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Predigt:

Friede sei mit euch!

2. Sonntag der Osterzeit A (19.04.2020)

L1: Apg 2,42-47; L2: 1 Petr 1,3-9; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir Menschen kennen Höhen und Tiefen in unserem Leben. Mitunter sind wir von Sorge erfüllt; auch Angst mag uns bedrängen. So fühlen wir uns unfrei und irgendwie auf knechtische Weise abhängig.

Gott möchte uns nicht in einem solchen Zustand sehen; er will uns nicht niederhalten und behandelt uns nicht wie Sklaven. Vielmehr sind wir Töchter und Söhne Gottes geworden durch die heilige Taufe, die wir empfangen haben. Gott ist unser guter Vater, der in Liebe für uns sorgt. Er schenkt uns die heilige Freiheit der Kinder Gottes und nimmt alle Angst und knechtische Furcht von uns.

In diesen Tagen treibt viele von uns die Sorge vor einer Ansteckung durch das Corona-Virus um, und es ist verständlich und angebracht, wenn medizinische und hygienische Maßnahmen ergriffen werden, um die weitere Ausbreitung und damit den Tod vieler Menschen zu verhindern. Als Christen tragen wir Verantwortung für unsere Gesundheit, und insofern bringen wir auch bis auf weiteres das Opfer, dass öffentliche Gottesdienste derzeit nicht möglich sind.

Mancherorts sind auch bei uns bei den Gottesdiensten jetzt die Türen verschlossen. Dies geschieht nicht aus Furcht vor den jüdischen Autoritäten, vor denen sich die Jünger Jesu versteckten, um nicht überführt und hingerichtet zu werden, sondern aus mehr oder weniger klugen Erwägungen, die sicher gut gemeint sind. Ob es freilich auch das richtige Signal nach außen ist, lässt sich kritisch hinterfragen.

Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht geschenkt, sondern der Hoffnung. Wir sind befreit von Sünde und Tod; Jesus lebt. Er ist wahrhaft auferstanden!

Er hat es sogar geschafft, wie es im Evangelium dieses „Sonntags der Barmherzigkeit“ heißt, die Jünger Jesu zu besuchen, als diese „bei verschlossenen Türen“ (Joh 20,19.26) versammelt waren. Der verklärte und verherrlichte Leib des Auferstandenen kennt keine Grenzen von Raum und Zeit mehr, und so war es unmöglich, dass ihn die Bande des Todes festhielten.

Jesus weiß, dass die Seinen mit der Situation nach seinem Tod am Kreuz überfordert sind und Angst haben. Deshalb kommt er auch in ihre Mitte, und zwar gegen alle Erwartung. Kein Hindernis von außen und keine Angst des Herzens vermag ihn aufzuhalten. Seine Liebe bahnt sich den Weg zu den Menschen. Er spricht die trost- und verheißungsvollen Worte: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,21.26). Er lädt ein, an die Wundermacht Gottes zu glauben, und er sendet die Apostel und Jünger aus, die frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Zur Stärkung in ihrem Dienst stattet er sie mit den Gaben des Heiligen Geistes aus, indem er sie anhaucht. Er verleiht ihnen die Vollmacht, die Sünden zu vergeben. Wahrlich, das Reich Gottes ist angebrochen! Die Todes- und Unheilsmächte haben ihr Daseinsrecht verloren. Christus ist der Sieger; er triumphiert und lässt die Seinen teilhaben an seinem Ostersieg.

Einer konnte es zuerst noch nicht glauben: es war der Apostel Thomas. Bei der Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen war er nicht dabei gewesen. Er wollte nicht bloß auf das Wort der anderen an Jesus glauben; er selbst „musste“ ihn sehen und anfassen. Doch dann glaubte er und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28).

Lasst uns daher frohe Zeugen der Liebe Gottes sein, wie immer sich die äußeren Verhältnisse darstellen. Es gibt keine Ausreden mehr, die uns das Recht geben, uns zu ängstigen oder zu jammern. Christus, der Herr, ist wahrhaft auferstanden! Er lebt, und wir mit ihm. In der Verbundenheit mit dem Herrn dürfen wir leben und einst sterben, um so auch für uns die Teilhabe an der Auferstehung zum Leben zu erwarten.

Die Menschen, mit denen wir zusammenleben oder denen wir begegnen, und sei es auch nur „virtuell“, brauchen uns, und wir brauchen sie. Wir sind alle aufeinander angewiesen. Hier zeigt sich das Kirche-Sein aller Glaubenden: wir sind miteinander verbunden in guten Werken und im Gebet. Auch in den Gottesdienst der heiligen Messe sind alle jene hineingenommen, die sich mit dieser Feier über die Medien und elektronischen Kanäle verbinden. Für den Auferstandenen gibt es keine Grenzen und Schranken. Er hat gesiegt, und er lebt.

Es gibt keinen Grund mehr, aus Furcht vor irgendetwas und irgendjemandem die Türen des Herzens vor der Liebe Gottes zu verschließen. Amen.