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Predigt:

Das Testament seiner Liebe

Gründonnerstag A (06.04.2023)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am Abend vor seinem Leiden und Sterben am Kreuz feierte Jesus mit seinen Aposteln das Letzte Abendmahl. Dabei setzte er die heilige Eucharistie ein und gab den Auftrag an seine Apostel und ihre Nachfolger: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Im Johannes-Evangelium wird berichtet, dass Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Er wollte ihnen ein Beispiel des Dienens geben. Wenn er, der Herr und Meister, sich zu einem derartigen Sklavendienst erniedrigt, dann sollen auch die Jünger Jesu bereit sein, ihren Mitmenschen in Liebe zu dienen.

Beide Geheimnisse – die Fußwaschung und die Einsetzung der heiligen Eucharistie – gehören zusammen. Jesus zeigt den Aposteln und auch uns, dass es das eine ohne das andere nicht geben kann. Natürlich heißt dies nicht buchstäblich, dass wir überall am Gründonnerstag die Fußwaschung vollziehen müssen – obwohl auch dies tatsächlich in der Liturgie einen Platz hat.

Wichtig ist aber der Geist des Dienens, der sich dann im Alltag auswirkt.

Wir können nicht einfach Eucharistie feiern ohne diese gegenseitige Dienstbereitschaft. Insbesondere sind die Bischöfe als Nachfolger der Apostel sowie die Priester und Diakone als ihre Mitarbeiter eingesetzt zu einem heiligen Dienstamt an den getauften Christen: Es geht ja um die Heiligung, und hier dürfen die Apostel und ihre Nachfolger gleichsam lebendige Stellvertreter des Herrn sein, denn in seiner Person feiern die Bischöfe und Priester die Eucharistie. In der Person Christi werden auch die übrigen Sakramente gespendet.

Für den geweihten Amtsträger ergibt sich daraus aber eine strengere Verpflichtung als für gewöhnlich, nach Heiligkeit zu streben. Wo dies nicht der Fall ist und statt dem Geist des Dienens das Herrschen obsiegt, haben wir es mit Klerikalismus zu tun. Dieser Ungeist kann nicht nur Priester, sondern auch Laien erfassen, wenn es uns in der Kirche nicht mehr um Christus selbst geht und um die Anbetung und Verherrlichung Gottes, sondern um unsere eigene Befindlichkeit im Herrschen über andere, anstatt ihnen zu dienen.

Der Gründonnerstag ist auch ein Anlass, Christus den Herrn um gute Priester zu bitten! Er möge jene ermutigen und mit Kraft erfüllen, die er erwählt hat. Priester und Laien aber sollen stets in Liebe zusammenwirken, um auf diese Weise dem Heil der Seelen zu dienen und Gott die Ehre zu geben.

Wir rufen auch die Gottesmutter Maria an, die Mutter aller Priester! All dies brauchen wir: gute Ehen und gute Familien, aber auch Priester, Diakone und Ordensleute sowie pastorale Mitarbeiter, denen der Einsatz für das Reich Gottes ein persönliches Anliegen ist.

Wir wollen Christus, dem Herrn, danken, dass er uns in der heiligen Eucharistie das größte Geschenk gemacht hat, das möglich ist: Er hinterlässt uns seinen heiligen Leib und sein Kostbares Blut, seine Gottheit und seine Menschheit unter den Gestalten des Brotes und Weines. So empfangen wir als Frucht des Kreuzesopfers, welches im Messopfer vergegenwärtigt wird, die Speise für das ewige Leben, Christus, den Herrn.

Kommt, lasset uns anbeten! Amen.