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Predigt:

Liebe bis in den Tod - aus ihr erblüht das Leben

Karfreitag A (10.04.2020)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Karfreitag hat jedes Jahr ein eigenes Gepräge – und in diesem Jahr besonders, wo wir alle unter den Auswirkungen der Corona-Krise leiden. Der Blick auf das Kreuz Jesu Christi vermag uns zu trösten und Hoffnung zu geben!

Wie ist es möglich, dass der Sohn Gottes all sein Leiden und Sterben so geduldig auf sich genommen hat? Gerät hier nicht die ganze Welt aus den Fugen, wenn es so weit kommt oder kommen „musste“, dass Gott selbst als Mensch einer von uns wird und als solcher auch leiden und sogar am Kreuz sterben wollte?

Die Botschaft von der rettenden Liebe Gottes wäre sicher nicht bei uns angekommen, wenn Gott nicht diesen außergewöhnlichen und für manche wie ein Ärgernis erscheinenden Weg gewählt hätte. Nur so aber, indem Gott als Mensch all das Unsrige mit uns teilt und den Weg der Menschen bis in das Leiden und in den Tod mit uns geht, zeigt er uns und beweist er uns durch die Hingabe seines Lebens, wie sehr er uns liebt. Nicht Grausamkeit ist es, sondern Liebe, welche Gott den Vater dazu bewogen hat, seinen Sohn in diese Welt zu senden und im Heiligen Geist die Menschen durch das Erlösungswerk Christi wieder zu Gott heimzuführen.

Auf die Todesverfallenheit der Menschen und ihren Zustand der selbstverschuldeten Trennung von Gott antwortet dieser Gott nicht mit einem Weniger an Liebe oder mit einer Aufkündigung jeglicher Gemeinschaft, sondern mit dem Höchstmaß seiner Hingabe aus Liebe. Die Torheit des Kreuzes erweist sich auf diese Weise unendlich erhaben über alle Vorstellungen der Menschen, die sich ihrer Weisheit und Klugheit rühmen.

Das alles sollte uns zu denken geben, ja innerlich ergreifen, vielleicht sogar erschüttern und aufrütteln. Wo stehe ich in meinem Leben? Lasse ich mich von der Liebe Gottes ansprechen? Oder schließe ich mich ein in mein eigenes Ich wie in ein Schneckenhaus, um dann am eigenen Egoismus zugrunde zu gehen?

Die Botschaft vom gekreuzigten und auferstandenen Erlöser vermittelt uns Heil und Hoffnung. Sie zeigt uns: es gibt einen Ausweg für jedes Elend in dieser Welt, eine Rettung aus der Abgründigkeit menschlicher Schuld, die eigentlich unvorstellbar ist. Doch bei Gott ist nichts unmöglich! Oh du Mensch mit einem harten Herzen: lass Dich von der Liebe ergreifen und ansprechen! Öffne dich gegenüber Gott, so wie die Natur sich jetzt öffnet für die Strahlen der wärmenden Sonne und so zu ihrer vollen Schönheit erblüht. Auch uns ist Großes verheißen: Gott stellt uns in unserer ursprünglichen Reinheit und Heiligkeit wieder her; ja er schenkt uns eine Hoffnung, die über den Tod hinaus Bestand hat. Die Auferstehung Christi und seine Verherrlichung lassen auch uns aufblicken zum Himmel, denn Gott möchte uns in seinem Reich für ewig vollenden.

Trauen wir es Gott zu, dass er unser Leben in seiner Liebe begleitet und zum Guten hin lenkt. Auch die gegenwärtige Corona-Krise wird vorübergehen. Möge es uns geschenkt werden, dass wir durch das Leiden und alle Prüfungen in der Liebe wachsen. Denn darauf kommt es letztlich an: auf die Vollkommenheit unserer Liebe. Hier aber zeigt uns das Kreuz Jesu Christi und seine Auferstehung von den Toten, was Liebe vermag. Im Tode bleibt sie siegreich und erblüht zu ewigem und herrlichem Leben. Amen.