Predigt:
Der Blick über das Grab hinaus
Allerseelen A (02.11.2023)
L1: 2 Makk 12,43-45; L2: 1 Thess 4,13-18; Ev: Joh 11,17-27 oder L1: Ijob 19,1.23-27; L2: Röm 8,14-23; Ev: Joh 14,1-6 oder L1: Jes 25,6a.7-9; L2: Phil 3,20-21; Lk 7,11-17
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Allerseelen – dieser kirchliche Festtag ist dem Gedenken aller unserer lieben Verstorbenen gewidmet, für die wir beten und die heilige Messe feiern!
Anlässlich von Allerheiligen und Allerseelen wird uns die eigene Vergänglichkeit und Sterblichkeit neu bewusst. Dem Leiden, dem Sterben und dem Tod können wir letztlich nicht ausweichen. Er wird auch uns einmal heimsuchen, ob wir dies wollen oder nicht – der Tod findet uns irgendwann, eben zur „letzten Stunde“.
Und doch ist Allerseelen ein Fest der gläubigen Hoffnung und Zuversicht. Denn der Blick auf das Grab ist zugleich ein Blick darüber hinaus!
Vordergründig nehmen wir wahr, dass mit dem Tod das Leben hier auf Erden endet. Die unsterbliche Seele hat sich vom Leib getrennt, und der Leichnam bzw. die Urne wird ins Grab gesenkt. Und doch hat uns Gott nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift für das Leben geschaffen, und er will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er umkehrt und lebt!
Als getaufte Christen sind wir mit unserem Herrn und Erlöser verbunden im Leben, im Tod und in seiner Auferstehung. Ewiges Leben ist uns verheißen in der Gemeinschaft mit Gott. Der Himmel ist der Ort und Zustand der seligen Verbundenheit mit Gott, unserem Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher. Die Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht wird uns zutiefst erfüllen und uns in der Gemeinschaft der Heiligen verbinden. Wenn dann bei der Vollendung der Welt auch der Leib in Herrlichkeit auferweckt wird, steht dem unverlierbaren Glück in der Gemeinschaft mit Gott nichts mehr entgegen. Gott hat uns aus Liebe erschaffen und erlöst; er beruft uns zur Vollendung in der Gottes- und Nächstenliebe im himmlischen Paradies.
Was aber ist mit jenen Menschen, die im irdischen Leben zwar guten Willens waren, aber es doch immer wieder an dem fehlen haben lassen, was zu einem wahrhaft christlichen Leben nötig ist? Die Kirche erinnert uns hier an das Purgatorium, also an den Reinigungsort, der auch Fegefeuer genannt wird. Damit ist gemeint, dass der Mensch, welcher in der Freundschaft mit Gott stirbt, jedenfalls gerettet ist. Doch ist noch eine gewisse Reinigung oder Läuterung von Sünden und den damit verbundenen Folgen (den sogenannten Sündenstrafen) verbunden. Im Licht der Liebe Gottes werden alle noch belastenden Dinge gleichsam hinweggeschmolzen. Die Seele wird auf diese Weise ganz mit der göttlichen Liebe erfüllt und darf dann eintreten ins himmlische Reich.
Wir aber, die wir noch auf Erden leben, wollen für alle unsere lieben Verstorbenen beten. Gott nehme sie auf in sein himmlisches Reich! Er verzeihe ihnen ihre Sünden und läutere sie, sodass sie in wahrer Heiligkeit sein Angesicht schauen im ewigen und seligen Leben bei Gott.
Wir brauchen den Tod nicht zu fürchten; er ist ein Übergang und für alle in der Verbundenheit mit dem Erlöser Jesus Christus wie ein Tor in die Ewigkeit. Dort aber erwartet uns das Leben in seiner gottgeschenkten Fülle und Herrlichkeit. Amen.