und sehen ihre Zugehörigkeit zur Kirche nicht als ihr eigenes Verdienst an, sondern als Gnade der Erwählung durch Gott. Zugleich aber wollen sie das weitergeben, was sie empfangen haben.

Und genau dazu, liebe Brüder und Schwestern, sind wir alle aufgerufen: wir alle sollen füreinander da sein. Es gilt, sozusagen ein „Netzwerk der Solidarität“, ja der Liebe zu knüpfen. Dies beginnt im Kleinen, also zuerst in der eigenen Familie. Nicht nebeneinander gilt es zu leben, sondern miteinander. Die täglichen Aufmerksamkeiten der Liebe stärken das Zusammenleben. Und dann werden wir auch fremde Not wahrnehmen und nach Möglichkeiten der Abhilfe Ausschau halten. Ein jeder von uns hat bestimmte Gaben und Charismen; diese sollen wir einsetzen zum Nutzen und Wohle aller. Auf diese Weise geben wir Gott dem Herrn die Ehre, der uns in sein himmlisches Reich berufen hat. Ihm danken wir, und ihn preisen wir – jetzt und in Ewigkeit. Amen.