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Predigt:

Herr, lehre uns wahrhaft sehen!

4. Fastensonntag A (22.03.2020)

L1: 1 Sam 16,1b.6-7.10-13b; L2: Eph 5,8-14; Ev: Joh 9,1-41


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In diesen Wochen ist es für die meisten von Ihnen aufgrund der nötigen Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung eines heimtückischen Virus nicht möglich, persönlich an der heiligen Messe teilzunehmen und die heilige Kommunion zu empfangen. Vielleicht aber haben Sie die Möglichkeit, über Fernsehen, Radio oder Internet eine heilige Messe mitzufeiern.

Wichtig ist jedenfalls, dass wir nicht aufhören zu beten. Gerade in den Familien sollte das Gebet wieder neu seinen Stellenwert erhalten!

Im Evangelium ist die Rede von der Heilung eines Blindgeborenen durch Jesus. Der Blinde wird nicht nur körperlich geheilt, sondern er findet auch im Herzen auf neue Weise zu Gott. Jesus vermittelt ihm auf wunderbare Weise sowohl die Möglichkeit des leiblichen als auch des geistigen Sehens. So kann er die Machttaten Gottes in dankbarer Weise wahrnehmen und dafür Zeugnis ablegen.

Es gibt Menschen, die zwar mit den Augen ihres Leibes sehen, aber im Herzen blind sind. Jesus ist gekommen, um uns das Licht der Wahrheit zu schenken und von der Blindheit der Seele zu befreien. Der Glaube an Gott ist wie ein Licht, das uns aufstrahlt, wenn wir im Herzen sehend geworden sind. Dieser Glaube öffnet uns den Blick für die Wirklichkeit Gottes.

Ja, Gott ist unter uns anwesend! Er ist da. Es stimmt: Wir müssen gesundheitliche Bedrohungen ernst nehmen und uns davor schützen. Und es ist auch ganz menschlich, dass unser momentanes Denken und Planen davon gleichsam absorbiert ist. Dennoch ist es gerade in seiner solchen Krisenzeit wichtig, den Blick nach oben zu erheben! So wie es in Zeiten des schlechten Wetters hilfreich ist, an die Sonne zu denken, die weiterhin scheint und gewiss wieder sichtbar wird, so wollen wir gerade jetzt nicht vergessen, dass wir Kinder des himmlischen Vaters sind, der uns liebt. All das, was er uns zumutet und vielleicht auch zulässt, soll uns zum Heile dienen!

Auch im mitmenschlichen Bereich ist es wichtig, sich auf positive Dinge zu konzentrieren. Auf diese Weise stärken wir unsere Abwehrkräfte, unser Immunsystem. Unser Denken wurde durch Jesus Christus befreit für die Wahrheit; unser Herz wurde durch die Gnade des Heiligen Geistes verwandelt, sodass wir glauben, hoffen und lieben können. Wir gehen auf Ostern zu, und wir glauben an die Auferstehung. Der Blick auf das Kreuz Christi ist eine Ermutigung und ein Trost, denn unser Herr, der für die Sünden der Menschen gestorben ist, ist am dritten Tag von den Toten auferstanden.

Gott hat uns für das Leben geschaffen und nicht für den Tod. Irdisches Leid ist zwar nicht vermeidbar, und auch den Tod des Leibes müssen wir akzeptieren. Dennoch wartet auf uns Großes und Bleibendes: das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott und allen Engeln und Heiligen im Himmel! Wenn wir daran denken, wollten wir am liebsten jetzt schon inmitten aller Bedrängnis ein „Halleluja“ singen. Ich denke, es wäre keine Sünde es jetzt schon zu tun, obwohl es in der Fastenzeit vielleicht nicht ganz angebracht ist …

Bewahren wir uns also in dieser Zeit der Prüfung den inneren Frieden! Lassen wir uns von Gott erleuchten, damit wir wahrhaft sehend werden. Es gilt, die Mitmenschen in neuem Licht zu sehen und als Brüder und Schwestern in Christus zu lieben. Es gilt auch die Spuren der Liebe Gottes zu entdecken, selbst dann wenn die Strahlen der Sonne nicht immer sichtbar sind.

Der heilige Josef, den wir im Monat März besonders verehren, weist uns hier den guten Weg. Niemals hat er das Vertrauen auf Gottes liebevolle Vorsehung verloren, auch wenn ihm die Zukunft verborgen war und manchmal dunkel erschien. Gott war bei ihm und half dem heiligen Josef, sodass er seine jungfräuliche Gemahlin Maria und das Jesuskind auf einzigartige Weise beschützen konnte. Josef von Nazareth ist der Patron der Kirche; unter seinen Schutz wollen auch wir uns ganz bewusst stellen, damit wir in Einheit mit der Gottesmutter Maria Christus den Herrn als Erlöser erkennen und im Glauben annehmen. Amen.