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Predigt:

Im Kind von Bethlehem wird uns die Liebe Gottes offenbar

Hochfest der Geburt des Herrn (Christmette) A (24.12.2016)

L1: Jes 9,1-6; L2: Tit 2,11-14; Ev: Lk 2,1-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt.“ (Jes 9,5)

Mit diesen Worten aus dem Buch Jesaja gibt uns die erste Lesung der Messe von „Weihnachten – In der Heiligen Nacht“ das Thema vor: Gottes Sohn ist als Mensch unter uns erschienen; er wurde im Stall von Bethlehem geboren aus Maria, der Jungfrau.

Mit der Geburt des Sohnes Gottes „ist uns das wahre Licht aufgestrahlt“, wie es im Tagesgebet heißt. Denn alles Dunkel und alles Übel der Welt gehört der Vergangenheit an. „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Todesschatten wohnten, strahlte ein Licht auf.“ (Jes 9,1)

Ja, vor 2000 Jahren, ist im Kind von Bethlehem etwas Einzigartiges geschehen: Gott sagt unwiderruflich Ja zu uns Menschen, indem er einer von uns wird. Er hat unser Menschsein angenommen, damit wir Anteil erhalten an seinem göttlichen Leben, wenn wir an den Sohn Gottes glauben, den er uns gesandt hat.

Es ist eine unerhörte Provokation und zugleich ein unüberbietbares Geschenk: Im kleinen Kind Jesus blickt Gott uns an. Der Allmächtige wird zum hilflosen Kind, das unsere Liebe braucht; der Übermacht der Gewalt und dem Unrecht in der Welt wird die Unschuld des Jesuskindes entgegen gestellt. Er ist das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt!

Was aber ist zu sagen angesichts der Bedrohungen durch Krieg, Unheil und Gewalt? Ist dort die Botschaft von der Menschwerdung Gottes noch nicht angekommen? Genau so scheint es. Und dennoch: Überall dort, wo wir uns im Glauben dem menschgewordenen Sohn Gottes öffnen, geschieht etwas Neues. Dort kehren Liebe und Frieden ein; dort wird die Gewalt wenigstens ein Stück weit zurückgedrängt und überwunden.

Die geschaffene Welt ist durch das ewige Wort, den Logos, ins Dasein getreten, und alles wird in seiner Existenz und in seinem Wirken von Gottes Schöpfermacht erhalten. So ist also die zweite göttliche Person, die dann Mensch wird, schon vorher am Werk. Geoffenbart wird der Sohn Gottes erst, als die Jungfrau Maria dem Engel Gabriel gegenüber ihr Ja-Wort spricht. Nun ist Gott wirklich bei uns angekommen; er ist einer von uns und teilt das Menschsein mit uns.

Wenn wir von Gott in dieser Weise beschenkt sind, dann dürfen wir diese Liebe weitergeben an unsere Mitmenschen! Unsere Herzen werden durch die Liebe Gottes im Kind von Bethlehem erlöst und befreit von Egoismus und Kälte. Wie das Jesuskind uns von der Krippe aus seine Hände entgegenstreckt, so können und sollen auch wir unseren Mitmenschen die Hände reichen, indem wir den Frieden nach Kräften fördern. All dies geschieht aus einem großen Vertrauen auf Gott, der die Seinen auch in der Not nicht verlässt. Unser Glaube verweist uns auf das wahre Licht, das in dieser Nacht in Bethlehem erschienen ist: auf Christus, den Herrn! Er ist der Erlöser aller Menschen und schenkt uns das ewige Heil in der Anschauung Gottes im Himmel. Amen.