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Predigt:

Berufen zum Dienst für Gott und die Menschen

4. Sonntag der Osterzeit A (30.04.2023)

L1: Apg 2,14a.36-41; L2: 1 Petr 2,20b-25; Ev: Joh 1,1-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Zum 60. Mal wird heuer der Weltgebetstag für geistliche Berufe begangen, den der heilige Papst Paul VI. im Jahr 1964 während des 2. Vatikanischen Konzils eingeführt hatte. Jedes Jahr veröffentlicht der jeweilige Papst eine Botschaft für diesen Tag.

Das Thema diesmal lautet: „Berufung: Gnade und Mission“.

Die geistlichen Berufe fügen sich ein in das Gesamt aller menschlichen und christlichen Berufungen. Wer von Berufung spricht, nimmt einen Ruf wahr, der an einen ergeht. Dies kann ein menschlicher Ruf sein oder auch ein Ruf aufgrund einer besonderen Situation oder angesichts einer wichtigen Aufgabe, der es nachzukommen gilt. So gibt es verantwortungsbewusste Menschen in allen Lebensbereichen – Frauen und Männer –, die ihre berufliche Aufgabe auch als Berufung sehen, indem sie für andere da sind oder sich einem wichtigen Anliegen widmen. Denken wir an Pflegeberufe, an soziale Aufgaben, aber auch an den Dienst am Gemeinwohl in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt sowie in besonderen Bereichen. Auch wissenschaftliche Aufgaben gehören dazu. Nicht zuletzt darf auch der Mensch, der mit seiner Hände Arbeit tätig ist, einer Berufung nachkommen, wenn er seine Arbeit als wichtig und sinnvoll erlebt. Vergessen wir auch nicht die Tätigkeit in der Land- und Forstwirtschaft und insbesondere in der Familie als Lebenszelle der Gesellschaft. Eigentlich kann jeder Beruf auch als Berufung angesehen werden, indem wir einem inneren oder äußeren Ruf folgen und uns einsetzen für die Mitmenschen und für Ziele, die sich lohnen und über das Streben nach dem eigenen Vorteil hinausgehen!

Dennoch: Wer glauben darf, kann vielleicht auch einen besonderen, persönlichen Ruf Gottes vernehmen. Und dann tut die jeweilige Person das, was ihr aufgetragen ist, aus einer tiefen Liebe zu Jesus Christus und im Geist des Dienstes an den Mitmenschen. Auf diese Weise wird im beruflichen Leben Gott verherrlicht. Eine ganz neue Qualität ergibt sich von daher für alles, was wir tun, wenn wir wissen, es trägt bei zur Ehre Gottes und zum Wohl und Heil der Menschen. Auf diese Weise darf der Mensch, der seiner Berufung nachkommt, im Herzen eine tiefe Erfüllung und ein großes Glück erfahren. Das Leben ist sinnvoll, ja es hat eine Perspektive nicht nur für diese Erdenzeit, sondern für die Ewigkeit!

Und ein letzter, aber doch wesentlicher Blick richtet sich auf die geistlichen Berufe als solche: das ist zum einen der Dienst der Geweihten im Diakonen-, Priester- und Bischofsamt. Aber auch das Leben in einem Orden bzw. Kloster oder in einer von der Kirche anerkannten geistlichen Gemeinschaft gehört dazu. Wer nach reiflicher Überlegung und im Gebet dazu Ja sagen kann, dass Gott diese Person ruft, muss im Herzen ganz frei sein zur Ganzhingabe an Gott und die Menschen. Halbheiten bringen hier nichts, sondern machen einen nur unglücklich. Was zählt, ist das Maß der Liebe, die wir im Herzen tragen und im Leben zu verwirklichen suchen. So hat die heilige Therese von Lisieux voll Freude erkannt und bejaht, dass ihre Berufung ist, im Herzen der Kirche gleichsam die Liebe darzustellen. Auf diese Weise gewinnt alles einen besonderen Wert, was diese Person tut. Und gerade im Gebet für andere liegt eine besondere Kraft, die Welt zum Guten hin zu verändern!

Beten wir insbesondere um Priesterberufungen – auch und gerade in unserer Diözese St. Pölten. Vor einer Woche wurde im Stift Seitenstetten ein junger Mönch zum Priester geweiht. Auch wenn in der heutigen Zeit auf einen Priester viele Aufgaben zukommen und all dies mit einer großen Verantwortung verbunden ist: Es ist dennoch ein erfüllender Beruf, der mit Gottes Gnade auch lebbar ist.

Rufen wir die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef an, dass wir als Menschen hellhörig werden für den Ruf Gottes, der an uns persönlich ergeht. Dann folgen wir Jesus Christus, dem guten Hirten, nach! Amen.