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Predigt:

Das Testament der Liebe Christi

Gründonnerstag A (09.04.2020)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir wissen uns in diesem Jahr mit vielen Menschen verbunden, die selber gerne in einer Kirche die Gottesdienste der Karwoche und der Ostertage mitfeiern wollen, daran aber durch die massiven Einschränkungen des öffentlichen und kirchlichen Lebens gehindert sind. Sie alle sind uns in geistiger Weise präsent, und gemeinsam vollzieht die Kirche als das pilgerndes Gottesvolk hier auf Erden die heilige Liturgie. Wir beten Gott an und danken ihm, wir bitten ihn um Verzeihung unserer Schuld und tragen vielfältige Bitten vor ihn, damit er uns erhöre – gerade auch in der gegenwärtigen Not durch die Corona-Krise!

Am Gründonnerstag feiert die Kirche die Messe vom Letzten Abendmahl.

Das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Aposteln war in mehrfacher Weise bedeutsam. Es war die Stunde des feierlichen Abschieds Jesu vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung. An diesem Abend feierte er mit den Seinen gemäß jüdischem Brauch das Paschamahl (vgl. Lk 22,15).

Zugleich aber geschieht Neues: Er vertraut seiner Kirche „das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes“ an und stiftet „das Gastmahl seiner Liebe“, wie es im Tagesgebet der Messe vom Letzten Abendmahl heißt. Zur Veranschaulichung dessen, was diese Liebe Gottes bewirkt, vollzieht Jesus den Ritus der Fußwaschung.

So steht also Jesus einerseits ganz in der Tradition des Alten Bundes. Doch indem er den Sinngehalt des Bisherigen zur Erfüllung bringt, übersteigt er dessen Grenzen im Neuen und Ewigen Bund. Von nun an ist es das Blut Jesu selbst, des Gotteslammes, welches die Menschen mit Gott versöhnt und Einheit und Frieden stiftet. Im Letzten Abendmahl wird das Opfer am Kreuz schon sakramental gegenwärtig. Jesus aber trägt seinen Aposteln auf: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11,24.25). Diesem Testament der Liebe bemüht sich die Kirche durch die Jahrhunderte hin zu entsprechen, wenn sie getreu dem Auftrag Jesu die heilige Eucharistie feiert.

Bei jeder Feier der heiligen Messe ist also dieser doppelte Sinngehalt zu beachten: Wir verkünden den Tod und die Auferstehung Christi, und Jesus Christus selbst vergegenwärtigt durch den Dienst des Priesters für das Volk Gottes das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes. Bemerkenswert ist hier der Zeitfaktor: Das Letzte Abendmahl findet vor dem tatsächlichen Tod Jesu am Kreuz statt und macht dennoch seine kommende Opferhingabe schon gegenwärtig. In der heiligen Messe jedoch geschieht die sakramentale Vergegenwärtigung des Todes und der Auferstehung Jesu im Nachhinein: in der Weise eines Gedächtnisses des ein für allemal um unseres Heiles willen von Gott angenommenen Opfers Christi am Kreuz.

Wir selber sind eingeladen, uns bei jeder heiligen Messe mit der Opferhingabe Jesu Christi zu verbinden. Schon die Gabenbereitung deutet dies an: Brot und Wein, die zum Altar gebracht werden, damit sie zum Leib und Blut Christi werden, stehen für all das, was wir Gott schenken dürfen: letztlich ist es unser ganzes Leben, das wir ihm anvertrauen, damit Gott auch unser Herz in seiner Liebe verwandelt.

Dann aber werden wir fähig und bereit zum Dienst an den Mitmenschen, wo immer wir gebraucht werden. Die Fußwaschung war ein sichtbarer Ausdruck dieser Dienstbereitschaft Jesu für uns, und wenn wir ihm nachfolgen, dann wollen auch wir uns den Brüdern und Schwestern in Not zuwenden. Manche tun dies in diesen Tagen auf ganz heroische Weise; für sie wollen wir besonders beten.

Möge Gott der Herr alle segnen, die sich seiner Liebe anvertrauen! Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Engel und Heiligen des Himmels begleite uns dabei. Amen.