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Predigt:

Gottes Sohn hat die Arbeit erlöst und geheiligt

Josef, der Arbeiter A (01.05.2020)

L1: Gen 1, 26 - 2, 3 oder Kol 3, 14-15.17.23-24; Ev: Mt 13, 54-58


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der 1. Mai ist der „Tag der Arbeit“. Auch die Kirche kennt einen hervorragenden Patron der Arbeiter. Es ist der heilige Josef von Nazareth, der jungfräuliche Gemahl Marias, die uns Jesus Christus, den Erlöser, geboren hat.

Am Anfang der Heiligen Schrift, im alttestamentlichen Buch Genesis, heißt es über die ersten Menschen, die Gott geschaffen hatte: „Gott, der Herr, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte.“ (Gen 2,15) Und vorher hieß es, dass der Mensch sich die Erde unterwerfen, vom Ertrag ihrer Pflanzen und Bäume leben und auf diese Weise eine königliche Herrschaft ausüben sollte (vgl. Gen 1,26–29).

All diese Worte, im rechten Zusammenhang gelesen, bringen gut zum Ausdruck, dass der Mensch zur Mitarbeit an Gottes Schöpfungswerk berufen ist. Er soll sozusagen als Gottes sichtbarer Stellvertreter auf Erden Sorge tragen für Gottes gute Schöpfung. Diese ist ihm anvertraut wie ein Garten, den es zu bebauen und zu behüten gilt.

Jede Willkür, jede Herrschsucht, jede Manipulation der Schöpfung sowie ihre mutwillige Zerstörung sind hier ausgeschlossen. Nicht der Mensch ist der Schöpfer, sondern Gott allein. Die wunderbare Vielfalt und Ordnung aber, die wir vorfinden, sind nicht das Ergebnis einer „blinden Evolution“, sondern Ausdruck der Weisheit, der Allmacht und der Liebe Gottes. Im Kleinsten wie im Größten wird Gott verherrlicht und erweist er uns seine Güte und Liebe! Wir Menschen aber dürfen dies in Dankbarkeit annehmen und uns der Schöpfung Gottes freuen.

Durch die Sünde der ersten Menschen – Adam und Eva – trat ein Bruch und eine Trübung im harmonischen Verhältnis des Menschen zu Gott ein. Die Freundschaft zu Gott wurde vonseiten des Menschen aufgekündigt. Der Mensch wollte Gott gleich sein und misstraute Gott. Er glaubte dem Versucher, der in Gestalt einer Schlange auftrat, und aß von der verbotenen Frucht. Als Konsequenz dieser Sünde erkannte der Mensch, dass er nackt war, und Adam und Eva versteckten sich vor Gott.

Eine traurige Folge der ersten Sünde ist es, dass sich der Ackerboden, von dem der Mensch leben soll, nun als widerspenstig und feindselig erweist. Der Erdboden sei wegen der Sünde des ersten Menschen verflucht, heißt es im selben Buch Genesis: „Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.“ (Gen 3,17). Hier hat sich also auch der Charakter der Arbeit geändert: Was im Paradies ein freudiger Ausdruck der Mitarbeit an Gottes guter Schöpfung war, wird nun zur Mühsal und Beschwernis, von welcher der Mensch erlöst werden will. Die Arbeit hat durch den Menschen selbst ihre Unschuld verloren und kann den Menschen von sich selbst entfremden, wenn er sie auf knechtliche Weise erlebt und erfährt. Die Erde als Jammertal! Das ist eine ganz neue Erfahrung für die ersten Menschen.

Und doch verlässt Gott die Menschen nicht: Er verheißt einen Erlöser, der geboren wird aus einer Frau und der der Schlange das Haupt zertreten wird (vgl. Gen 3,15). Es ist Jesus Christus, welcher dann in der „Fülle der Zeit“ geboren wurde von Maria, der Jungfrau (vgl. Gal 4,4). Der heilige Josef ist der väterliche Beschützer des Jesuskindes, und er hat den jungen Jesus in die Welt der Arbeit eingeführt. Jesus galt als „Sohn des Zimmermanns“ (Mt 13,55) und auch selber als „Zimmermann“ (Mk 6,3).

Indem der Sohn Gottes sich nicht scheute, durch seiner Hände Arbeit den Lebensunterhalt zu sichern, hat Gott selbst die Arbeit erlöst und geheiligt. Nunmehr soll sie wiederum ganz der Verherrlichung Gottes und dem Dienst an den Menschen gewidmet sein. Die Arbeit ist eine hervorragende Weise, die eigenen Talente und Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Auch dort, wo sie mühsam ist, hat sie teil am Erlösungswerk Christi.

Möge der heilige Josef, der Patron der Arbeiter, alle arbeitenden Menschen vertraut machen mit dem Geheimnis der Erlösung, welches die Arbeit der Menschen auf jene Ziele hinlenkt, die es wirklich verdienen. Auf diese Weise können wir das verlorene Paradies ein Stück weit auf die Erde zurückholen. Die Vollendung jedoch erwarten wir im Himmel, im endgültigen Reich Gottes, wohin uns Gott in Frieden aufnehmen möge, wenn er uns einmal zu sich ruft in der Stunde des Todes. Amen.